Stefan Waggershausen: "Ich bin rundum glücklich und zufrieden"

Songwriter Stefan Waggershausen veröffentlicht heute das Video zu seiner dritten Single "Hank Williams" aus seinem aktuellen Album "Aus der Zeit gefallen". Im Interview verrät er, warum er nur noch macht, worauf er wirklich Lust hat.
von  (rto/spot)

Stefan Waggershausen (70) ist ein musikalischer Tausendsassa, der vielen wohl eher als Songwriter für Film, Fernsehen und andere Künstler bekannt ist. Doch mit seinem neuen Solo-Album "Aus der Zeit gefallen" kehrte er im Februar nach neunjähriger Abstinenz wieder ins Rampenlicht zurück. Heute erscheint das Video zur dritten Single-Auskopplung "Hank Williams".

Mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach Waggershausen darüber, wie er mit Otto Waalkes (70) zwei Tage lang nur Beatles-Song spielte, was sein Musiker-Herz sonst noch so höherschlagen lässt und über Perfektionismus.

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Ihr neues Album heißt "Aus der Zeit gefallen". Warum empfinden Sie es so, dass Ihre Musik aus der Zeit gefallen ist?

Stefan Waggershausen: Erstens hat es mal wieder ziemlich lange gedauert, bis ich ein neues Album veröffentlicht habe. Aber ich habe natürlich nicht nichts gemacht. Ich war immer in Sachen Musik am Start, habe mich aber nur mit anderen Projekten beschäftigt. Zweitens, wenn man die frühere Musikproduktionsweise mit heutigen Standards vergleicht, bei denen die Budgets ständig kleiner werden und immer sehr schnell produziert werden muss, habe ich eben ausschließlich "old fashioned" produziert. Kein Sample, nur echte Instrumente und ja, sehr detailverliebt arrangiert. Teilweise habe ich die Songs auch immer wieder in verschiedenen Versionen aufgenommen, was einige meiner Mitmusiker wahrscheinlich etwas irre gemacht - das alles macht es für mich "Aus der Zeit gefallen".

Auf dem Album ist sogar ein Duduk zu hören...

Waggershausen: Ich kannte das Instrument bis dahin gar nicht. Aber ich hatte einen großartigen Mundharmonika-Spieler im Studio, der bei meiner aktuellen Single "Hank Williams" mitspielt. Der hat mich mit Duduk bekannt gemacht. Ich liebe es, neue Instrumente zu entdecken und Musik-Kulturen und Menschen zusammenzubringen.

Sie sind ein Perfektionist. Ist ein Song bei Ihnen überhaupt jemals fertig?

Waggershausen: Gute Frage, wahrscheinlich ist ein Lied nie komplett fertig. Aber Bob Dylan singt seine Songs auch jedes Mal anders und in einer anderen Version. Bei meinem neuen Album habe ich den ersten Song, "Die Drinks sind getrunken", ein sehr düsteres Lied, in fünf oder sechs völlig unterschiedlichen Versionen aufgenommen.

Sie haben mit ganz vielen Künstlern zusammengearbeitet. Gab es jemals einen Punkt, wo Sie abbrechen mussten, weil die Chemie einfach nicht gestimmt hat?

Waggershausen: Nicht ein einziges Mal. Aber klar, es ist schon mal vorgekommen, dass Künstler an mich herangetreten sind und fragten, ob ich für sie Songs schreiben könnte. Manchmal gingen dann unsere jeweiligen Visionen doch etwas auseinander, so dass es keinen Sinn gemacht hätte. Aber ich realisiere schon seit vielen Jahren nur noch Projekte, auf die ich wirklich Lust habe. Beim letzten Album hatte ich beispielsweise die fiktive Band "Lilly & die Homeboys" mit Jan-Josef Liefers, Sasha und Henning Wehland ins Leben gerufen. Alles Jungs, die teils deutlich jünger sind als ich, aber wir wären nie zusammen ins Studio gegangen, wenn die Chemie nicht gestimmt hätte. Mein Traum wäre gewesen, sowas mal als ganzes Album zu verwirklichen. Aber das scheitert dann meistens an den jeweiligen Terminplänen.

Bei Ihrer aktuellen Single "Hank Williams" singen Tobias Künzel (Die Prinzen), Peter Freudenthaler (Fools Garden) und Otto Waalkes mit...

Waggershausen: Das ist wahrscheinlich die schrägste Nummer von allen. Bei Otto Waalkes denkt man ja immer, dass er nur Comedy macht. Aber er ist ein genialer Gitarrist und ein begnadeter Sänger. Als wir für "Ice Age - Sid und seine Freunde" zusammen Songs geschrieben haben, haben wir die ersten zwei Tage nur Beatles-Song gespielt und gesungen. Ein Riesenspaß.

Machen Sie lieber Auftragsarbeiten oder freut sich Ihr Musiker-Herz doch deutlich mehr, wenn Sie für sich selbst Songs schreiben?

Waggershausen: Gute Frage. Auftragsarbeiten sind wahrscheinlich leichter. Wenn ich weiß, wo ich ansetzen muss und wo der Weg hinführen soll, fällt mir das tatsächlich leichter. Das bin nicht ich. Bei meiner eigenen Musik oute ich mich doch sehr und bin da emotional deutlich involvierter. Ich habe da eine andere Erwartungshaltung, einen anderen Anspruch und auch eine sehr enge Beziehung zu den Songs.

Sie sind seit 45 Jahren im Musik-Geschäft. Was empfinden Sie, wenn Sie auf all die Jahre zurückblicken?

Waggershausen: Große Freude, dass ich, als ich damals die Beatles gehört habe, die richtige Entscheidung getroffen habe und mich für ein Leben mit Musik entschieden habe. Ich bin rundum glücklich und zufrieden. Das Einzige, was ich rückblickend vielleicht bereue ist, dass ich aufgehört habe, live zu spielen. Aber solange ich die Gitarre noch selbst halten kann, kann ja noch immer alles passieren. Und ich freue mich auf das, was noch kommt.

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