Stefan Soltész ist tot: Wenn das Herz aussetzt

Stefan Soltész bricht während einer Aufführung im Nationaltheater zusammen und verstirbt wenig später.
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent Stefan Soltész († 73).
Der Dirigent Stefan Soltész († 73). © picture alliance/dpa

München – Die letzte Musik, die er dirigierte, war der erste Akt der "Schweigsamen Frau" von Richard Strauss. Als das bunte Tohuwabohu des Finales plötzlich abriss, konnte man als Zuhörer unter dem Eindruck der "Capriccio"-Premiere für einen Moment glauben, es handele sich um einen Regieeinfall. Doch laute Geräusche aus dem Orchestergraben und das helle Entsetzen der Sänger lassen keinen Zweifel daran, dass da Ernstes passiert sein musste.

Rufe nach einem Arzt werden laut, das fassungslose Publikum wird vorzeitig in die Pause geschickt, die Aufführung später abgebrochen.

"Wir verlieren einen begnadeten Dirigenten"

In der Nacht dann die traurige Gewissheit: Der Dirigent Stefan Soltész (73) wurde zwar sofort von Zuschauern und dem Theaterarzt versorgt, starb aber noch am Freitagabend in der Klinik. "Wir verlieren einen begnadeten Dirigenten. Ich verliere einen guten Freund. Meine Gedanken sind bei seiner Frau Michaela", sagte der Intendant Serge Dorny.

Die 1935 in Dresden uraufgeführte komische Oper ist gleichermaßen diffizil wie anstrengend zu dirigieren. Die ersten Notizen des hier Berichtenden betrafen die bestechende Genauigkeit, die Stefan Soltész mit dem Bayerischen Staatsorchester erreichte. Sie ist umso erstaunlicher, als diese Aufführung der "Schweigsamen Frau" die einzige während der diesjährigen Opernfestspiele war.

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Soltész lernte sein Handwerk bei Hans Swarowsky in Wien

Im ersten Akt war es der klare und energische Schlag von Stefan Soltész, der es den Musikerinnen und Musikern ermöglichte, die heikel zu koordinierende Ouvertüre zum Schweben zu bringen. Dieses sichere Handwerk hatte Soltész beim legendären Hans Swarowsky in Wien gelernt, wo er sich auch seine ersten Sporen als Korrepetitor und Dirigent verdiente.

Soltészs wichtigste Wirkungsstätte war das Aalto-Theater in Essen, wo er von 1997 bis 2013 auch als Intendant amtierte. Der Dirigent wurde 73 Jahre alt.

Die musikalische Leitung einer Aufführung kann körperlich sehr fordernd sein. 1911 erlitt der Dirigent Felix Mottl mitten in seiner 100. Aufführung von "Tristan und Isolde" am 21. Juni 1911 im Nationaltheater einen Zusammenbruch. Er starb wenige Tage später. Das gleiche Schicksal ereilte 1968 im gleichen Theater den damaligen Generalmusikdirektor Joseph Keilberth - ebenfalls im "Tristan". 2001 erlitt Giuseppe Sinopoli während einer "Aida" in Berlin einen Herzinfarkt, den er nicht überlebte.

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