Startschuss für Wacken: Alles, was man zum Kult-Festival wissen muss
Jahr für Jahr pilgern die Headbanger zum Wacken Open Air. Zehntausende machen es sich dann wieder im kleinen Dörfchen Wacken in Schleswig-Holstein gemütlich. Vom 31. Juli bis 3. August werden sie sich wieder zum ausverkauften Festival einfinden und den 30. Geburtstag des Metal-Mekkas in Angriff nehmen. Unter den 218 angekündigten Bands befinden sich aufstrebende Newcomer und die ganz großen Stars der Szene. Zu sehen gibt es unter anderem die schwedischen Chartstürmer Sabaton, ihre Power-Metal-Kollegen von Demons & Wizards, die US-Trash-Legende Slayer und die Metalcore-Band Parkway Drive. Hier gibt es zehn Fakten zum Kult-Festival:
"Wacken - Der Film" können Sie hier anschauen
Für 12 D-Mark in der Kiesgrube
Die erste Ausgabe des Wacken Open Airs im August 1990 war klein und beschaulich. 800 Metalheads versammelten sich in einer Kiesgrube bei Wacken, die die beiden Freunde Holger Hübner und Thomas Jensen als ihren Festivalground auserkoren hatten. Für die sechs Bands mussten gerade mal 12 D-Mark Eintritt gezahlt werden und die Security übernahm eine befreundete Rockergruppe. Die Tickets in diesem Jahr waren für 220 Euro erhältlich, Einwohner von Wacken kommen sogar kostenlos aufs Gelände. Das Festival ist zum 13. Mal in Folge ausverkauft, mit allen Helfern und Bands kommen 85.000 Leute auf dem Gelände zusammen.
Das Dorf Wacken
Das kleine Dorf Wacken liegt an der A23 in der Nähe von Itzehoe in Schleswig-Holstein. Über das Jahr hinweg ist der 1.800-Seelen-Ort ein ruhiger Ort, der sich von den anderen Dörfern der Umgebung nicht viel unterscheidet. Das Festival ist sehr beliebt, da die einheimischen Geschäfte und die Gastronomie ein gutes Geschäft machen können. Wer das Festival nicht mag, fährt dann eben in den Urlaub. Zwar gab es 2013 Klagen wegen Lärmbelästigung, doch man einigte sich: Steigt der Pegel über 70 Dezibel, zahlt der Veranstalter jedes Mal 1.000 Euro an die Gemeinde für gemeinnützige Zwecke.
Das riesige Gelände
Unglaubliche 240 Hektar groß ist das Festivalgelände. Schließlich braucht man für die 75.000 Besucher und die restlichen 10.000 Menschen Camping- und Wohnmobilflächen, ein ausreichend großes Konzertgelände und Platz für die sanitären Anlagen. Das riesige Infield muss die Besucher beherbergen können und ist inzwischen mit einer Bier-Pipeline ausgestattet, um die nach Bier dürstenden Headbanger ausreichend versorgen zu können. Über 49 Kilometer Bauzaun wurden um das Gelände aufgestellt, an 150 Essenständen können sich die Besucher verköstigen lassen. 2018 blieben knapp 600 Tonnen Müll übrig.
Immer wieder dieselbe Leier? Aber gerne doch!
Klar, es kommen immer neue Acts dazu, die zum ersten Mal spielen. Doch es gibt auch Bands, die immer wieder aufs Neue zu Gast sind und die Zuschauer trotzdem unterhalten. Ganz oben stehen die Mittelalter-Rocker von Subway to Sally, da sie in den letzten 20 Jahren häufiger als jede andere Band auf dem Wacken gespielt haben. Auch in diesem Jahr sind sie wieder mit dabei. Spezielle Acts treten auch täglich im Rahmenprogramm auf, zum Beispiel Heimorgel-Legende Mambo Kurt (52, "Spiel Heimorgel Spiel"), der etliche Metal- und Rock-Klassiker interpretiert. Auch immer am Start ist die Kapelle der Wackener Freiwilligen Feuerwehr.
Trinkfestigkeit ist gefragt
Die schon erwähnte Bier-Pipeline wurde um die umliegenden Felder herum verlegt, um die Anlieferung der LKW-Ladungen des Gerstensaftes zu vereinfachen. Der Grund ist einfach: Fast eine halbe Million Liter Bier werden benötigt, um die Besucher des Wacken Open Airs zufriedenzustellen. 2011 lag der Bierkonsum im Norden laut Statista bei 5,1 Liter pro Kopf, während bei Rock am Ring gerade mal 3,1 Liter pro Person über die Theken liefen.
Friede, Freude, Metal
Wacken ist auch ein besonders friedliches Festival. Die Metal-Jünger mögen zwar gefährlich und wild aussehen, doch mit den barbarischen Wikingern haben sie nur noch die Vorliebe für Met und Heidentum gemein. Lediglich 77 Diebstähle und neun Körperverletzungen gab es 2018 zu verzeichnen - die Zahlen sind in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Durch die extreme Trockenheit im vergangenen Sommer stieg allerdings die Anzahl der zu behandelnden Patienten rapide an. Schon am Donnerstag - obwohl der Hauptteil freitags beginnt - waren 850 Patienten mit Insektenstichen, Sonnenbränden und Verletzungen gemeldet.
Rucksäcke und Taschen sind tabu
Auf den Campingplatz darf viel mitgenommen werden, doch auf dem Festivalgelände ist Schluss mit lustig. Wie inzwischen auf fast allen großen Festivals in Deutschland müssen Rucksäcke und Taschen draußen bleiben. Als Grund werden Sicherheitsrisiken angeführt. Lediglich Bauchtaschen werden noch geduldet.
Der Metal-Train
Sehr beliebt zur Anreise ist auch der einmalige Metal-Train. Der Zug fährt über Nacht von München Ost nach Itzehoe und bringt die deutschen Fans an den Ort ihrer Bestimmung. Gehalten wird in Ulm, Esslingen, Heidelberg, Frankfurt, Köln und Gelsenkirchen. Die Idee dazu hatten Fans des VfB Stuttgart im Jahr 2001, da sie immer wieder einen Sonderzug zu den Auswärtsspielen nutzten. Warum also nicht auch zu einem Festival? Das Wacken Open Air wurde der Entfernung wegen gewählt und seitdem bringt der mit zwei Barwagen ausgestattete Zug die Fans vom Süden in den Norden.
"Wacken Future Factory"
In der neu geschaffenen "Wacken Future Factory" können die Besucher mit den Veranstaltern und Sponsoren über die Zukunft des Festivals diskutieren und ihre Standpunkte einbringen. Das Diskussionsforum soll unter anderem aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Inklusion beleuchten. Auch Organisationen wie Viva Con Agua und Sea Shepherd werden dort ihre Sichtweise der Dinge präsentieren.
Das Wacken als Vorbild
Wacken ist ja aus einer dörflichen Gemeinschaft heraus gewachsen und hat in all den Jahren mit der Kommerzialisierung nicht vergessen, etwas zurückzugeben. Dieses Jahr hofft beispielsweise die DKMS auf 10.000 potenzielle Knochenmarkspender, der sich auf dem Festival registrieren lassen könnten. Mit der Wacken Foundation wird wiederum der musikalische Nachwuchs gefördert und mit dem weltweiten Metal Battle, einem Bandwettbewerb, kommen junge Musik-Gruppen von allen Kontinenten in den Genuss, auf dem wohl berühmtesten Metal-Festival der Welt spielen zu dürfen.
- Themen:
- Feuerwehr
- VfB Stuttgart