Spiel’s nochmal, Robot!
Er sollte den „Sound of Munich“ aufs Filmfest bringen, den Bayerischen Hof in eine 70er-Jahre-Disco verwandeln. Doch so spät Giorgio Moroder an diesem Abend vor knapp einem Jahr auch erschien, so früh war er wieder weg.
Dass sich der oscarprämierte Südtiroler Musikproduzent durchaus mehr als nur zehn Minuten Zeit lässt, um an seine Glanzzeit in den Münchner Musicland-Studios zu erinnern, zeigt überraschend die neue Platte der französischen Electro-Gurus Daft Punk. Auf „Giorgio by Moroder“ gibt es Schnipsel aus einem dreistündigen Interview mit dem Schöpfer solcher Hits wie „Take My Breath Away“ auf die Ohren, in der nochmal der Synthesizer als „Sound Of The Future“ beschworen wird. Und tatsächlich huldigt „Random Access Memories“, so der Titel der ersten Daft-Punk-Platte seit ihrem erfolgreichen „Tron: Legacy“-Soundtrack, mit zahlreichen Reminiszenzen, aber fast keinen Samples einer Ära, in der funky Beats und nicht Dubstep der neueste Disco-Schrei waren.
Anspruch der medienscheuen Roboterhelm-Träger Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter war es diesmal, „elektronische Maschinen durch echte Menschen“ zu ersetzen. Wie das in der Praxis aussieht, kann man seit heute nicht nur hören, sondern auch auf der Homepage (www.daftpunk.com) sehen. Dort kommen Stargäste wie der Sänger Pharrell Williams ausführlich zu Wort.
Sie alle begaben sich ins Daft-Punk-Studio, kreierten in Live-Sessions den für eine Electro-Produktion ungewöhnlich warmen, lebendigen Sound und ließen sich dann per Vocoder die Stimmen spacig verzerren. Wenn man den mal rauschhaft-bombastischen („Contact“), dann wieder zart verspielten („Within“, mit Chilly Gonzales am Piano) Retro-Klangteppichen des neuen Albums länger lauscht, kommt einem nur ein Gedanke, der ganz im Sinne der Soundtüftler sein müsste: „One More Time“. Florian Koch Daft Punk: „Random Access Memories“ (Sony Music)