So war Helene Fischer im Münchner Olympiastadion

Helene Fischer füllt das Münchner Olympiastadion und lässt die Fans nach einer Mega-Show atemlos zurück. „Von hier bis unendlich“ sang sie in schwindelerregender Höhe.
von  Mathias Hejny

München – Auf „Atemlos durch die Nacht“, den unvermeidlichen Megahit auf allen Partys und in allen Diskotheken, am Ballermann ebenso wie auf dem Oktoberfest, mussten die 55.000 Helene-Fischer-Fans im Olympiastadion bis ganz zum Schluss warten. Doch während der knapp zweieinhalb Stunden zuvor sind sie bereits bestens bedient worden.

„Farbenspiel - Live“, betitelt nach dem aktuellen Album, ist vor allem ein Farbenrausch. In jedem Augenblick wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Auf der über 50 Meter breiten Bühne, erweitert durch einen weit in den Zuschauerraum reichenden Catwalk, wird entfesselt, was die zeitgenössische Veranstaltungstechnik hergibt und in rund 80 Sattelschlepper hinein passt. Anfang und Ende der Show werden mit festlichem Feuerwerk gefeiert, und dank gigantischer Videowände entgeht auch den Zuschauern am anderen Ende der Arena nichts von dem, was die winzigen Menschlein vorne treiben - besonders die perfekten und fast artistischen Tanznummern. Manchmal sind die Videos auch einfach nur Dekoration mit süßlichen Motiven, die selten wirklich geschmackssicher sind.

Kitsch muss hier natürlich her, denn Helene-Fischer ist die derzeit unangefochtene Königin des Deutschen Schlagers. Und diese märchenhafte Karriere gehört zu den Mysterien des Unterhaltungsgeschäfts. Die 30-Jährige aus dem sibirischen Krasnojarsk ist zweifellos eine attraktive junge Frau, doch was sie zum Star macht, bleibt unklar. Ihre Stimme hat weder Glanz noch ist sie unverwechselbar charakteristisch, und Charisma ist etwas anderes. Ihre Moderation ist freundlich, wirkt aber hölzern und beschränkte sich im Olympiastadion darauf, „Münchään“ als ganz tolle Stadt zu loben, was die Münchner natürlich wissen, aber immer wieder gerne hören.

Bayerns Metropole ist nur eine Station ihrer Supertournee durch 14 Sportarenen zwischen Rostock und Wien, die allesamt ausverkauft sind. Der so oft totgesagte Schlager ist offenbar lebendiger denn je, auch wenn nicht besser als früher: Die Texte, die die Fischerin interpretiert, sind besoffen von lebensflüchtiger Naivität und „in zerrissnen Jeans um die Häuser ziehn“ ist schon ein Vorstoß in verruchte Welten. Die Melodien sind, wie es sich gehört, schlicht und die Rhythmik tänzerisch wie ein Preußen-Marsch.

Trotzdem kümmern sich bei Helene Fischer nicht nur ein Schlagzeuger, sondern auch ein zusätzlicher Perkussionist um die Basis. Mehr als nur die schlagertypisch sterile Grundversorgung an Rhythmus ist allerdings nur gefragt, wenn die Schlager-Diva mit einem Medley als Hommage an geschätzte Kolleginnen und Kollegen überrascht: „Simply The Best“ von Tina Turner, „Männer“ von Herbert Grönemeyer oder „Sexy“ von Marius Müller-Westernhagen.

Der Höhepunkt der lauschigen Sommernacht hingegen war eine echte Sensation: Helene Fischer fliegt! „Von hier bis unendlich“ singend überflog sie, gerne auch mal kopfüber, in bis zu 20 Metern Höhe ihr hingerissenes Publikum. Nach der spektakulären Flugshow landete sie auf einer zentralen Bühne inmitten des Stadions, um mit einer Combo in schlanker Clubbesetzung den Fans im hinteren Teil bei Lagerfeuerstimmung ein paar Songs lang näher zu sein. Das macht ihr so leicht keiner nach und ist vielleicht das wirkliches Geheimnis von Helene Fischer: Sie ist, wie sich Viele eine große Schwester oder eine beste Freundin wünschen. Und fliegen kann sie auch noch.

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