So war Diary of Dreams im Backstage
Am 28.10.2012 wird es im Backstage still, denn die Propheten der stillen Klänge rufen zum Konzert. Diary of Dreams haben ihr neues Album „ The Anatomy of Silence“ im Gepäck. In München gesellen sich noch zwei weitere Bands dazu: The Beauty of Gemnia & FAQ. FAQ ist hauptsächlich eine Zwei-Mann Band bestehend aus Philip Noirjean (Sänger) und Pille (Gitarre), zeitweise werden die Beiden noch von einem Geiger begleitet. Noirjean wirkt zunächst wie eine Ein-Mann-Freak Show à la Joe Cocker, denn er ist extrem exzentrisch auf der Bühne. Sein Bühnengefährt Pille hält sich dezent im Hintergrund und besticht durch sein Gitarrenspiel. Alles in allem geht ihre Musik Richtung Elektro-Pop, offenbar von „Placebo“ inspiriert, da FAQ sogar einen Song covert. Sänger Noirjean ist das Mastermind der Band und gebürtiger Schweizer. Die Band gibt es schon unter anderem Namen und anderer Besetzung seit 1994. Kernpunkt war immer Philip. Seine Heimat inspiriert ihn anscheinend auch beim Songschreiben, denn zum Schluss kündigt er einen Song auf Schweizerdeutsch an und entschuldigt sich im gleichen Atemzug dafür. Er befürchtet, dass seine eigentliche Muttersprache in Deutschland nicht gut ankäme. Zum Glück war er aber in Bayern, da versteht man in zumindest teilweise.
Die zweite Band des Abends ist The Beauty of Gemnia. Die Band tritt geschlossen auf die Bühne und ihr Sänger sticht sofort ins Auge! Michael Sele ist extrem blass und hat nahezu weiß gefärbte Haare. Passend zum nahenden Halloween erinnert er etwas einen Vampir. Die Musik, die die drei Hauptaktöre machen ist ähnlich dunkel, wie das Auftreten des Sängers. Die Band selbst bezeichnet sie als „Dark Blues“. Zu vergleichen ist ihr Musikstil mit Jhonny Cash, nur deutlich ruhigere Texte und ein gutes Stück monotoner. Haupsächliches Rhythmuselement, sind die so gespielten Gitarren. Das Schlagzeug gibt fast ausschließlich streichende, zarte Töne von sich. Wie auch die erste Band FAQ ist die ganze Musik sehr pur, als akustisch gehalten, kaum elektrische Klänge sind zu hören. Trotz ihrer noch relativ jungen Band, sie wurde erst 2006 gegründet, wirken sie sehr professionell auf der Bühne. Genau diese Professionalität bereitet dem Zuschauer Freude beim Hören und Sehen. Nach jeweils einer halben Stunde verabschieden sich die Support-Bands von der Bühne und lassen das Publikum gespannt auf den Hautact warten: Diary of Dreams. Das Publikum an sich ist im Gegensatz zu sonstigen Konzerten in dieser Eventlocation recht alt. Der Altersdurchschnitt liegt bei ca. 30-35. Wer in Jeans kommt, tanzt aus der Reihe, denn der inoffizielle Dresscode lautet offenbar schwarz und pompös. Frau im Kleid mit Spitzenbestaz, zum Teil sogar im Reifrock und der Herr greift zu Kajal, Zilinder und Sacko.
Nach kurzer Umbauzeit ertönt ganz leise Musik. Zunächst reagiert das Publikum kaum, doch als das erste Bandmitglied auf die Bühne tritt, jubelt die Menge auf. Nach und nach treten alle fünf Bandmitglieder auf die Bühne und sobald der Sänger Adrian Hates anfängt zu singen wird es still! Das Publikum verstummt regelrecht und ist gefangen in den dunklen, süßen Klängen, die von der Bühne herunter wehen. Die Band zieht schon nach kurzer Zeit das komplette Auditorium in ihren Bann. Jeder einzelne der fünf Musiker wirkt sehr professionell. Hates singt bei jedem Lied nach Noten, unterstützt wird er dabei von seinem Gitarrist und seinem Piansiten. Mehrere Insturmente sind das Standartrepertoire von Diary of Dreams: diverse Akustikgitarren, Klavier, Schlagzeug, E-Kontrabass & E-Cello.
Die Band an sich wurde schon 1989 gegründet. Mittelpunkt war schon immer Adrian Hates. Er ist der kreative Kopf der Band. Interessant hierbei ist, dass sich die Albummuisk gänzlich von der Livemusik unterscheidet. An sich ist die Musik auf den Alben von elektronischen Klängen geprägt, ist also dem Synth bzw. Drak Rock zuzuschreiben. Auf den Konzerten allerdings präsentieren sie ausschließlich akustische Versionen ihrer Werke. Für den Zuschauer heißt das also, dass egal wie lang und gut er die Band kennt, wird das Konzert trotzdem spannend bleiben, denn die Versionnen werden von Auftritt zu Auftritt immer leicht anders sein. Diese Idee ist die perfekte Lösung nie langweilig für das Publikum zu sein, denn es ist immer etwas anderes, neues mit dabei. Noch dazu werden die Fanohren belohnt, in dem die Band nur sehr selten live gespielte Titel wie „ Tears of Laughter“ präsentiert.
Durch die Art und Weise ihrer Musik zaubert die Band eine ganz eigene Atmosphäre. Wenn noch dazu die passenden Faktoren wie kleine Evenlocations und ein aufgeschlossenes Publikum gegeben sind, erlebt man ein wunderschönes Konzert. Ich selbst habe noch nie ein derartiges Konzert erlebt. Die Stille im Publikum ist nahezu zu greifen, denn niemand möchte durch einen unpassenden Laut diese bitter-süße, schwer-melancholische Stimmung zerstören.
Als I-Tüpfelchen zur Stimmung kommt noch die Publikumsnähe der Band. Sie beschwert sich über die Absperrungen vor der Bühne und bedankt sich für die gespannte Aufmerksamkeit des Publikums. Alles in allem war es ein wunderschönes Konzert. Jede Band einzel ist definitiv sehenswert, vor allem Diary of Dreams. Die Mischung und die Anordnung der Acts war absolut stimmig. Ich würde mir jeder Zeit wieder ein Konzert dieser Bands ansehen!
- Themen: