So war das Konzert von "Fettes Brot" im Münchner Zenith
Bei den Konzerten der Hamburger Band "Fettes Brot" geht niemand hungrig nach Hause
Ihre Lieder hört man laut, aber auch als Leisetreter machen Fettes Brot eine gute Figur. So zu beobachten bei ihrem zweistündigen Auftritt im gut gefüllten Zenith. Da entfachen Dokter Renz, König Boris und Björn Beton gleich im ersten Song-Block ein „Erdbeben“ mit brachialer Live-Band und heftigen Electro-Beat-Einschlägen vom neuen Album „3 is ne Party“ – und werden bei dieser „wackeligen Angelegenheit“ nur unterbrochen von einer „Emanuela“ in der Endlosschleife, die Echos in der kalten Industriehalle erzeugt.
Doch plötzlich kehrt Ruhe ein, schwebt wie von Geisterhand ein kümmerliches Keyboard auf die Bühne. Die dreisten Drei bestaunen es neugierig wie eine seltene Tierart, bevor sie die Tasten – auch mit dem Mund – vorsichtig berühren. Als ein entspannt-entschleunigter Rhythmus zu erkennen ist, singt gleich die ganze Halle mit: „Ich bin n' Grosser, Ich bin n' Spinner, Ich häng das Poster, In dein Zimmer, Meine Lieder hört man laut“.
Ein Bad in Nostalgie
Vor 13 Jahren war „The Grosser“, die Verballhornung des Steve-Miller-Band- Klassikers „The Joker“, ein Hit. Heute badet man gemeinsam mit Fettes Brot in Nostalgie.
Doch die Rückbesinnung der eher Polohemd als HipHop-Shirts tragenden Zuschauer ist nur von kurzer Dauer, auch das Keyboard wird mit einem „Auf Wiedersehen“ gleich wieder verabschiedet. Denn Fettes Brot haben im Gegensatz zu anderen Oldschool-Rappern trotz analog-starrem Bühnenbild (angesiedelt irgendwo zwischen „Tetris“ und 80er-Jahre-TV-Show) keine Lust auf Vergangenheitsbewältigung. Alte Nummern werden durch den Techno-Reißwolf gedreht, das Tempo ständig erhöht.
So unterhalten die jung gebliebenen 40er mit Schnellfeuer-Sprechgesang und Selbstironie („Wir haben nicht so viele Lieder, deswegen spielen wir sie länger aus“). Doch die Mariachi-Coolness eines „Jein“ geht bei soviel Deichkind-Kirmesbeats verloren. Und ärgerlicher noch, auch die wunderbar gewitzten Reime der Hamburger ersticken gelegentlich im Soundbombast.
Dennoch müssen die Fans von Fettes Brot nicht hungrig nach Hause gehen. Ein Rap-Medley wirft gekonnt den Bogen von „Reimmonster“-Geschichte bis zu „Easy“-Cro-Gegenwart und die Hymne „Nordisch by Nature“ umarmt auch im Zenith noch immer Nord- und Süddeutsche.