So könnte die Philharmonie im Gasteig im Jahr 2025 aussehen

Ein Raum für alle Fälle: Die Freunde der Münchner Philharmoniker stellen Vorschläge des Architekten Manuel Herz für eine Weiterentwicklung des Gasteig vor
von  Robert Braunmüller

Die seit zehn Jahren anhaltenden Debatte über einen Neubau eines Konzertsaals dreht sich vorwiegend um Standorte. Wo könnte gebaut werden? Im Marstall, auf der Museumsinsel? Oder am Finanzgarten? Oder an einem anderen Ort außerhalb des Stadtzentrums?

Diese Frage ist wichtig – für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das diesen Neubau wünscht. Ob er kommt oder doch die vielkritisierte die „Zwillingslösung“ eines Gasteig-Umbaus durch Staat und Stadt, bleibt offen, solange eine Arbeitsgruppe berät. Und das wird noch ein Weilchen dauern.

Die Münchner Philharmoniker treibt ein anderes Problem um. Sie sind als städtisches Orchester auf absehbare Zeit an das kommunale Kulturzentrum am Isarhochufer gebunden. Ihr Umzug in einen neuen Saal wäre kaum denkbar. Für sie stellt sich daher die Frage, was am Gasteig geschehen muss, damit die Konzerte in der Philharmonie konkurrenzfähig bleiben. Denn für das heutige Publikum zählt nicht nur die Musik allein, sondern auch der Erlebniswert und die Atmosphäre eines Abends.

Welche Räume braucht die sinfonische Musik im 21. Jahrhundert?

Die Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker haben den Basler Architekten Manuel Herz beauftragt, ein Konzept für die Weiterentwicklung der Philharmonie am Gasteig zu entwickeln. Es wurde am Freitagabend bei der Abonnentenkonferenz des Orchesters vorgestellt.

Manuel Herz versucht in seinen Ideenskizzen zwei zentrale Fragen zu beantworten: Wie werden wir in Zukunft klassische Konzerte hören? Welche Räume braucht die sinfonische Musik im 21. Jahrhundert?

Das sind Fragen, die sich übrigens auch im Neubau stellen würden. Doch über dessen Innenleben und inhaltliches Konzept wurde bisher zu wenig geredet. Und deshalb sind sie auch für die Gasteig-Verächter und Neubau-Anhänger im Umfeld der BR-Symphoniker interessant.

Der 1969 in Düsseldorf geborene Manuel Herz wurde bekannt durch die im Stil des Dekonstruktivismus gehaltene Neue Synagoge von Mainz. Eine kleine Dekonstruktion verordnet er auch dem Gasteig: Seine Skizzen sehen vor, den unteren und mittleren Teil des bestehenden Auditoriums steiler anzulegen, um das Erlebnis zu intensivieren. Durch den Einbau eines Rangs würde auch der obere Bereich dem Orchester nähergerückt.

Herz denkt dabei nicht an eine völlige Entkernung. Ihm geht es darum, das Potential des bestehenden Baus auszuloten. „Die Überlegungen von Manuel Herz zeigen, dass sich die Philharmonie in einer zukunftsweisenden Art umbauen lässt, die das klassische Konzert in einer hervorragenden Art bedienen kann, sich aber gleichzeitig neuen Musik- und Aufführungstendenzen öffnet und somit verspricht, lokal wie international Begeisterung auszulösen“, so die Einschätzung der Philharmoniker.

Der Gasteig als Club für Klassische Musik

In Herz’ Konzept wird der Gasteig dynamisch. Für kleinere Besetzungen und Neue Musik kann das Podium in der Variante „Les Noces“ in die Mitte gerückt werden. Und das könnte auch interessant werden, wenn etwa ein Pianist solo in der Philharmonie auftritt.

Als Joker wird die Variante „Schostakowitsch“ ins Spiel gebracht, bei dem die Philharmoniker gemachte Erfahrungen bei Auftritten in Clubs eingebracht haben: Hier ist die Bestuhlung im mittleren Teil des Saals ganz entfernt. Jüngere Leute sitzen und stehen in lockerer Atmosphäre wie bei „Oper für alle“ im Saal.

„Eine Aussage zu Kosten sowie zur Akustik war nicht Bestandteil des Auftrags an Manuel Herz“, betonen die Philharmoniker. Aber der Vorschlag könnte die Debatte beleben: weg von der Repräsentation, hin zu den Inhalten. Was Herz vorschlägt, ist die Umwandlung des Gasteig in einen modernen, modularen Saal. Und eine Einladung an ein jüngeres Publikum. Eine Anregung an die Befürworter eines Neubaus, auch einmal die Karten auf den Tisch zu legen, welche Inhalte und welche Besucher sie eigentlich wollen.

 

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