Simon Rattle dirigiert Schumann und Mahler

Simon Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Schumann und Mahler im Herkulessaal
Michael Bastian Weiß |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der Schlussapplaus im Herkulessaal.
Peter Meisel Der Schlussapplaus im Herkulessaal.

Man kann Simon Rattle nicht absprechen, dass er sich immer besondere Mühe gibt. Auch die Partituren der symphonischen Werke von Robert Schumann und Gustav Mahler, die er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musiziert, hat er gründlich studiert. Er gibt dieses Wissen als eine Art Motivationstrainer auch weiter, wenn er sich immer wieder einer Instrumentengruppe zuwendet, die damit gar nicht gerechnet hat, um irgendeine Nebenstimme herauszukramen.

Doch es kommt nicht auf den Willen an, sondern auf das Ergebnis. In Schumanns Symphonie Nr. 3 Es-Dur, der „Rheinischen“, führt der Detailreichtum eher zur Gleichmacherei. Sir Simon verzettelt sich. Das Tutti ist bis auf den Grund durchhörbar, doch man weiß nicht genau, wozu. Denn die einzelnen Ereignisse klingen für sich genommen wenig aussagekräftig.

Die Hörner schmettern ihre Fanfaren nicht aus voller Brust in den Herkulessaal hinein, die Totale wirkt in ihrer Ausgewogenheit nicht bloß sauber, sondern steril. Rattle glättet alle Widerhaken, was dem großartigen langsamen Satz Abbruch tut. Dazu kommen überraschend gelöste Tempi, die aber leicht durchhängen, wenn die Musik einmal vorantreiben müsste.

Forcierter Mahler

Zudem zeigt sich Rattle auch im „Lied von der Erde“ von Gustav Mahler nicht als guter Begleiter. So verleitet er den Tenor Stuart Skelton zum Forcieren, die Spitzentöne werden mit einer Gewalt gestemmt, die weder der Stimme noch dem Ohr gut tun, in den bewegteren Passagen lassen sich einzelne Töne nicht mehr unterscheiden. Die letzte halbe Stunde des „Abschieds“-Gesangs lässt Rattle spannungsraubend in einzelne Ereignisse zerfallen.

Die Mezzosopranistin Magdalena Kozená, Rattles Gattin, kann der Statik nicht entgegenwirken. Auch verhindert die Transparenz nicht, dass die Sänger an kritischen Stellen zugedeckt werden. Zu weich, zu wenig individuell ist Kozenás Stimme, zu blass ihre Gestaltung: Ihre Mimik ist ausdrucksvoller als ihr Gesang. Wenig präsent hält sie schließlich auch den Text.

Zugegeben: Eine Zeile wie „Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunk’nen Blüten“ ist schwer zu auszusprechen, zumal Mahler sie undankbar tief und schnell vertont hat. Doch wenn man dieses Werk schon singt, sollte man auch in der Lage sein, hier mehr zu erzeugen als Kauderwelsch.

Das Konzert ist in Kürze auf br-klassik.de abrufbar

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.