Simon Rattle: Dem Ärger Luft machen
Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks regiert derzeit der Grant. Die von Markus Söder verordnete "Denkpause" für den geplanten Konzertsaal im Werksviertel sorgt für Frust. Nachfragen zu diesem Thema - etwa bei Pressekonferenzen - lösen regelmäßig gereizte bis hochemotionale Reaktionen aus.
Geplanter Konzertsaal im Werksviertel sorgt für Frust
Der designierte Chefdirigent Simon Rattle hat sich mit Äußerungen zum Prestigeprojekt seines Orchesters zurückgehalten, die BR-Intendantin Katja Wildermuth ebenfalls. Dafür dürften taktische Erwägungen maßgeblich sein, um die Politik nicht übermäßig zu verärgern. Ohnehin will der BR mit Rücksicht auf die Gebührendebatte nur die technische Ausstattung des Saals finanzieren und die Miete zahlen, den Bau aber dem Steuerzahler in München und dem Rest Bayerns überlassen.

In einer Woche, so ist zu hören, will das Orchester ein Zeichen des Protests setzen. Geplant ist ein symphonischer Flashmob im Umfeld des Bauplatzes, wo derzeit das Riesenrad steht. Rattle will bei diesem organisierten Spontankonzert am kommenden Freitag um 12 Uhr Ausschnitte aus dem Programm des Konzerts bei "Klassik am Odeonsplatz" dirigieren, bei dem Klassiker der Filmmusik auf dem Programm stehen. Neben dem BR-Symphonieorchester und dem Bayerischen Landesjugendorchester werden auch Laien mitwirken. Gerechnet wird mit etwa 300 Teilnehmern.
Der BR zeigt im Werksviertel Präsenz
Seit Mittwoch zeigt der BR im Werksviertel mit einem von den Musikern unter Anleitung des Graffiti-Künstlers Loomit bunt bemalten Containers Präsenz. Die in München lebende Geigerin Lisa Batiashvili kritisierte, dass China mehr oder weniger jede Woche einen neuen Konzertsaal eröffne, werde, dieses längst zugesagte Projekt jedoch verschleppt werde. Die Musikerinnen und Musiker aus dem Orchester bemühten sich bei der Eröffnung zwar um verbale Abrüstung, ihr Zorn war dennoch spürbar. "Das BR-Symphonieorchester ist gekommen, um zu bleiben. Wir wollen hier sesshaft werden", betonte der Programmdirektor Kultur, Björn Wilhelm. "Bayern und München brauchen dieses Konzerthaus." Man wolle hier mit der digitalen Zeit gehen, alle Menschen in der Breite mitnehmen und einen neuen Leuchtturm für Bayern schaffen.
Im Container sollen Künstlergespräche, Workshops oder Ausstellungen stattfinden. Auch Social-Media-Formate wie der orchestereigene Podcast werden dort produziert.