Semyon Bychov mit Bruckners Achter
Anton Bruckners Symphonie Nr. 8 mit den Münchner Philharmonikern in der Philharmonie am Gasteig
Die Bruckner-Kompetenz der Münchner Philharmoniker ist unbestritten. Dafür reicht ein Blick ins historisch gestimmte Programmheft: Sergiu Celibidache, Christian Thielemann und Zubin Metha haben die Achte mit diesem Orchester dirigiert. Unvergessliche Aufführungen!
Semyon Bychkov, der die Achte vom verstorbenen Lorin Maazel übernahm, ist als Bruckner-Dirigent ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Das müsste kein Nachteil sein – im Gegenteil. Und tatsächlich holte er einzelne, so noch nie gehörte Passagen in der Achten heraus: etwa die fast um ihr Leben spielende, von dräunenden Steigerungen bedrohte Solo-Flöte in der Durchführung des ersten Satzes.
Kein Übermaß an Feinschliff
Sonst wurde die Wohlfühlzone kaum verlassen. Das Unterschwellige, Drängende der Musik ereignete sich kaum, obwohl Bychkov rasche Tempi wählte. Sie bewirkten eher, dass sich die Musik fast widerstandslos entfaltete. Der Dirigent denkt Bruckner sehr von Wagner her und betonte den spätromantischen Mischklang. Viele Gegen- und Nebenstimmen in den großen Fortissimo-Entladungen waren nur zu ahnen.
Auf den Beckenschlag im langsamen Satz folgte ein effekthascherisch zurückgenommenes Pianissimo. Sonst vermisste man den dynamischen Feinschliff. Dafür gab es Retuschen: In der Coda legte die Kontrabass-Tuba noch einen nicht notierten Urgrund unter die ruhige Bewegung der vier Hörner und vier Tuben.
Die Steigerungen im Finale blieben kurzatmig, der Schluss mit der kontrapunktischen Schichtung der Themen erinnerte im schlechten Sinn an den „Einzug der Götter in Walhall“. Für die Abwesenheit einer nachhaltigeren Interpretationsidee entschädigte die gewohnte Qualität des Orchesters von seinem Solo-Hornisten über die übrigen Bläser bis zum opulenten Streicherklang.
Ein Bruckner-Abend mit den Münchner Philharmonikern ist eben nie ein verlorener Abend.