Kritik

Toto liefert in der Tollwood Musik-Arena alle Hits

Moses Matthias Wolff |
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Toto auf ihrer "Dogz of Oz World Tour" beim Sommer-Tollwood: Bandgründer Steve Lukather, (Mitte:) Joseph Stanley Williams und (rechts) John Pierce.
Sven Beyrich / Imago Toto auf ihrer "Dogz of Oz World Tour" beim Sommer-Tollwood: Bandgründer Steve Lukather, (Mitte:) Joseph Stanley Williams und (rechts) John Pierce.

Alles perfekt: das Licht, der Ton, die Abmischung. Jeder Riff, jeder Becken- und Snairschlag, jeder Piano-Tastenanschlag sind glasklar und in genau der richtigen Lautstärke. Das Konzert der Rockmeister Toto gleicht einem klassischen Konzert in einem großen Opernhaus, bis auf den Umstand, dass die Besucher überwiegend stehen und die einzelnen Bandmitglieder einen Zirkel sympathischer und tiefenentspannter Haudegen bilden.

Jedi-Ritter des Poprock

Ein wenig erinnern sie optisch an einen üppig ausgestatteten Hollywoodfilm, genauer gesagt sehen sie aus wie Jedi-Ritter. Kein Wunder, denn Frontman Joseph Stanley Williams hat unter anderem den Soundtrack zu dem gleichnamigen Film gemeinsam mit seinem berühmten Vater John Williams komponiert. Wiliams junior trägt den Abend mit lässiger Zurückhaltung in bärenhafter Art samt gemütlichem Bart, Hut und runder Hippie-Sonnenbrille.

Neben ihm entlockt der charmant-zottelig in sich hineinschmunzelnde Bandgründer Steve Lukather seiner Gitarre die helle Seite der Macht. Auch der Rest der Band ist außergewöhnlich und in höchstem Maße erfreulich: John Pierce beschert mit grandiosem Bassspiel einen erdigen Grund, die beiden Keyboarder Steve Maggiora und Greg Phillinganes schaffen einen uneitlen und höchst beeindruckenden, facettenreichen Wechsel zwischen treibenden Klängen und genialen Soli, der ausgesprochen einfallsreiche Schlagwerker Shannon Forest schwingt die Stöcke wie Han Solo das Steuer seines Raumschiffes und last but not least beweist der Multiinstrumentalist Warren Ham sein Können mit konzentrierter Miene an Percussion, Gesang, Bluesharp, Saxophon und Querflöte. 


Begonnen hat alles 1976, als Steve Lukather den Einfall hatte, den kleinen Hund Toto aus dem Filmklassiker "Der Zauberer von Oz" zu ehren, indem er seine Highschool-Musikgruppe nach ihm benennt. Die Jungs sind verdammt gut, rasch folgen Anfragen berühmter Menschen wie Pink Floyd, Miles Davis, Elton John, Chicago und Eric Clapton.

Auch Lukathers Sohn ist mit dabei 

Lukather spielte in zahlreichen legendären Studioaufnahmen, beispielsweise für Michael Jacksons "Beat it". Doch auch in der eigenen Gruppe wird fleißig komponiert. Es hagelt Grammys für die beste Stimme, das beste Gesangsarrangement, die beste Single, das beste Album, den besten Produzenten und die beste Aufnahme. Nebenbei machen sie noch gemeinsam mit Brian Eno den Soundtrack zum David Lynch-Meisterwerk "Dune - der Wüstenplanet". Überhaupt: Toto scheint ausschließlich Welthits geschaffen zu haben, wie in der Tollwood-Musikarena in der knapp zweieinhalbstündigen Show unter Beweis gestellt wird.


Die Vorband "The Effect", bestehend aus Lukathers Sohn Trevor und Nic Collins, dem dreiundzwanzigjährigen Sohn von Phil Collins, der bereits für Genesis und Mike and the Mechanics trommelte, bietet zwar eine eher harmlose Vorlage, aber immerhin bereitet es dem Publikum Freude, die Haarpracht der Nachfahren solch populärer Größen zu betrachten.

Zum Abschied gibt es "Africa"

Aber dann geht es los mit den Granaten. Toto spielen gleich nach dem Auftakt ihren ersten fetten Wurf: "Hold The Line", ein wunderschöner Lovesong, in dem das lyrische Ich versucht, herauszufinden, was Liebe bedeutet. Schon das Piano-Intro lässt Besuchern wohlige Schauer über den Rücken brausen. Im Lauf des Abends folgen neben virtuosen Zitaten an Jimi Hendrix mit der bahnbrechenden Totoversion von "Little Wing", über die Joe Cocker-Version des Beatles-Titels "With a little Help from my Friends" mit atemberaubendem Backgroundchor, überwiegend vom jungen Keyboarder, bis hin zu einer Instrumentalfassung von "I Can't Get No Satisfaction", die dem Münchner Auditorium den Atem stocken lässt.

Nach Lukathers zahlreichen, unterhaltsamen Zwischentexten, jener vielfältigen Mischung aus Rock, Pop, Fusion, Weltmusik und Jazz, wird der Abend mit den beiden Chartbreakern "Rosanna" und "Africa" beendet, womit sich die Musiker schnörkellos, ohne Zugabentamtam verabschieden und ihre Fans in die laue Nacht im Olympiapark entlassen, so wie es wahre Jediritter tun, vor allem, wenn sie gerade wieder einmal das Imperium befreit und das Gleichgewicht der Galaxis hergestellt haben.

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