Schiller: Die musikalische Reise geht weiter

Schiller stellte am Mittwoch sein Album „Future“ in der Münchner Olympiahalle vor. Zuletzt outete sich Pep Guardiola als Fan von Col
von  Florian Koch
Christopher von Deylen mit seinem Musikprojekt „Schiller“ bei der Baloise Session in Basel.
Christopher von Deylen mit seinem Musikprojekt „Schiller“ bei der Baloise Session in Basel. © dpa

Schiller stellte am Mittwoch sein Album „Future“ in der Münchner Olympiahalle vor.

Zuletzt outete sich Pep Guardiola als Fan von Coldplay und James Blunt. Von einem Faible für treibende Synthesizer-Welten ist bei dem Ex-Bayern-Trainer aber nichts bekannt. Und dennoch weht ein Hauch Pep durch die Olympiahalle, als Schiller alias Christopher von Deylen vor 4000 Fans sein Nummer-eins-Album „Future“ präsentiert.

Der 45-Jährige hat mit dem Startrainer nicht nur sein Alter, ein asketisch-unnahbares Auftreten und eine, nun ja, ähnliche Kopfform gemein, sondern verfügt auch über einen vergleichbaren Hang zum Perfektionismus. Zwei Jahre Tour-Vorbereitung, Videoanalysen während Konzertpausen und ein ständiges Feilen an Licht und Ton gehören für Schiller zum Alltag.

Kein Wunder also, dass der von Berlin in die USA ausgewanderte Electro-Coach live von einem zentralen Keyboard-Cockpit aus seine Klangwelten und seine Mitspieler steuert. Die vierköpfige Band verharrt dabei statisch auf den ihr zugewiesenen Plätzen. Eine kühle Formstrenge, die sich in der tranceartigen Musik und im für Schiller so wichtigen Lichtdesign wiederfindet.

Der wabernd-monotone, von schweren Drumbeats dominierte Synthesizerteppich rollt sich langsam auf, während das Ü30-Publikum wie versteinert in der bestuhlten Halle lauscht. Und wer sich in dieser Electro-Andacht in der regulären Spielzeit von ja, exakt 90 Minuten rabiat widersetzt wie ein wild tanzender Lockenkopf wird von der Security auf den Sitzplatz geführt.

Wenn Musik und Licht ein Alien-Eigenleben entwickeln

Doch zum Staunen gibt es neben dem puristischen Wellness-Sound, der im Stück „Ultramarin“ auch mal eine 360-Grad Surround-Runde dreht, einiges. Gerade die vielen Licht-Traversen mit ihren Gitternetzen und warmen Farben geben ein imposantes visuelles Bild ab, gewinnen im neuen Song „Rubinrot“ sogar fast ein Alien-Eigenleben, wenn sie im Hintergrund ein gewaltiges Stargate formen.

Erstaunlich aber, dass Schiller, der bereits mit Stars wie Xavier Naidoo zusammengearbeitet hat, seine beiden Solo-Sängerinnen erst nach einer Stunde so richtig die Bühne erobern lässt. Besonders Arlissa zeichnet sich bei der Power-Ballade „Not in Love“ mit einer starken Soulstimme aus.

Erst in der 30 minütigen Nachspielzeit greift der Künstler in seine Chart-Erfolgskiste, animiert das Publikum und überrascht mit neuen Klängen. Eine kräftige Basslinie verleiht seinem ersten Hit „Das Glockenspiel“ einen rauen, erdigeren Tonfall. Dieses Schielen zum gitarrenlastigeren, rockigen Sound setzt sich in „Sehnsucht“ fort.

Ob hier jemand sein Electro-Erfolgs-Konzept dauerhaft ändert, sich wegbewegen will vom glatten „Fahrstuhl-Musik“-Image? Die ersten Gehversuche haben live jedenfalls durchaus Pep.

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