Schaffenskrise, in Töne gesetzt

München — Dass Schriftsteller ihr Publikum damit langweilen, wie schwierig es sei, einen Roman zu schreiben, ist - leider - literarischer Alltag. Richard Strauss soll einen heftig mit sich und seinem Schaffen ringenden Kollegen einmal recht fassungslos gefragt haben, wieso er denn komponiere, wenn es ihm so schwer falle.
Ein Paar Schnipsel machen noch kein Stück
Dieser Antwort ist letztendlich nichts hinzuzufügen. Einmal allerdings ist es ganz witzig, wenn jemand die Werkentstehung in die Komposition einbezieht, wie das Sara Glojnarić in "Everything, always" für Streicher und Tonband getan hat. Die Erklärungen zu den modernen Spieltechniken der Streicher dürften für ein nicht spezialisiertes Publikum durchaus hilfreich sein. Aber ein paar kurze Schnipsel machen noch kein Stück.
Auch das zweite neuere Werk im zweiten Abo-Konzert des Münchener Kammerorchesters (MKO) hinterließ einen eher zwiespältigen Eindruck. Thomas Larcher dekorierte in "The Living Mountain" ruhige Naturbetrachtungen von Nan Shepherd mit flirrenden Klangflächen und musikalischer Kleinteiligkeit. Nur warum? Diesen Widerspruch konnte auch die exzellent singende Koloratursopranistin Sarah Aristidou nicht auflösen.
Originalgetreuer Haydn
Haydn machte aber alles gut. Von einer etwas verwaschenen Fugato-Passage im Finale abgesehen, gelang dem Orchester unter Bas Wiegers eine sehr runde historisch informierte Aufführung der Symphonie Nr. 38 mit ihren Echo-Effekten im zweiten Satz. Die Nr. 101 geriet kernig-konventioneller, blieb letztendlich aber eine Aufforderung an das Orchester, diesen Kernbereich seines Repertoires in Zukunft stärker zu beachten.
Im nächsten Abo-Konzert des MKO stehen am 8. Dezember Werke von Beethoven, Schumann und Weinberg auf dem Programm.