Saison des Übergangs: Was die Münchner Philharmoniker in der kommenden Spielzeit vorhaben

Das Orchester der Stadt informiert über seine Planungen für die kommende Spielzeit
von  Robert Braunmüller
Lahav Shani und die Münchner Philharmoniker.
Lahav Shani und die Münchner Philharmoniker. © Tobias Hase / mphil

Es ist eine Saison des Übergangs. Lahav Shani, der designierte Chefdirigent, tritt erst im Herbst 2026 sein neues Amt an. Aber er eröffnet die Saison mit Schuberts "Unvollendeter" und spielt auch sonst eine tragende Rolle mit sechs Programmen und diversen Gastspielen mit den Münchner Philharmonikern. Gleiches gilt für den Intendanten Florian Wiegand: Er ist schon da, bringt aber seine Tätigkeit als Konzertchef der Salzburger Festspiele noch zum Abschluss.

Lahav Shani.
Lahav Shani. © Tobias Hase / mphil

Drohende Überalterung des Publikums abgewendet

Der stellvertretende (und derzeit amtierende) Kulturreferent Marek Wiechers stellte am Beginn der Pressekonferenz rundum erfreuliche Zahlen vor. Die Auslastung der Konzerte liege bei 90,4 Prozent. Die Hälfte der Karten wird über den freien Verkauf an die Münchnerin oder den Münchner gebracht. Die drohende Überalterung des Publikums sei abgewendet: 10,6 Prozent der Karten werden an Menschen unter 30 verkauft. Bei den Education-Projekten übersteige die Nachfrage bei Weitem das Angebot.

Das Programm knüpft unter dem Spielzeit-Motto "Entdeckungen" an den sehr erfolgreichen Amerika-Schwerpunkt der laufenden Saison an. Diesmal werden die Akzente aber auf die ganze Saison verteilt, so der für die Konzertplanung verantwortliche Manuel Bust. Und alle können als eigene Abos gebucht werden.

Bust hat viele Solisten, Dirigentinnen und Dirigenten nach seltener gespielten Werken gefragt, die sie als Entdeckung empfunden haben und mit dem Publikum teilen möchten. Der Dirigent Wayne Marshall nannte das "Sinfonische Ballade" für Cello und Orchester von Theo Mackeben. Der philharmonische Solo-Cellist Floris Mijnders wird dieses Konzert spielen, das sich Bust zur Vorbereitung auf Schellackplatten angehört hat.

Die Münchner Philharmoniker
Die Münchner Philharmoniker © Co Merz/MPhil

Der erste Schwerpunkt gilt England: Die Philharmoniker spielen Werken von Ralph Vaughan Williams und Edward Elgar – unter anderem dessen "Dream of Gerontius". Mit Jean-Philippe Rameau, Wolfgang Amadeus Mozart und Michael Haydn stehen zudem Komponisten früherer Epochen im Fokus, "deren Musik stets neue Entdeckungen bereithalte", so die Philharmoniker – wie ein Requiem für den Fürstbischof Schrattenbach, das der in Salzburg wirkende Bruder von Joseph Haydn 1771 komponierte.

Den Kontrast dazu bildet zeitgenössische Musik der vier Komponistinnen Jennifer Higdon, Anna Clyne, Noriko Koide und Gabriela Ortiz, deren Violinkonzert die spanische Geigerin Maria Dueñas aufführen wird. Außerdem erinnern die Philharmoniker an Luciano Berio und Hans Werner Henze anlässlich der 100. Geburtstage dieser prägender Komponisten der Moderne im Zentrum, die mit den Münchner Philharmonikern verbunden waren.

Eine fünfte Abo-Reihe stellt Debütanten heraus. Tarmo Peltokoski, Dalia Stasevska, Cristian Macelaru, Elim Chan, Petr Popelka und Riccardo Minasi stehen erstmals am Pult des Orchesters. Auch die Pianistin Gabriela Montero, die Cellistin Anastasia Kobekina und der Pianist Giorgi Gigashvili werden erstmals mit den Philharmonikern musizieren.

Eine hohe sechsstellige Summe eingespart

Natürlich kehren auch langjährige Weggefährten zurück. Der Ehrendirigent Zubin Mehta leitet Bruckners Neunte und Mozarts Klarinettenkonzert mit der Philharmonikerin Alexandra Gruber. Kent Nagano dirigiert ein französisches Programm. Auch die Dirigenten Santtu-Matias Rouvali und Tugan Sokhiev sowie die Pianistin Yuja Wang sind wieder dabei.

Florian Wiegand ist Intendant der Münchner Philharmoniker.
Florian Wiegand ist Intendant der Münchner Philharmoniker. © Jan Saurer

Gastspiele führen das Orchester im Herbst unter Shani durch Europa, mit einem Höhepunkt im Wiener Musikverein. Auch eine Tournee durch Korea und Japan ist geplant. Neu ist eine auf mehrere Jahre angelegte Residenz des Orchesters und seines designierten Chefdirigenten beim Osterfestival von Aix-en-Provence.

Neben den Symphoniekonzerten setzen die Philharmoniker auch weiterhin auf nahbare und partizipative Formate. Die "MPhil Late" als Ausklang nach dem Abonnementkonzert in der Halle E hat sich seit dem Umzug in die Isarphilharmonie etabliert. Die achtteilige Kammermusikreihe des Orchesters im Künstlerhaus greift die programmatischen Schwerpunkte der Abo-Konzerte auf. Ein interaktives Mitmachkonzert lädt außerdem Laien aller Altersgruppen ein, gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern auf der Bühne zu stehen,

Marek Wiechers ist Stadtdirektor und stellvertretender Kulturreferent.
Marek Wiechers ist Stadtdirektor und stellvertretender Kulturreferent. © imago images/STL

Über die klamme Stadtkasse und die Kürzungen im Etat des Kulturreferats wurde erst auf Nachfrage gesprochen. Man habe eine hohe sechsstellige Summe durch Umschichtungen und organisatorische Verbesserungen gewonnen, mit denen die Philharmoniker wie andere kulturelle Großinstitutionen der Stadt dazu beitrügen, dass die Förderung der Freien Szene nicht gekürzt werden müsste. Derlei lasse sich angesichts steigender Kosten und höherer Tarifabschlüsse im Öffentlichen Dienst nicht beliebig wiederholen, weshalb er künftigen Sparrunden durchaus mit Sorge entgegensehe, so Wiechers.

Wiegand betonte seine Qualitäten als Teamplayer. Er kündigte an, bei der Finanzierung von Sonderprojekten verstärkt auf Sponsoren zurückzugreifen. Er spielte außerdem darauf an, aus einem "beinahe privatwirtschaftlich" geführten Festival nach München zu kommen. Und auch das mag – neben seiner kreativen Kompetenz als Konzertmanager – den Ausschlag gegeben haben, den 52-jährigen Münchner in seine Heimatstadt zurückzuholen.


Infos zur neuen Spielzeit und zu Abos unter www.mphil.de

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