Rückblick auf das "Summer Breeze" Festival

Unsere junge Kritikerin Alisa Blöchl blickt zurück auf das Metal-Festival: "Summer-Breeze" 2012 in Dinkelsbühl.
von  Abendzeitung

Unsere junge Kritikerin Alisa Blöchl blickt zurück auf das Metal-Festival: "Summer-Breeze" 2012 in Dinkelsbühl.

Schon zum 15. Mal jährt sich das Summer-Breeze-Festival. Vor einigen Jahren war es nicht mehr als ein Geheimtipp für Leute aus dem Süden, mittlerweile ist es eines der größten Metal-Festivals in ganz Deutschland. Auch dieses Jahr war das Line Up grandios. Amon Amarth, Witih Temptation, ASP, Subway to Sally, Rage und Epica - um nur einen kleinen Auszug der Bands zu nennen, die alle eine mega Show abgeliefert haben.

Auch wenn Summer Breeze allgemein als Metal Festival betitelt wird, ist doch eine große Auswahl an diversen Musikstilen vertreten. Von Hardcore bis 'female fronted epic metal', von Deathmetal zu Grindcore ist alles vertreten. Jahr für Jahr wird die Summer Breeze Gemeinde immer größer. Dieses Mal wurden 50.000 metal-hungriger Verrückte gezählt, die sich bereitwillig vier Tage lang der Hitze und den Strapazen aussetzen, die so ein Festival nun mal auch mit sich bringt. Die Veranstalter reagieren absolut professionell auf den immer größer werdenden Ansturm und schaffen es nahezu jedes Jahr den sogenannten Campground zu erweitern. Aber auch abgesehen von dieser kleinen Meisterleistung, ist das Open Air sehr gut durchorganisiert.

Der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an das sehr heftige Gewitter letztes Jahr, welches über das Summer Breeze wütete. In den frühen Morgenstunden wurde die Main Stage für einige Zeit durch einen Blitzschlag außer Betrieb gesetzt. Der aufmerksame Besucher konnte nach diesem Naturschauspiel eine, einer Ameisenstraße gleichenden LKW-Schlange bestaunen, die in nahezu irrsinniger Zeit die gesamte Technik der Bühne austauschte. Alles konnte planmäßig weitergehen. Neuerungen, wie die mobilen Bier- und Zigarettenverkäufer gehören mittlerweile schon zum gern gesehenen Festival-Alltag. Eine weitere, absolut sinnvolle Verbesserung ist der gepflasterte Bereich vor der Bühne. Keiner muss sich mehr Sorgen machen, dass man sich den Knöchel beim Pogo im Schlamm verdreht.

Dieses Jahr gab es zum ersten Mal eine Neuerung auf dem Campground. Anstatt der üblichen Towers, die der Beleuchtung in der Nacht und der allgemeinen Markierung der Parzellen dienten, sah man dieses Jahr große Spotter, die von Flaggen des Hauptsponsors gesäumt wurden. Leider waren diese nicht so hoch wie die ehemaligen Towers und gerade nachts fiel dadurch die Orientierung deutlich schwerer als früher. Schön zu sehen ist, dass sich nun die ganzen umliegenden Gemeinden schon beinahe auf das Festival freuen. Anfangs noch sehr kritisch gesehen, vielleicht sogar etwas gefürchtet, wird die Metal-Gemeinde nun herzlich aufgenommen. Das örtliche Fast-Food Restaurant ändert seine Öffnungszeiten und hat praktisch rund um die Uhr geöffnet. Der Einzelhandel räumt eine große Ladenfläche leer und macht Platz für allerlei Campingutensilien. Der Parkplatz vor dem Einkaufscenter wird zum großen Biergarten umfunktioniert. All diese tollen Angebote sind durch den Shuttle-Service des Festivals äußerst bequem zu erreichen. Also hier ein kleines Dankeschön nebenbei an die ansässigen Busunternehmen, die nahezu alle Kapazitäten dieses Zeitraums für das Summer Breeze reservieren.

Wer dem Festival-Wahnsinn für ein paar Stunden entfliehen will, flüchtet sich in das kleine, aber feine örtliche Schwimmbad mit Sauna, Dampfbad und Whirlpool. Für unschlagbare 3,50 Euro darf sich der gemeine Metaler ganz der Körperpflege frönen und die gebeutelten Glieder in den heißen Dämpfen des Dampfbades entspannen. Anschließend geht’s dann zum Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett und zur sogenannten Wall of Death im Wasser, was der allgemeinen Belustigung sehr zuträglich ist. Wer das Privileg eines V.I.P.-Daseins hat, egal ob Presse, Foto oder Bandmitglied, darf den grandiosen V.I.P.-Bereich nutzen. Nicht nur eigene Essensstände sind dort zu finden, sondern auch kostenlose Wassertoiletten (absoluter Luxus auf Festivals!) und last but not least ein Biergarten samt Flatscreen, der die gesamten Konzerte via Live-Stream zeigt.

Kritische Ohren hätten dieses Jahr die Tontechniker bei manchen Konzerten bemängeln können, aber das sei hier nur am Rande erwähnt. Die letzten Jahre ist auch die 'Nonfood-Meile' immer größer geworden. Sowohl kleinere, lokal ansässige als auch große nationale Händler bieten hier ihre Ware an. Wer will, könnte das ganze Festival mit Shoppen verbringen. Mittlerweile findet man wirklich alles: Von Szene-spezifischem Schmuck, über Klamotten aller Art, zu extravaganten Schuhen und sogar Natur Sex Toys ist ein großes Spektrum vertreten, was das schwarze Metal-Herz begehrt. Jeder, der dort größere Anschaffungen tätigen möchte, ist gut damit beraten einiges an Geld mitzunehmen, denn leider wird die Metal-Szene immer noch als Randgruppe gesehen.

Dementsprechend saftig sind auch die Preise. Oben erwähntes Bargeld sollte allerdings immer sehr gut verstaut sein, denn es gibt leider immer mehr wirklich schwarze Schafe unter uns. Dieses Jahr ist laut unbestätigten Quellen wohl eine Bande Kleinkrimineller unterwegs gewesen, die ganze Campingparzellen systematisch des nachts ausgeräumt haben. Dabei wurde allerhand entwendet. Das ist beschämender Weise auch ein ansteigender Trend. Trotzdem verliert das Summer Breeze Open Air nichts an seiner familiären Atmosphäre. Wer mit einem aufmerksamen Blick durch die Menge geht, sieht sogar die ein oder andere Familie. Die eine ist sogar generationsübergreifend, also vom Opa bis zum Enkelkind vertreten .Andere sind wiederum mit ihrem doch zum Teil. sehr jungen Nachwuchs unterwegs.

Festival-Besucher, die schon mehrfach auf dem Summer Breeze waren, sprechen immer mehr von einem Wettertrend: Ein Tag muss zumindest einige Stunden lang verregnet sein und der Rest ist extrem heiß. Um letzteres zu bekämpfen, lässt sich die Veranstaltungsleitung so einiges einfallen. Am dankbarsten dürften die Metalheads der freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Gemeinden sein, denn diese erklären sich bereit, während den Konzerten mit großen Feuerwehrschläuchen die Menge von oben mit dem Kühle spendendem Nass zu berieseln. Auch die mittlerweile fest integrierten, internen Supermärkte bieten zu einem kleinen Aufpreis gekühltes Dosenbier an.

Wie jedes Jahr, war auch dieses Summer-Breeze ein voller Erfolg mit toller Organisation, tollen Menschen, grandiosen Bands und einer der geilsten Stimmungen, die man auf einem Festival erleben kann. Ich persönlich freue mich jetzt schon wieder auf nächstes Jahr und der Countdown auf der Homepage versüßt mir die Vorfreude mal wieder ungemein. In diesem Sinne: Stay heavy and be loud! Bis zum nächsten Jahr, wenn die Totenkopfbanner in Dinkelsbühl wieder wehen!

 

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