Rolando Villazón singt italienische Lieder

Rolando Villazón singt im Prinzregententheater italienische Lieder vom Barock bis zu Giuseppe Verdi, Carrie-Ann Matheson begleitet am Klavier
Michael Bastan Weiß |
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Der temperamentvolle Publikumsliebling Rolando Villazón zeigte bei einem Liederabend mit Miniaturen italienischer Komponisten seine stille Seite.
Hoffmann/Deutsche Grammophon Der temperamentvolle Publikumsliebling Rolando Villazón zeigte bei einem Liederabend mit Miniaturen italienischer Komponisten seine stille Seite.
Rolando Villazón singt im Prinzregententheater italienische Lieder vom Barock bis zu Giuseppe Verdi, Carrie-Ann Matheson begleitet am Klavier
 
Oh, welche Lust, endlich wieder einmal einer voll ausgesungenen Melodie zu begegnen! Rolando Villazón führt all jenen, die dies in den heutigen Zeiten mitunter keuscher vokaler Zurückhaltung schon fast vergessen haben, vor, wie stark eine entschlossen ausgeübte Gesangskunst zu wirken vermag. Da wird eine Passage im gesunden Mezzoforte angestimmt und auf einem einzigen, schier unendlichen Atem gesungen, nie losgelassen, durch herrliche, leicht gleitende Portamenti dicht geführt. Und dieses Wunderwerk an Geschmack beschließt sich dann durch einen langen Ton, der sich im Prinzregententheater voll ausbreitet und zum Ende hin noch mit Nachdruck versehen wird.
 
Diese bravouröse Gesangskunst kann Villazón umso unmittelbarer mitteilen, als nur klavierbegleitete italienische Lieder auf dem Programm stehen und die Stimme sich somit bis in die kleinsten Facetten offen präsentieren kann. Besonders in den „Arie Antiche“, also Liedern des italienischen Barock, sticht Villazóns überlegene Phrasierungskultur hervor. In drei Arietten von Alessandro Scarlatti breitet er großzügig dimensionierte Linien aus und intoniert dabei makellos rein, weil er merklich um die Funktion jedes Tones weiß. Seine in der Mittellage balsamisch dunkle, fast baritonal geerdete Stimme kann er in „Gia il sole dal gange“ ganz klein machen, in „Su, venite a consiglio“ spielt er im Dialog von zwei imaginären Personen eine kleine Opernszene vor.

Große Gesangskunst

Das in jeder Situation verführerische Material des Mexikaners, besonders aber sein artikulatorischer Geschmack, rechtfertigen auch die Kaspereien, mit denen er im vollen Einsatz von Körpersprache und Mimik (die berühmten tanzenden Augenbrauen!) drei Kanzonetten aus Gioacchino Rossinis „Soirées musicales“ illustriert. Das Publikum liebt diese Späße, während der Zugaben gibt es viele auf die Bühne gebrachte Geschenke. Ob sich in ihnen wohl tatsächlich auch Unterwäsche befindet, wie Villazón scherzt?
 
In einer kleinen Ansprache weist Villazón aber auch auf den sozialkritische Sinn von Giuseppe Verdis Einzellied „Il poveretto“ hin, in dem unsentimental das Elend eines bettelnden Veteranen thematisiert wird. Überhaupt kehrt mit diesen Romanzen Verdis und Vincenzo Bellinis eine subtil dramatische Stimmung ein, in welcher düster gedämpfter Gesang, gut dosierter metallischer Glanz und höchste Textintelligenz zur Vergegenwärtigung beitragen.
 
Hier entlockt die kanadische Pianistin Carrie-Ann Matheson dem Steinway auch einmal orchestrale Töne. Vor allem aber in den barocken Stücken begleitet sie füllig, mit markant gewichteten Basslinien, im Ganzen völlig unhistorisch – und doch im Zusammenwirken mit Villazón absolut authentisch. Denn echte Gesangskunst ist nie historisch inkorrekt.
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