Roland Kaiser: Eine Affäre mit der "Kaiserstadt"

Roland Kaiser startet seine Tournee in Dresden und kommt im März 2023 in die Münchner Olympiahalle
Dagmar Leischow |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ganz der Gentleman: Roland Kaiser während seines Konzerts im Rahmen der "Kaisermania" .
Ganz der Gentleman: Roland Kaiser während seines Konzerts im Rahmen der "Kaisermania" .

Dresden im Ausnahmezustand. Schon seit Stunden warten zahlreiche Roland-Kaiser-Fans am Eingang der Open-Air-Bühne am Elbufer auf den Einlass für den ersten Kaisermania-Abend. Die Schlange wird zusehends länger, dicht gedrängt stehen die Menschen beieinander. Die Hitze, immerhin fast 30 Grad, scheint ihnen nichts auszumachen. Aus einer Musikbox schallen altvertrauten Lieder wie "Schachmatt", die Leute haben offensichtlich Spaß.

Sechs ausverkaufte Konzerte

Selbst diejenigen, die keine Karten mehr für eines der sechs ausverkauften Konzerte bekommen haben. Sie breiten halt auf dem Rasen hinter der Absperrung ihre Picknickdecken aus. Eine Familie hat bereits am Nachmittag auf der Carolabrücke ihre Campingstühle aufgestellt. Direkt am Geländer.

Von dort aus hat sie einen ziemlich guten (Seiten-)Blick auf die Bühne, hinter der um 20 Uhr ein Feuerwerk in Regenbogenfarben in den Himmel schießt. 15 Minuten früher als geplant. Der Veranstalter hat den Konzertbeginn ein bisschen vorgezogen, damit die aus ganz Deutschland angereisten Zuschauer wieder zuhause beziehungsweise im Hotel sind, bevor der vorhergesagte Regen einsetzt. Doch jetzt tritt erst einmal der Kaiser vor sein Volk.

Kaum eine Schweißperle – trotz Anzug, Weste und Krawatte

Er trägt einen dunkelblauen Anzug, darunter ein weißes Hemd, Weste und Krawatte. Theoretisch müsste er nach wenige Minuten völlig durchgeschwitzt sein, doch selbst nach zweieinhalb Stunden und Hits von "Santa Maria" über "Dich zu lieben" bis zu "Joana" scheint dem Sänger kaum eine Schweißperle auf der Stirn zu stehen. Er halte sich fit, erzählt er vor seinem Auftritt. Zuhause hat er sich einen eigenen Fitnessraum eingerichtet - mit Rudergerät, Laufband und Ergometer: "Da trainiere ich eigentlich jeden Tag." Und während seiner Tournee lässt er sich stets einen Ergometer in seine Garderobe stellen. Um nach dem Soundcheck und vor dem Schminken eine Dreiviertelstunde auf dem Fahrrad strampeln zu können.

70.000 Fans kommen insgesamt

Das gibt dem 70-Jährigen die nötige Kraft für seinen Konzertmarathon. Mit seiner markanten Baritonstimme schmettert er: "Ich glaub, es geht schon wieder los..." Sofort ist Menge außer Rand und Band. Das Publikum jubelt, singt und tanzt. Es feiert seinen Kaiser. Schließlich musste die Mehrheit zwei Jahre auf diesen Abend warten. Wegen der Pandemie fiel die Kaisermania, die 2003 im Rahmen der "Filmnächte am Elbufer" aus der Taufe gehoben wurde, nämlich 2020 und 2021 aus.

Prächtige Kulisse am Elbufer. Roland Kaiser startete am Freitag das erste seiner sechs Konzerte der Dresnder "Kaisermania".
Prächtige Kulisse am Elbufer. Roland Kaiser startete am Freitag das erste seiner sechs Konzerte der Dresnder "Kaisermania". © picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Deshalb gibt es 2022 erstmals sechs, statt der sonst üblichen vier Kaisermania-Shows. 70.000 Fans kommen insgesamt, jetzt tummeln sich 12.000 vor der Bühne. Darunter erstaunlich viele junge Menschen in den Zwanzigern und Dreißigern. Textsicher skandieren sie: "Manchmal möchte ich schon mit dir eine Nacht das Wort Begehren buchstabieren." In der Welt des Schlagers dreht sich bekanntlich fast alles um Liebe, Lust und Leidenschaft. Wenn der Kaiser schmachtet "Lieb mich ein letztes Mal", schmelzen besonders seine Anhängerinnen dahin. Sie trinken Bier oder Softgetränke aus Bechern, die das Konterfei des Kaisers ziert.

Neuer Song von Roland Kaiser: "Zuversicht" mit  ernsteren Tönen

Manchmal wird dieses Idyll allerdings aufgebrochen. Mit seiner neuen Single "Zuversicht", die Roland Kaiser nun erstmals live präsentiert, schlägt er ernstere Töne an. Er singt gegen Hass und Wut. Das kommt nicht von ungefähr. Am 11. Januar 2015 stand er vor der Frauenkirche neben dem damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Er warb für Toleranz und Mitmenschlichkeit, er trotzte Pegida. Gleichwohl ist es ihm ein Bedürfnis, vor seinem Konzert im Gespräch klarzustellen: "Dresden ist eine bunte, weltoffene Stadt mit liebenswerten Menschen. Auch wenn sie eine Zeit lang durch eine laute Minderheit falsch gesehen wurde."

Obwohl der als Ronald Keiler in Berlin geborene Sänger nie dort gelebt hat, ist die Kaisermania für ihn beinahe so etwas wie ein Heimspiel. Anfang der Neunzigerjahre, erinnert er sich, sei er zum ersten Mal nach Dresden gekommen: "Die Menschen saßen draußen in den Cafés in der Sonne. In dem Moment verstand ich, warum die Stadt Elbflorenz genannt wird."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Er widmete ihr das Lied "Affäre", das er grundsätzlich nur bei der Kaisermania im Repertoire hat. Es eröffnet die Zugabe. Ohne "Sieben Fässer Wein" geht sie mit "Bis zum nächsten Mal" zu Ende. Raketen zischen in die Nacht. Das beseelte Publikum strahlt, Roland Kaiser verschwindet hinter der Bühne. In seiner Garderobe zieht er sich um. Danach unterhält er sich noch ein wenig mit seinen Musikern, bevor er im Hotel ins Bett geht: "Natürlich bin ich nach einem Konzert glücklich und froh. Aber ich komme relativ schnell wieder runter."

Roland Kaiser spielt am 18. März 2023 in der Münchner Olympiahalle

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.