Roger Cicero: „Ich war zu selbstkritisch“

Warum Roger Cicero seine Mitschreiber bei der Arbeit am neuen Album „Was immer auch kommt“ in den Wahnsinn getrieben hat und wie er Lebenskrisen meistert, erzählt er der AZ
Ssirus W. Pakzad |
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Warum Roger Cicero seine Mitschreiber bei der Arbeit am neuen Album „Was immer auch kommt“ in den Wahnsinn getrieben hat und wie er Lebenskrisen meistert, erzählt er der AZ
Musiker genießen ein nicht zu unterschätzendes Privileg: Sie können ihre Gefühle in Texte und Klänge ableiten, sich den Blues des Lebens von der Seele schreiben und diffuse Emotionen in eine Form bringen, in Songs, die ihnen das eigene psychische Dilemma erklären. Diese Art der Selbst-Therapie hat auch der gelernte Jazzsänger Roger Cicero gerade durchgemacht. Sein neues Chartstürmer-Album „Was immer auch kommt" (Starwatch/ Warner) verarbeitet Lebenskrisen - und tut es mit einer Haltung, die da sagt: Lern’ was draus und mach weiter.

Krisen als Stärkungsmittel

„Die schwierigen Phasen oder Krisen, die ich in meinem Leben hatte, waren im Nachhinein stärkende Ereignisse", sagt Roger Cicero und spießt eine wehrlose schwarze Olive auf. „Auch wenn auf meinem Album sehr viele nachdenkliche Themen zu finden sind, ist doch ein gewisser positiver Unterton nicht zu überhören." Jetzt geht es einer gegrillten Zucchinischeibe an den Kragen. „Ich sehe das so: Was immer ich auch durchgemacht habe, war für etwas gut." Dankbar sei er, sich mit den Texten des neuen Werks öffnen zu können. „Über die Musik habe ich die Möglichkeit, mein Befinden mit vielen Leuten zu teilen und kann sehr persönlich werden, ohne dabei allzu privat sein zu müssen." Dabei lässt Roger Cicero, der vor acht Jahren mit „Männersachen" und pfiffigem deutschsprachigem Pop-Swing einen Überraschungs-Coup landete, auf der CD eigentlich nichts aus.

Die Trennung von Frau und Kind wird in Texten diskret erzählt

Dass er sich von seiner langjährigen Freundin und Mutter seines Sohns trennte, kommt in den Zeilen der Songs ebenso zur Sprache, wie andere Ereignisse, die einen schon mal aus der Bahn werfen können. „Das Texten funktioniert über eine sehr lange und tiefe Auseinandersetzung, durch das Hinterfragen von Themen. Aber dabei muss es nicht um Trennung oder um unangenehme Erfahrungen gehen. Bei Titeln wie ‚Glück ist leicht‘ oder ‚Wenn du die Wahl hast‘ war es fast schwieriger den Ton zu treffen, die richtigen Bilder und Beispiele zu finden - weil da eine Haltung wichtig ist und das, was zwischen den Zeilen durchschimmert. Beim Titel ‚Wenn es morgen schon zu Ende wär‘ könnte man leicht denken: Das ist ein schweres, ernstes Thema. Die Musik aber ist mitreißend, leichtfüßig und fordert zum Tanzen auf. Gerade der radikale Gedanke, dass mit einem Mal alles aus sein könnte, soll ja zum Leben auffordern.

Er  muss sich zugestehen, dass es läuft

Carpe Diem." Wieder muss eine schwarze Olive dran glauben. „Ich habe meine Mitschreiber manchmal in den Wahnsinn getrieben", lacht Cicero. „Eigentlich war das Album eine Inventur. Ich bin ja nicht der einzige Mensch auf der Welt, der mit Veränderungen erst mal Schwierigkeiten hat. Verändern will man ja meist etwas, das nicht rund läuft. Liegt ja in der Natur der Sache. Ich hinterfragte mich manchmal ein bisschen zu oft, ging zu kritisch mit mir selbst um, was manchmal sehr anstrengend sein kann und fand, dass ich öfter mal die Zügel loslassen können sollte und sagen: Alter, ist doch cool. Du gibst doch dein Bestes." Wie schafft es der Sohn des 1997 verstorbenen rumänischen Jazz-Pianisten Eugen Cicero, Texte mit Musik zu kontrastieren und vor allem eine Balance zwischen poppiger Griffigkeit und künstlerischem Anspruch hinzubekommen? „Das ist ein Drahtseilakt, dem ich mich immer wieder stelle - jedes Mal mit anderem Ergebnis", sagt Roger Cicero. „Ich habe versucht, dass ich jede Atmosphäre und Emotion, die ich in einem Titel vermitteln wollte, auch entsprechend musikalisch umsetzen konnte." Dafür war ihm stilistisch fast jedes Mittel recht. „Es sind sehr viele Klangfarben zu hören, von Singer-Songwriter-artigem, über ganz klare Pop-Songs bis hin zum Swing, zur klassischen Jazz-Ballade, die mit einem Piano-Trio eingespielt wurde."

Die Big Band muss warten - bis zur Tournee

Auf der CD musste Roger Ciceros treue Big Band übrigens diesmal pausieren. Dafür ist sie wieder dabei, wenn Deutschlands bekanntester Kopfbedeckungsträger am 12. Oktober in der Philharmonie gastiert: „Großteile der Band begleiten mich schon von Anfang an. Das Miteinander-Musizieren ist mir wichtig. Die Jungs sollen nicht nur spielen, was auf den Notenblättern steht."

Am 12. Oktober ist Roger Cicero in der Münchner Philharmonie im Gasteig auf seiner Tournee „Was auch immer kommt“. Karten gibt es von 48 bis 68 Euro bei Münchenticket, 51818181. Die aktuelle CD „Was auch immer kommt“ ist bei Warner erschienen.

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