Robert Plant: Zu cool für Millionen

Robert Plant schert sich wenig um sein Led Zeppelin-Erbe. Er macht lieber neue Musik.Zum Glück: Sein Album „Carry Fire“ ist sehr gelungen.
Dominik Petzold |
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Ein wahrer Musiker: Robert Plant hatte mit Led Zeppelin Mega-Erfolg, bleibt aber bis heute neugierig auf Neues.
Mads Perch Ein wahrer Musiker: Robert Plant hatte mit Led Zeppelin Mega-Erfolg, bleibt aber bis heute neugierig auf Neues.

Das Angebot liegt quasi seit Jahren auf dem Tisch: Er soll ein paar Wochen lang sagenhafte Songs singen, mit einer der besten Rockbands aller Zeiten, vor hunderttausenden ekstatischen Fans. Wieviel Geld er dafür will? Egal, die Summe kann er selbst eintragen – für den Veranstalter bliebe in jedem Fall genug übrig.
So oder so ähnlich kann man sich die Situation von Robert Plant vorstellen.

Robert Plant sagt: Gähn!

Eine Reunion-Tour von „Led Zeppelin“ wäre das größte Ding, das in der Rockwelt überhaupt denkbar ist. Für ein einmaliges Reunion-Konzert 2007 gab es 20 Millionen Ticket-Anfragen. Plants Ex-Kollegen Jimmy Page und John Paul Jones stehen seit Jahr und Tag bereit, auf die mutmaßlich größte Tour aller Zeiten zu gehen. Die Herren sind schließlich über siebzig, die Zeit läuft. Doch Robert Plant sagt: Gähn!
Der 69-Jährige erschafft lieber neue Musik, als mit der alten unfassbare Summen einzunehmen – das ist wahres Berufsethos. Doch lohnt sich dieses auch musikalisch? Absolut – das belegt Robert Plants neues Album „Carry Fire“, das er mit seiner tollen Live-Band „The Sensational Space Shifters“ aufgenommen hat.
Es wirkt beim ersten Hören eher spröde und zurückgenommen – doch bei mehrmaligem Hören gewinnt es gewaltig an Tiefe. Das liegt vor allem an den subtilen, liebevollen Arrangements: Beim zarten „Season’s Song“ weiß die Band extrem verzerrte Gitarren und Akkordeon in Schönheit zusammenzuführen, verkürzte Takte sorgen immer wieder für Spannung.

Seine Stimme gewinnt im Alter immer mehr an Schönheit

Bei einer anderen Ballade, „A Way With Words“, lässt Pianist John Baggot unaufgelöste Akkorde endlos wirken, Synthesizer und Streicher gehen nahtlos ineinander über, und Robert Plants singt mit zarter Stimme und riesigem Gefühl. Ob er noch die kraftvolle Sirene von früher hat, weiß man nicht, aber es ist auch egal: Seine Stimme gewinnt im Alter immer mehr an Schönheit, und je leiser er singt, desto berührender klingt er.
Und er verleugnet sein Erbe nicht, setzt immer wieder auf die Zutaten, die Led Zeppelin zu großer Musik formten: englischen und amerikanischen Folk, die Phrasierungen des Blues, Tonleitern, Motive und Rhythmen aus Nordafrika. Am eingängigsten kommt das beim überragenden „The May Queen“ zusammen. Die Bridge klingt fast wie eine Verbeugung an Jimmy Page und „Ramble On“.
Und an einer Stelle, im Rockabilly-Cover „Blubirds Over The Mountains“, ist plötzlich eine arabisch anmutende Phrasierung zu hören. In höchster Tonlage, sie klingt wie von einer Led Zeppelin-Platte. Kommt aber von Sängerin Chrissie Hynde, die Plant hier zum Duett gebeten hat – wohl das kleine Späßchen eines Led Zeppelin-Fans.  

Robert Plant, Carry Fire, erschienen bei Nonesuch/Warner

 

 

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