Robbie Williams in München Konzertkritik: Der König der Pop-Unterhaltung

Der ewige Rotzlöffel (43) inszeniert sich als übergroßer König der Popmusik und diese Rolle zu spielen fällt ihm leicht, wie sonst wahrscheinlich nichts in seinem Leben. Drum macht's auch Sinn, dass er, bevor er die Bühne betritt, "Land of Hope and Glory" als Hymne zum Hand aufs Herz legen mit Karaoketext als "God save our Robbie" singen lässt.
Während das neue "The heavy Entertainment Show" und "Let me entertain you" zu Beginn noch glatt wie CD oder Spotify oder wie man sonst heute Musik hört, rüberkommen, hat Robbie die Hüpf-Momente aus "Monsoon" herausgenommen und singt's als verkitschte Ballade im Leinwandregen. Es bleibt einer der wenigen Momente, in denen man sich mehr Rock'n'Roll gewünscht hätte. Denn "Party like a Russian" oder "Kids" krachen rein: Mitsingen, mittanzen, mitfilmen. Von den Fans ist Multitasking gefordert, weil Robbie alles gibt und will.
München liebt Robbie Williams
Wenn er dann spricht und Schwänke aus seinem Leben erzählt, dann heben und senken sich die Fanbrüste zum Seufzer, weil er so fucking sympathisch ist. "Love my Life" widmet er seiner Tochter, die die Mama beim Robbie-Konzert gucken gefragt hat, ob sie danach bitte etwas schauen können, das sie auch schauen wollen. Und natürlich hat Robbie beim Deutschsprechen nichts dazugelernt, sagt aber fleißig "Scheiße" und "Ich liebe euch". Mehr braucht's auch nicht, um als Robbie Williams in München geliebt zu werden.
Außer, ja außer man holt den Papa auf die Bühne und singt mit ihm "Sweet Caroline" in 60er-Jahre-Entertainment-Manier mit Anzug, einladend ausgestreckten Armen und dem Mikro ganz weit unten gehalten. Und wieder heben und senken sich die Fanbrüste zum Seufzer. Und wieder denkt man sich anerkennend, dass er nebst sexy Tänzerinnen, Konfetti, Balladengeschunkel, Tigerhöschen und einem Fan auf die Bühne holen ("Something Stupid" leider etwas albern präsentiert) wirklich alle Pop-Register zieht. Bravo!
Noch mehr Bravo, dass er zu "Angels" ein Feuerwerk über der Bühne abbrennen lässt. Da ziehen die Männer ihre Frauen noch näher im Pärchen-Konzertgriff zu sich, Robbie grinst selig-verschmitzt in die euphorisierte Menge und alle sind recht froh, dass er so verdammt gut drauf ist und dass gerade er der König der Pop-Unterhaltung ist. Denn Robbie kann es immer noch am besten.
Robbie Williams signiert Brüste: Diese Frau kennen wir doch!