Rammstein-Konzert auf der Theresienwiese: Vernunft wäre wichtiger
München - Dass Rammstein so vehement die Herzen der CSU entflammt, hätte vor ein paar Monaten wohl auch keiner geglaubt. Nun aber beschert Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) die Stadt mit dem Silvesterkonzert Rammsteins auf der Theresienwiese und der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl spricht von einem Zeichen der "Coolness und Weltoffenheit", das angeblich durch dieses Ereignis aus München gesendet werde.
Konzert von Rammstein an Silvester: Grüne, Linke und ÖDP waren dagegen
Dass Münchner Konzertveranstaltern sowohl die Theresienwiese als auch das Messegelände bisher als Veranstaltungsort verwehrt wurden, die Grazer Leutgeb Entertainment aber innerhalb von vier Monaten zum vierten Mal ein Großkonzert außerhalb des Olympiastadions organisieren darf, verwundert zumindest. Die Grünen ("das neue spießig" O-Ton Pretzl) waren ebenso wie die Linken und die ÖDP als einzige im Stadtrat gegen das Silvesterkonzert. Der Musikgeschmack hat dabei aber keine Rolle gespielt.
Die Stadt Essen, die angeblich als B-Lösung im Rennen war, hat die Konzertpläne schon vergangene Wochen verworfen, auch weil die Planungszeit als viel zu knapp bemessen angesehen wurde. Mit der heutigen Stadtratsentscheidung wird das Kreisverwaltungsreferat in eine extrem undankbare Rolle gedrängt.
Rammstein-Fans werden die Theresienwiese gleichzeitig verlassen
Es gibt keinerlei Erfahrungswerte für ein Konzert dieser Größenordnung in der Silvesternacht, in der ohnehin tausende auf der Theresienwiese unterwegs sind. Nun werden 145.000 Rammstein-Fans hinzukommen. Und alle werden den Ort – anders als bei der Wiesn – gleichzeitig verlassen wollen. Ein Sicherheits- und Verkehrskonzept der Leutgeb Entertainment liegt dem KVR noch nicht vor. KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl wies darauf hin, dass man ein knappes Jahr für die Genehmigung des Gabalier-Konzertes benötigt habe.
Bis Silvester sind es noch viereinhalb Monate. Aber Sicherheitsbedenken seitens der Polizei haben CSU, SPD, FDP und Bayernpartei ebenso in den Wind geschlagen wie die mögliche Lärmbelästigung der Anwohner. Wenn die Karten erst einmal angeboten werden, sind sie erfahrungsgemäß in wenigen Minuten weg. Das wird den Druck aufs KVR noch einmal gigantisch erhöhen, denn eine kurzfristige Absage bedeutet einen Millionenschaden im zweistelligen Bereich. Nichts gegen "Coolness", aber Vernunft ist in der Politik wichtiger.