Rainhard Fendrich: "Helene Fischer ist eine Ausnahmekünstlerin"
Für Rainhard Fendrich ("Auf den zweiten Blick") ist 2015 ein Jahr der Jubiläen. Zum einen geht seine Musiker-Karriere in das 35. Jahr und zum anderen wurde der gebürtige Wiener am 27. Februar 60 Jahre alt. Ein Fest hat er übrigens nicht gegeben. "Meinen Geburtstag zu feiern, mochte ich noch nie. Die Geburtstage anderer Leute feiere ich dagegen schon gerne", erklärt er im Interview der Nachrichtenagentur spot on news. Außerdem wirft der gebürtige Wiener dabei einen kritischen Blick auf den Wandel in der Musikbranche, in der Inhalte seiner Meinung nach immer weniger zählen würden. Ein echter Lichtblick ist für ihn dagegen Helene Fischer (30).
Herr Fendrich, Sie sind 60 geworden. Ein Alter mit dem viele Menschen ein Problem haben. Sie auch?
Rainhard Fendrich: Man kommt nicht umhin, sich dem Thema zu stellen. Aber ich habe kein Problem mit dem 60. Das Älterwerden ist etwas natürliches, was jedem einmal widerfährt, davor ist keiner gefeit. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Ich verfolge jetzt keinen Jugendwahn. Ich bin Gott sei Dank gesund und genieße ganz einfach, dass ich Dinge nicht mehr machen muss, sondern mich ausschließlich auf das konzentrieren kann, was ich machen will. Das ist ein großer Luxus.
Ihr Verhältnis zur Zeit hat sich also geändert?
Fendrich: Ja, die Zeit ist für mich ein ganz kostbarer Faktor geworden, weil ich mit meiner Zeit nun bewusster umgehe. Von 30 bis 45 glaubt man, es gibt kein Ende. Aber irgendwann einmal kippen die einen in einen Jugendwahn und die anderen in eine Altersdepression. Ich hab jedoch weder das eine noch das andere, stattdessen habe ich mit 50 zum ersten Mal darüber nachgedacht, wie es weitergeht. Inzwischen habe ich die Hälfte meines Lebens überschritten, die Zeit ist absehbar und kostbarer und ich will sie einfach nicht mehr vergeuden. Deswegen geht es mir in meiner momentanen Situation wirklich gut, weil ich eben nichts mehr muss.
Würden Sie gerne mit 80 noch auf der Bühne stehen?
Fendrich: Ich will so lange auf der Bühne stehen, wie die Leute mich hören wollen. Aber nicht auf Teufel komm raus.
Wie sehr hat sich die Musik Zeit Ihres Lebens verändert?
Fendrich: Die Musik war damals schwieriger herzustellen als heute. Damals hast du jede Gruppe bereits nach den ersten Takten sofort erkannt. Da gab es die Hollies, die Doobie Brothers, die Everly Brothers, Simon & Garfunkel, Cat Stevens oder Billy Joel. Das waren Giganten. Das war handgemachte Musik. Das war eine sehr intensive Zeit, in der man die Musik auf kleinen Platten gehört hat. Heute ist Musik so leicht herzustellen und so leicht zu konsumieren.
Zählten früher auch die Inhalte von Liedern noch mehr?
Fendrich: Heute gibt es das Problem der Entpolitisierung. In den 70er Jahren haben ein Konstantin Wecker oder Georg Danzer kritische Lieder geschrieben. Heute interessiert das doch keinen mehr. Was hört man denn heute? Warum ist der deutsche Schlager denn wieder so erfolgreich? Weil es um nichts geht. Es ist eine Wegschau-Unterhaltung. Die natürlich auch ihre Berechtigung hat, aber dass das andere dann völlig ignoriert wird, das ist bedenklich. In den 70er und frühen 80er Jahren war das Interesse des Publikums an Politik viel größer. Aber politisch bewegte Songs will doch heute keiner mehr hören.
Begründen Sie auch darin den Erfolg von Helene Fischer, weil Sie einfach nur gute Laune versprüht?
Fendrich: Das ist was anderes. Die Helene Fischer ist eine Vollblut-Künstlerin. Da geht es um Performance. Ich würde sie in eine Kategorie mit Barbara Streisand und Liza Minelli stecken. Sie ist eine Allround-Künstlerin. Helene Fischer hat eine tolle Stimme und ist keine gewöhnliche Schlagersängerin. Sie kommt vom Musical, kann tanzen und macht Schlager mit einer Performance der höchsten Qualität. Das muss man sehen. Sie ist eine Ausnahmekünstlerin, eine wunderschöne Frau, die fantastisch singen kann.
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