Pixners "Quattro": Gipfelglück für alle
Herbert Pixner hat mit „Quattro“ und Gitarrist Manuel Randi seinen wunderbaren Stil gefestigt und erweitert: Alpen-Weltmusik mit sicherem Heimat-Unterton bei gipfelhoher Musikalität
Wer ihm zuhört und die Augen schließt, sieht einen Film: Man fährt beswingt im Cabrio durch die sommerliche Bergwelt. Das war auf der letzten CD „Na und!?“ in einem alten, nett klapprigen Triumph Spitfire. Jetzt heißt das neue Album „Quattro“. Ist das Lässige jetzt einem SUV-Vierrad-Gehabe gewichen? Nein, für so eine Geschmacksverirrung ist Pixner zu naturverliebt. „Quattro“ meint das CD-gewordene Bekenntnis, dass aus dem Herbert Pixner Trio ein Quartett-Projekt geworden ist durch den Teufelsgitarristen Manuel Randi. Und doch erinnert das titelgebende Pixnerstück „Quattro“ auf der CD wieder an eine beswingte Bergausflugsfahrt: Die Ziehharmonika hechelt fröhlich bergauf wie Kolben im 4/4-Takt-Zylinder, die Gitarre gibt den Rhythmus-Klang, es folgt das Schalten, die Gitarre übernimmt stahlsaitengespannt, der Bass (Werner Unterlercher) bleibt cool unbeirrt von der zunehmenden Steigung – geschafft, die steirische Ziach steigt wieder ein: Gipfelgefühl!
Dem Tango die Melancholie ausgetanzt
Und dieses Gefühl hält über die ganze CD an – lachend von Beginn an, wenn als kleiner Intro-Gag Helmut Qualtinger als Luis-Trenker-Persiflage gegen den modernen Alpentourismus wettert („die schmutzige Erotik, Hippies, dreckiger Schnee“), und in seine hineingesteigerte, hysterische Hasstirade komponiert Herbert Pixner „Let’s dance, Baba“ hinein, ein wunderbar tänzerisches Volksmusikstück, das sagt: Lass’ gut sein, nimm’s leicht. Auch wenn die Musik Pixners alles andere als leicht ist, aber eben so daherkommt. Und bringt ein Tango Melancholie? Auch der heißt bei Pixner witzig „Tango to go“ und verliert alles Abgehackte, wird weich und schnell, als ob er auf einer Berghütten-Terrasse getanzt würde vor mitschunkelnden Zuschauern, was alles auch für den folgenden „Herzallerliebst Walzer“ gilt.
Aus "Leckmicha Marsch" wird ein "Kick ass Blues"
Was hat sich an Pixners Stil seit den CDs „Blus’n auf!“ und „bauern tschäss – Power’n’ Jazz“ verändert? Das Alpenländische ist artenreicher geworden, ein früherer „Leckmicha Marsch“ wird zum „Kick Ass Blues“. Und der „Hirtabua“ liebt hörbar Miles Davis (mit Pixner am gestopften Flügelhorn) und Carlos Santanas „Samba Pa Ti“ – hier in Form von Manuel Randi, der ein unglaublich tänzerisch, fröhliches Solostück („Djanga sai“) beigesteuert hat als Django Reinhardt-Anspielung. Pixners Schwester Heidi an der Harfe schafft ohne Kitsch einen fast spirituellen Schwebezustand mit ihrem Morgenrötestück „Alba“, wenn sie nicht gerade bluesig bis rockig begleitet. Das alles ist Alpen-Weltmusik ohne kulturelle Beliebigkeit, sondern mit sicherem Heimat-Unterton bei gipfelhoher Musikalität. Pixner verkörpert Freiheitsdrang und Romantik-Sturm, Wildheit – und vor allem ungebändigten Spaß. Am Ende steht eine ruhige Jazz-Hommage an Duke Ellington, dessen „Mood Indigo“ lässig in die Pixner-Version übergeht.
„Quattro“ (Three Saints Records). Das Konzert am 9. Mai im Volkstheater ist bereits ausverkauft. Karten gibt’s aber noch für den 10. April in Puchheim und den 10. Mai in Dachau (Friedenskirche). www.herbertpixner.com