Pianist Emanuel Ax und Dirigent Hannu Lintu: Routine ohne Ecken und Kanten

Der Pianist Emanuel Ax spielt im Herkulessaal Chopin, Hannu Lintu dirigiert das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Michael Bastian Weiß |
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Der finnische Dirigent Hannu Lintu beim Proben mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Der finnische Dirigent Hannu Lintu beim Proben mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. © Foto: Astrid Ackermann

Einverstanden - Orchester und Dirigent sind gleichermaßen unterfordert, wenn sie bei der Begleitung eines Konzertes nur lange Akkorde auszuhalten haben.

Im Klavierkonzert Nr. 2 f-moll von Frédéric Chopin unterlegen die Streicher des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ihrem Solisten Emanuel Ax einen gediegenen, vielleicht etwas dünn gewobenen Teppich. So lenkt zwar nichts von dem wunderbar klaren Spiel des amerikanischen Pianisten ab.

Hannu Lintu beschränkt sich auf das bloße Begleiten

Ein Blick in die Partitur offenbart jedoch, dass Chopin das nicht tatsächlich so langweilig komponiert hat, wie es von der Bühne des Herkulessaals herunter dümpelt.

Dirigentin oder Dirigent könnten in den Liegeklängen etwa eine versteckte Melodie entdecken, die mit geringem Aufwand, etwa unmerklichen Akzenten oder einfach einer bewussteren Linienführung, aufzudecken wäre.

Hannu Lintu aber arbeitet der, zugegeben, schlichten Instrumentierung des Werkes nicht entgegen, sondern beschränkt sich hier auf das bloße Begleiten.

Der finnische Dirigent hat das Programm kurzfristig übernommen, okay. Doch auch bei mangelnder Probenzeit könnte er sich von seinem Solisten inspirieren lassen. Denn Emanuel Ax entdeckt motivische Bedeutsamkeit sogar in Begleitfiguren, ohne dass er seine so angenehm unaufgeregte Haltung je aufgeben müsste.

Emanuel Ax hat Sentiment, ohne sentimental werden zu müssen

Der Ton des 72-Jährigen ist prägnant allein durch seine Klarheit, er hat Sentiment, ohne sentimental werden zu müssen, Erregung teilt sich ohne Verkrampfung mit.

Als Einspringer durfte Hannu Lintu die Symphonie von Rachmaninow, die eigentlich auf dem Programm gestanden hatte, durch eine gleichwertige von Jean Sibelius auswechseln.

 

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Wieder einmal trifft es dessen Symphonie Nr. 2 D-Dur, als ob Lintus Landsmann keine Dritte, Vierte und Sechste geschrieben hätte, denen man im Konzert kaum einmal begegnet. Vielleicht wäre bei einem leicht ungeläufigeren Stück die Routine nicht so nah gewesen wie bei der allseits bevorzugten Zweiten.

Auf geradem Wege steuert Lintu auf die Höhepunkte zu und umfährt dabei großräumig die scharfen Kanten und Zerklüftungen, die Sibelius der symphonischen Entwicklung eben auch einkomponiert hat. Der Hang zur Glätte erfasst dadurch auch die Musiker, zumindest teilweise. Nicht alle singen ihre Themen und Melodien in so rauer tragischer Größe aus wie die hinreißenden Fagotte.


Das Konzert kann man auf br-klassik.de anhören.

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