Philippe Jordan dirigiert das Konzert von Oper für alle

Klassik kostenlos an der frischen Luft: Das Festspielkonzert des Bayerischen Staatsorchesters begeistert auf dem Marstallplatz.
Robert Braunmüller |
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München – Es riecht nach Grill und Würsteln. In der Mitte des Platzes lagern die Leute auf Decken und picknicken. Links und rechts davon steht man mit einem Bier oder einer Flasche Prosecco. Die Kleiderordung ist lässiger als sonst bei Klassik: kurze Hosen dominieren. Und keiner schaut streng, wenn ein kleines Kind mitdirigiert oder dazwischenquatscht.

Die Damen und Herren des Bayerischen Staatsorchesters tragen Abendkleider und Fräcke. Das gehört sich so: Denn auf dem Marstallplatz wird gearbeitet – wie an anderen Tagen im Orchestergraben oder auf der Bühne des Nationaltheaters. Da gehört die standesgemäße Berufsbekleidung für Musiker einfach dazu.

Das schönste Freiluftkonzert des Münchner Klassik-Sommers

Das Festspielkonzert der Bayerischen Staatsoper bleibt das schönste Klassik-Großereignis des Münchner Musiksommers. Es wird live gespielt. Jeder kann kommen und gehen, wann er will. Der von der Öffentlichkeit finanzierte Kulturgroßbetrieb beweist den Bürgern bei freiem Eintritt, dass das viele Geld angemessen investiert wird: in erstklassige Aufführungen der Werke unserer musikalischen Tradition.

Und dazu gehört auch die Arbeit mit Attacca, dem Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper. Unter der Leitung des Schweizers Philippe Jordan eröffnete es den Sommerabend mit der Konzertouvertüre „Karneval“ von Antonin Dvorák. Alles saß perfekt: der schmissige Beginn ebenso wie die eher elegischen Soli der Violine und des Englischhorns.

Lesen Sie hier: Klassik am Odeonsplatz - Spanisches Feinschmeckern

Dann schlüpfte der Musikdirektor der Pariser Oper und Chef der Wiener Symphoniker vom T-Shirt in den Frack. Er leitete Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ in der Orchesterfassung von Maurice Ravel.

Ein Werk, das mancher Besucher vielleicht zum letzten Mal im Musikunterricht an der Schule gehört hat. Deshalb passt es für diesen Anlass ideal.

Und es ist ein Stück, bei dem ein Orchester zeigen kann, welch gute Solisten es in seinen Reihen zählt und wie gut sich alle Gruppen zusammenfügen. Die Holzbläser brillierten in den Scherzando-Passagen der „Tuilerien“ oder dem „Marktplatz“ von Limoges. Die Streicher grundierten den elegischen Gesang des Troubadours vor dem alten Schloss und mit großer Pracht marschierten alle durch das Große Tor von Kiew. Die Verstärkung legte das eine oder andere Detail wie die Harfen unter das Vergrößerungsglas. Es klang etwas pauschaler als bei „Klassik am Odeonsplatz“. Aber dafür kostet das Event der beiden anderen Münchner Klassik-Groß-Orchester bei etwas steiferer Atmosphäre auch Eintrittsgeld.

Kuscheln mit Strawinsky

Auf die „Bilder einer Ausstellung“ folgte Igor Strawinskys „Le sacre du printemps“. Die über 100 Jahre alte Ballettmusik ist noch immer kein Stück zum Kuscheln. Aber die eine oder andere Hand legte sich doch auf die Schulter des Nebenmannes oder um die Hüfte der Nebenfrau. Natürlich wäre es fast angebracht, zu dieser Orgie des Rhythmus gleich Techno zu tanzen, aber das traute sich dann doch keiner der 9000 Besucher auf dem Marstallplatz.

Gab es jemals einen gelungeneren Musiksommer? Ende Juni zog das Gewitter an der Netrebko vorbei. Die Münchner Philharmoniker und das BR-Symphonieorchester spielten am vorigen Wochenende bei schönstem Wetter. Am Samstag regnete es nur kurz zwei Stunden vor dem Konzert am Marstallplatz.

Jetzt muss es nur noch bei „Oper für alle“ passen: Am 31. Juli überträgt die Staatsoper Puccinis „Manon Lescaut“ mit Jonas Kaufmann und Kristine Opolais auf den Max-Joseph-Platz.

Oper für alle, 31. Juli, Max-Joseph-Platz, Eintritt frei, Beginn 20.30 Uhr

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