Philip Bradatsch: Bunte Katastrophen

Der Songwriter Philip Bradatsch erfindet sich auf seinem Soloalbum neu – ohne E-Gitarre und Begleitband.
Dominik Petzold
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Philip Bradatsch.
Philip Bradatsch. © Eni Valu

Mit seinem Album "Ghost On A String" errockte sich Philip Bradatsch 2019 den AZ-Stern des Jahres. Danach wechselte der aus dem Allgäu stammende Münchner Musiker die Sprache, sang auf Deutsch und lieferte zwei weitere höchst süffige Rockalben ab.

Der neue Sound: fein und frei von Geschnörkel

Auf seinem neuen, schlicht "Philip Bradatsch" betitelten Album verzichtet er jetzt auf seine E-Gitarre wie auch auf die Cola Rum Boys, seine hervorragende Begleitband.

Entsprechend still kommen die neuen Songs daher, Philip Bradatsch begleitet sich in erster Linie auf der Akustikgitarre. Naturgemäß klingt das spröder als mit vollem Bandsound, doch Bradatsch spielt exzellent Gitarre, fein und frei von allem Geschnörkel, und weiß die Lieder auch mit sechs Saiten zum Klingen zu bringen.

Und bei fast allen gibt er noch interessante Farbtupfer hinzu: mal Kanun, eine Art syrisches Hackbrett ("Herzen ausgebombt", "Keiner weiß, wie ich mich wirklich fühle"), mal Orgel und Kontrabass ("Wohin geht der Fluss", "Tausend tote Pfeile"), mal weiblichen Background-Gesang ("Im Achtzigsten Stockwerk"), mal Saxofon ("Carson McCullers"), das in seinem Singer-Songwriter-Stil unorthodox und überraschend und gerade deshalb effektiv ist.

Die Instrumentierung ist bei den einzelnen Songs karg, aber im Ganzen eben doch bunt und abwechslungsreich.

Philip Bradatsch – düster und lakonisch-entspannt

So wie Bradatsch bei "Wohin geht der Fluss" Gitarre und Mundharmonika spielt, ist es unmöglich, nicht an Neil Young zu denken. Doch ansonsten hat Bradatsch seinen eigenen Sound, der auch von seinen Texten geprägt wird, die gleichzeitig düster und lakonisch-entspannt sind: Die Apokalypse steht an, aber das ist auch schon wurscht.

Da fliegen in einem tollen Song "Tausend tote Pfeile", da stirbt ein Fluss, da sitzt man mit dem Erzähler "Im Achtzigsten Stockwerk" eines Hochhauses, das es gar nicht gibt.

Wirklich ernst und dringlich wird es aber nur, wenn es um die Liebe geht, doch die ist natürlich auch alles andere als eine einfache Angelegenheit. "Wie sich das wohl anfühlt, wenn man sich auflöst wie eine Tablette in sprudelndem Wasser?", singt Bradatsch gleich zu Beginn und gibt damit den Sound der nächsten acht Lieder vor.

Doch mit dem neunten und letzten entlässt er seine Hörer schwungvoll: Da bläst er in eine verzerrte Mundharmonika und fordert: "Rutsch rüber, Marielle". Und sollte für so einen wie ihn nicht immer ein Plätzchen frei sein?


"Philip Bradatsch" erscheint am 28. April bei Trikont. Am selben Tag findet das Release-Konzert im Heppel & Ettlich statt (Feilitzschstr. 12, 20 Uhr, Karten: heppel-ettlich.de)

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