Peter Kraus im AZ-Interview

Peter Kraus wird kommenden Dienstag 75. Jahre alt, bringt ein neues Album heraus und geht auf Abschiedstournee.
von  Volker Isfort

In München und mit der Abendzeitung begann die erstaunlichste Karriere des deutschen Rock’n’Roll. 1956 organisierte die AZ im Deutschen Museum ein Konzert für Jugendliche, „aber der jüngste Musiker, der eingeladen war, war Max Greger“, erinnert sich Peter Kraus. „Ich habe mich dann gemeldet, vorgespielt und mit Hugo Strasser drei rockige Nummern für den Abend eingeübt. Es wurde der Höhepunkt der Show und ab da galt ich als deutscher Elvis.“

Es folgt ein beispielloser Aufstieg. Peter Kraus landet mit „Tutti Frutti“, „Sugar Baby“ oder „Schwarze Rose, Rosemarie“ Hits am Fließband – allein in den ersten vier Jahren verkauft er rund drei Millionen Schallplatten. Und auch im Film der 50er Jahre macht er Karriere: Kraus dreht mit Heinz Rühmann, Hans Albers und natürlich mit Conny Froboess. Gemeinsam werden sie das Traumpaar der späten 50er und frühen 60er Jahre.
Peter Kraus, das Teenager-Idol der Wirtschaftswunderjahre, feiert am kommenden Dienstag seinen 75. Geburtstag. Aber den Hüftschwung beherrscht der erstaunlich Junggebliebene noch immer.
Seit 1969 ist Kraus mit dem ehemaligen Fotomodel Ingrid verheiratet, die beiden wohnen am Luganersee in der Schweiz, Sohn Mike in München. Nun will Kraus seine Karriere laut ausklingen lassen – mit dem Album „Zeitensprung“ und einer großen Abschiedstournee.

AZ: Herr Kraus, „Die Wiederbelebungsphase nach einem langen Konzertabend dauert von Jahr zu Jahr ein bisschen länger“ haben Sie schon vor zehn Jahren gescherzt.

PETER KRAUS: Ein bisschen stimmt das ja auch – die letzte Tour mit über 60 Konzerten war schon sehr anstrengend. Und ich genieße gerne mein Leben. Ich möchte mehr Zeit haben für meine Frau, meine Familie, meine Oldtimer.

Verfolgen Sie in der Schweiz eigentlich die deutschen Charts?

Ich bekomme schon mit, was hier gehört wird. Die Ursprungsidee für mein neues Album „Zeitensprung“ war ja, nur Hits von Künstlern wie Materia, Culcha Candela oder Tim Bendzko in einen Peter- Kraus-Sound der 50er Jahre zu verwandeln. Aber dann habe ich mich gefragte, ob meine alten Fans die Bands überhaupt kennen. Deswegen haben wir dann auch Hits von Wolfgang Petry oder Udo Lindenberg mit auf das Album genommen.

Deutschlands bekanntester Rock’n’Roller hat ein komplett skandalfreies Leben geführt. Wie ist das möglich?

Na, wenn Sie abseits des Trubels am Luganersee wohnen, bekommt halt niemand was mit. Aber ernsthaft: Ich war mit Sicherheit der Erste, der im deutschsprachigen Raum Rock’n’Roll gemacht hat, aber ich habe mich dennoch immer eher als Entertainer gesehen. Ein reinrassiger Rock’n’Roller war ich nie. Und stolz bin ich rückblickend vor allem darauf, dass ich in meinen Filmen noch mit Schauspielgiganten wie Gert Froebe, Heinz Rühmann, Paul Dahlke oder Walter Giller zusammenarbeiten durfte.

Jetzt starten Sie noch eine Karriere, als Winzer.

Ich habe mir einen alten Bauernhof in der östlichen Steiermark gekauft. Das ist eine ganz wunderbare Ecke, lange vergessen an der Grenze zu Slowenien, für mich die Toskana Österreichs. Die Menschen dort sind unglaublich freundlich, wir fühlen uns sehr wohl. Aber mit dem Weinanbau muss ich mich gedulden. Wir haben erst die Setzlinge gepflanzt und dann dauert es einige Jahre, bevor man an Weinanbau auch nur denken kann. Ehrlich gesagt, der Bauernhof ist auch ganz klar eine Kapitalanlage. Man bringt sein Geld heute ja nicht mehr auf die Bank.

Wenn Sie heute Teenie-Star wären, würden Sie auf Schritt und Tritt verfolgt – und Ihr Privatleben liefe im Internet.

Eine schreckliche Vorstellung. Ich habe Paparazzi nie gemocht. Aber ich bin mir andererseits auch sicher: Wenn man seine Ruhe haben will, dann kann man die auch haben. Es gibt doch so viele Prominente, die über Paparazzi schimpfen, aber gar nicht häufig genug abgeschossen werden können.

Gab es den einen besonderen Moment in Ihrer Karriere?

Das war schon ganz klar der wahnsinnige Auftakt, als ich über Nacht berühmt wurde und es von da an immer bergauf ging. Erst 1963 wurde es kritisch, da kamen die Beatles. Und als die Stones dann populär wurden, veränderte sich alles. Ich hatte eine tolle Zeit, aber wenn ich Udo Jürgens sehe, dann denke ich mir schon manchmal, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Ich hätte einfach kontinuierlicher auf Tour gehen müssen. Vielleicht wäre dann mein Publikum heute noch größer. Man muss es schließlich pflegen.

Wie halten Sie sich eigentlich fit für die Show?

Das ist kein Problem, die Tour ist ja erst im Herbst, und nach dem Sommer bin ich ohnehin immer fit. Ich bin ein Wassermensch. Ich schwimme gerne, fahre Kanu und Wasserski, bis zum Tourauftakt bin ich also in Topform. Das muss ich auch sein, denn es gibt für mich keine Pausen, ich stehe zwei Stunden auf der Bühne.

Und nach der Tournee können Sie sich endlich zur Ruhe begeben und sich ein wenig gehen lassen?

Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich würde auch heute noch sofort etwas dagegen tun, wenn ich einen Bauchansatz bekäme, das ist meine Berufseitelkeit. Außerdem heißt der letzte Satz auf dem Album: „Sag niemals nie“. Jetzt sehen wir erst einmal, wie die Tour läuft, es gibt ja so tolle Möglichkeiten mit diesem Album. Man könnte zum Beispiel mit den Originalinterpreten etwas gemeinsam machen.

Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Das wird eine Menge Arbeit, ab 5.30 Uhr. Ich werde im Frühstücksfernsehen einen Song von meinem Album live aufführen. Am Abend feiern wir dann in München bei Schuhbeck mit einigen alten Freunden, Cornelia Froboess kommt auch, darauf freue ich mich ganz besonders.

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