Peter Cetera: Chicago-Reunion? Nicht für eine Million!

Peter Cetera, ehemals bei Chicago, ist einer der bekanntesten Musiker der diesjährigen "Night of the Proms". Im Interview spricht er über Auftritte in Deutschland und die Wahrscheinlichkeit einer Chicago-Reunion. 
Christoph Forsthoff |
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Night of the Proms
Night of the Proms

If you leave me now" oder "Hard to say I’m sorry": Peter Cetera ist vor allem als Sänger von kuscheligen Balladen bekannt geworden: zuerst als Leadsänger der Band Chicago, die in den 1970ern sehr erfokgreich war, dann ab Mitte der 1980er als Solo-Künstler. Nun kommt der 73-Jährige US-Amerikaner mit der "Night of the Proms" erstmals seit 1982 wieder nach Deutschland. Daneben stehen Roger Hodgson, Ex-Spice Girl Melanie C, Culcha Candela, Emily Bear und John Miles auf der Bühne.

AZ: Mr. Cetera, wieso sind Sie seit 1982 nicht mehr in Deutschland aufgetreten?
PETER CETERA: Nach meiner Trennung von Chicago hat mir einfach die Unterstützung für Auslandstourneen gefehlt. Zwar hatte ich auf meinem ersten Solo-Album mit "Glory of Liebe" gleich einen Nummer-Eins-Hit, und auch das Duett "The next Time I fall" eroberte die Charts – aber mein Label hat trotzdem immer wieder versucht, mich in irgendeine Verbindung mit Chicago zu drängen. Doch das wollte ich nicht: Ich wollte ich selbst sein. Das ist, als ob man anderen Menschen vorgestellt würde mit: Einst war er verheiratet mit … – und daneben steht deine neue Frau.

Die Night of the Proms-Tour führt durch ganz Deutschland – zweifellos auch eine Zeitreise, sind Sie doch mit Chicago hier aufgetreten.
Dessen entsinne ich mich nicht mehr wirklich, denn wir haben damals verdammt viel getrunken… Nein, natürlich erinnere ich mich an München, Frankfurt oder Dortmund – wobei die allererste Tour auch die beste war. Unsere letzte gemeinsame Tour 1982 hatte schon etwas Bittersüßes, wir waren damals bereits auf dem absteigenden Ast.

Mögen Sie den Begriff Soft Rock?
Ich habe solche Begriffe nie gemocht. Leute sagen mir: Sie haben doch diese wunderschönen Rockballaden geschrieben. Das ist aber eben nicht alles gewesen, ich habe auch viele Uptempo-Songs komponiert. Nur sind die Balladen eben das, was die Leute lieben, obwohl auch mehrere meiner Uptempo-Stücke ganz oben in den Charts gelandet sind. Die ersten großen Erfolge hat Chicago mit Uptempo-Stücken gefeiert. Dann folgte eine Phase, wo einige Jungs in der Band sich in Richtung Jazz orientieren wollten, was von wenig Erfolg gekrönt war – bis dann David Foster und ich einige Songs produziert haben, die Chicago wieder an die Spitze geführt haben. Und diese Hits waren halt Soft Rock-Titel, und so hat jeder gesagt: Sie schreiben wunderbaren Soft Rock.

War diese Phase des Soft Rocks mit einem speziellen Lebensgefühl verbunden?
Ich weiß es nicht. Viele Menschen bis hin zum Ex-Coach des Eishockey-Clubs Nashville Predators haben mir erzählt, sie hätten zu diesem oder jenem Song von mir heiße Liebesspiele gehabt – ehrlich gesagt hat mich das nie interessiert.

Night of the Proms
Night of the Proms

Links: Alexandra Arrieche dirigiert ein Sinfonieorchester. Mitte: Einer der größten Stars 2017: Roger Hodgson, Gründer von Supertramp. Rechts: Das ehemalige Spice Girl Melanie C. Fotos: Night of the Proms

Chicago hat als eine der ersten Bands Rock mit Bläsersätzen für Trompete, Posaune und Saxophon kombiniert – warum hat sich diese Idee letztlich nicht durchgesetzt?
Ich mag Bläser in bestimmten Songs und Momenten, doch keineswegs überall, denn sie entfernen sich ziemlich vom Rock’n’Roll und tendieren eher zum Jazz. Doch wir haben sie damals bei Chicago mehr und mehr eingesetzt: Schrieb ich mal einen Song ohne Bläser, haben mich gleich alle irritiert angeschaut. Zudem waren es nie die Bläser, die bei Chicago die besondere Note ausgemacht haben. Wahrscheinlich hätte es der Bläser gar nicht unbedingt bedurft. Und am Ende waren es einfach zu viele Bläser in zu vielen Songs bei Chicago.

Stimmen Sie manchmal im Bad noch ein "Uhuhuuuhu" aus "If you leave me now" an?
Klar, denn es macht einfach Spaß, während einer heißen Dusche zu singen. Die meisten meiner Songs sind allerdings beim Fahren entstanden: Ich singe gern im Auto, und viele der Melodien und Texte sind mir am Steuer in den Sinn gekommen. Weshalb ich auch immer ein Aufnahmegerät dabei habe, um meine Ideen mitschneiden zu können.

Wäre eine Wiedervereinigung von Chicago denkbar?
Können Sie mir einen Fall nennen, wo das wirklich funktioniert hat? Der einzige Grund für solche Wiedervereinigungen ist das Geld. Freude haben diese Wiedervereinigungen keinem der Musiker jemals wirklich gemacht. Police, Cream: Wie lange hat das bei denen gehalten? Eine Tour und dann waren sie wieder an eben dem Punkt, weshalb sie sich getrennt hatten.

Selbst eine Million Dollar würde Sie nicht schwach werden lassen?
Ich würde es nie aus finanziellen Gründen tun! Zumal da inzwischen bei Chicago eine Gruppe von Musikern auf der Bühne steht, die keine dauerhafte Band mehr bildet, sondern einem ständigen Wechsel unterliegt. Nein, selbst in meinen wildesten Träumen wäre dies keine Option.

Sie hatten zahlreiche Hits – gibt es einen, den Sie besonders mögen?
Das beste Album, das ich jemals gemacht habe, ist mein Weihnachtsalbum – das allerdings nie jemand gehört hat. Ich hatte vor Jahren einige neue Weihnachtslieder geschrieben, was mir großen Spaß gemacht hat, einfach weil ich Weihnachten so sehr liebe.


Night of the Proms, Olympiahalle, 8. und 9. Dezember, jeweils um 20 Uhr, 10. Dezember 15 Uhr, Karten gibt es unter 089/54818181 und an allen Vorverkaufsstellen. 

Lesen Sie hier: Konzertsäle - Wie machen es die anderen?

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