Pete Doherty und seine Babyshambles in der AZ-Kritik

Der perfekte Soundtrack für jede gelungene Kneipenschlägerei – Pete Doherty und seine Babyshambles heizen das Kesselhaus gehörig ein und zeigen, dass ihr Feuer immer noch brennt.
von  Sebastian Lauterbach

Es gab eine Zeit, da waren Konzerttickets von den Babyshambles eine heiße Sache. Kommt er oder kommt er nicht? Enttäuschung oder Extase? Der Teilzeitmusiker und Vollzeitdrogenabhängige Pete Doherty war das Enfant Terrible der Szene. Öffentliche Abstürze und Skandale konnten sein Image nie zerstören. Ganz im Gegenteil: als Indie-Rocker wurde er nur noch mehr gefeiert.

Dass Doherty zwischen Genie und Wahnsinn agierte, zeigte sich in seiner Musik. Zwei legendäre Alben nahm er mit The Libertines auf und seit letztem Jahr steht das dritte Werk von den Babyshambles in den Regalen. Am Freitag kam das Quartett nach München ins Kesselhaus und stampften mögliche Zweifler in Grund und Boden.

Ungewöhnlich fängt das Konzert an. Ohne Einlaufmusik oder sonstigem Trara steht er auf einmal auf der Bühne. Pete Doherty, partiell ergraut und mit einer unübersehbaren Wohlstands-Bierwampe. Gitarre umgehängt und los gehts. Es genügen die ersten Töne des Openers „Delivery“. Das Publikum zögert keine Sekunde und steht Kopf. Und das ändert sich nur selten. Egal ob neue Songs wie „Maybelline“ oder die fast zehn Jahre alten Hits des ersten Albums „Down In Albion“. Es wird mitgegrölt und rumgepogt.

Ein kurzes Konzert

Der perfekte Soundtrack für jede Kneipenschlägerei: energetisch, aggressiv und eingängig. Sechs Jahre hörte man nichts von der Band und zweifelte, wie sie sich musikalisch präsentieren würden. Aber der Spaß und die Leidenschaft scheinen nicht verflogen zu sein. Pete Doherty mittendrin.

Gekleidet als Vorzeigeprolet, mit Schlabberjeans, Hosenträgern und Polohemd, torkelt er nur selten mit Gitarre, dafür umso öfter mit Drink oder Bierdose über die Bühne. Jeder Schluck sitzt und wird frenetisch bejubelt.

Die drei restlichen Bandmitglieder werden unweigerlich zu Statisten degradiert. Dabei bricht Gitarrist Mick Whitnall immer mal wieder mit blitzschnellen Soli durch seine Randerscheinung. Schiefe Töne inklusive. Ist aber nicht weiter schlimm. Rock 'n' Roll eben.

Die feuchtfröhliche Stimmung schwappt, wie nahezu jedes Getränk von Doherty, auf das Publikum über. Standesgemäß wird gegen Ende der Mikrofonständer auf den Boden geknallt um das Rüpelimage auch noch miteinbringen zu können.

Mit „Fuck Forever“ enden die Babyshambles. Wohlgemerkt ohne Zugabe und nach genau einer Stunde. Rock 'n' Roll eben.

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