Kritik

Pet Shop Boys in der Olympiahalle: Dance Pop macht einfach glücklich

Die Pet Shop Boys verwandeln die fast ausverkaufte Olympiahalle in eine riesige Tanzfläche.
Stefan Weber |
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Wie in guten alten Eighties-Pop-Zeiten lässt es Neil Tennant glitzern - typisch Pet Shop Boys - und überzeugt bei fettem Sound mit einer klaren Stimme.
Wie in guten alten Eighties-Pop-Zeiten lässt es Neil Tennant glitzern - typisch Pet Shop Boys - und überzeugt bei fettem Sound mit einer klaren Stimme. © Jens Niering

München - Na, endlich! Nach mehr als zwei Jahren nimmt der Live-Betrieb wieder Fahrt auf. Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn dürfen Konzerte wieder ohne Auflagen mit voller Auslastung stattfinden. Den Beginn eines hoffentlich unbeschwerten Konzert-Sommers machten am Samstag die Pet Shop Boys, deren Show zweimal verschoben werden musste.

Pet Shop Boys: Manche tragen in München FFP2-Maske

Schon vor der Show wird deutlich, dass die Pandemie Spuren hinterlassen hat: Am Einlass stehen die Leute brav in der Schlange und halten Abstand. Auch in der Olympiahalle geht es äußerst gesittet zu. Am Bierstand wird nicht geschoben und gedrängelt, jeder wartet artig auf sein Getränk. Manche tragen sogar eine FFP-Maske, obwohl sie dazu nicht mehr verpflichtet sind.

 

Pet Shop Boys: Arena in München war komplett bestuhlt

Abstand halten beim Einlass und am Getränkestand ist das eine. Aber wie soll das in einer rappelvollen Arena funktionieren? Hier wartet die erste Überraschung. Die Arena ist komplett bestuhlt und zwischen den Reihen ein großzügiger Abstand - eigentlich ein Unding bei Pop- und Rockkonzerten. Entsprechend verhalten ist vor Beginn die Stimmung. Überall riecht es nach Popcorn. Die Leute glotzen auf ihr Handy oder unterhalten sich mit ihrem Sitznachbarn. Das Ganze wirkt bislang eher wie ein überdimensionierter Kino-Abend.

Minimalistischer Beginn mit  "Suburbia" und "Can You Forgive Her?"

Als das Licht um 20.05 Uhr ausgeht, sind noch zahlreiche Plätze auf der Tribüne frei. Es ist wohl dem herrlichen Biergartenwetter geschuldet, dass es nicht alle rechtzeitig zum Konzertbeginn schaffen. Als Keyboarder Chris Lowe die ersten Töne des Superhits "Suburbia" anstimmt, reißt es die Fans buchstäblich von ihren Sitzen. Alle stehen, jubeln, klatschen und tanzen vor ihren Stühlen. Die Show beginnt minimalistisch. Unter zwei Straßenlaternen stehen Chris Lowe und Sänger Neil Tennant, dahinter flackern Muster in Schwarz-weiß über die Leinwand. Das bleibt auch beim zweiten Song "Can You Forgive Her?" so.

Lichtshow ab  "Opportunities (Let's Make Lots Of Money)"

Erst beim dritten Lied "Opportunities (Let's Make Lots Of Money)" kommt etwas Farbe ins Spiel. Aber wegen der Lichtshow ist eh niemand hergekommen. Die Fans wollen gemeinsam eine Party mit den Pet Shop Boys feiern und das gelingt auch. Bei der Coverversion der irischen Rocker von U2 "Where The Streets Have No Name" klatschen alle im Rhythmus mit. Und mittlerweile stehen auch alle auf der Tribüne, die in der Zwischenzeit voll ist.

 

Fetter Sound, Neil Tennants mit klarer Stimme

Mehrere Dinge fallen auf: Der Sound ist fett, Neil Tennants Stimme klar. Selbst bei den hohen Tönen hat er keine Probleme. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich feiert der Sänger am 10. Juli seinen 68. Geburtstag. Und man erkennt jeden Song nach wenigen Sekunden. Denn glücklicherweise halten sich die Pet Shop Boys an das Motto ihrer Tour "Dreamworld - The Greatest Hits Live".

Während mache Bands ihre Fans mit ihrem neuen Material bei Konzerten geradezu quälen und aus Zeitgründen viele Lieblingssongs von der Setlist kicken, jagt bei den Pet Shop Boys ein Hit den nächsten.

Bei "New York City Boy" gibt es kein Halten mehr

Lediglich zwei Songs ihrer letzten Platte "Hotspot" aus dem Jahr 2020 werden live performt. Bei ihrem Smasher "New York City Boy" - der 12. Song des Abends - gibt es für die Fans kein Halten mehr. Sie stürmen vor die Bühne und tanzen ausgelassen. Abstandsregeln? Corona? Alles scheint vergessen.

Danach bekommt Chris Lowe, immerhin auch schon 62, eine Pause. Neil performt an der Akustikgitarre "You Only Tell Me You Love Me When You're Drunk". Dabei wird er von einem Bass und einem Keyboard der dreiköpfigen Live-Band begleitet, die seit dem achten Song mit auf der Bühne steht. Bei "Losing My Mind" bekommen eingefleischte Fans sogar Tränen in den Augen. Das letzte Mal spielten die Pet Shop Boys das Lied vor mehr als 30 Jahren bei der 1991-Tour.

Es fehlt kein einziger Hit

Es ist ein Abend, der keine Wünsche offenlässt. Es fehlt kein einziger Hit, der 40-jährigen Geschichte des Dance-Pop-Duos. "Jealousy", "Always On My Mind", "Go West", "It's A Sin" und "West End Girls" lässt die Fans in Erinnerungen an die eigene Jugend schwelgen, die bei den meisten auch schon lange zurückliegt.

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Als die Töne der letzten Zugabe "Being Boring" um Punk 22 Uhr verstummen ist man verblüfft, dass die letzten zwei Stunden wie im Flug vergangen sind. Traurig, dass dieser herrliche Konzertabend schon vorbei ist, ist aber niemand. Dafür ist die Stimmung, die die Pet Shop Boys in den letzten 115 Minuten verbreitet haben, einfach zu gut. Die Fans sind einfach dankbar, dass sie nach zwei Jahren endlich wieder einen geilen Abend mit Tausenden anderen erleben durften.

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