Paulo Coelho, Volker Schlöndorff und ich

Ein Buch von Paulo Coelho hat sie besonders berührt, Volker Schlöndorff wurde ihr Mitstreiter und um die Texte und Musik hat sie sich selbst gekümmert – alles mit Hilfe von Freunden: Jetzt ist Ute Lemper mit „The 9 Secrets“ im Prinzregententheater
von  Adrian Prechtel
Ins Prinzregententheater zu kommen, ist für Ute Lemper ein Heimkommen nach Deutschland.
Ins Prinzregententheater zu kommen, ist für Ute Lemper ein Heimkommen nach Deutschland. © Bell Arte

Ein Buch von Paulo Coelho hat sie besonders berührt, Volker Schlöndorff wurde ihr Mitstreiter und um die Texte und Musik hat sie sich selbst gekümmert – alles mit Hilfe von Freunden: Jetzt ist Ute Lemper mit „The 9 Secrets“ im Prinzregententheater

Nach einem Charles-Bukowski- und Pablo-Neruda-Projekt vollendet Ute Lemper ihre poetische Trilogie: mit „The 9 Secrets – Eine poetische Symphonie“ ist sie im Oktober in München.

AZ: Frau Lemper, das ist ja ein mal ein Kunsttrio: Paulo Coelho, Herr Schlöndorff und Sie!

UTE LEMPER: Ich bin durch dieses Projekt seit Jahren mit Paulo Coelho befreundet. Ich war in Australien auf Tour und ging in eine Buchhandlung. Ich mag gar nicht alle Bücher von Coelho, ich liebe die historischen, philosophischeren, die spirituell anregenden. Mit seinen zeitgenössischen, novellenartigen kann ich dagegen nichts anfangen. Jedenfalls kaufte ich mir in Sidney „Die Schriften von Accra“. Das hat mir wirklich gefallen. Ich bin danach auch in Sao Paulo aufgetreten, lernte eine Journalisten kennen, dem ich von meiner Begeisterung für „Die Schriften von Accra“ erzählte. Er sagte: „Wollen Sie Paulo kennenlernen. Ich kenne ihn! Und er hört Ihre Musik!“ Wir haben gemailt, telefoniert und uns getroffen. Und ich habe ihm die Idee von „9 Secrets“ erzählt.

Aber war er nicht empfindlich, dass Sie seine Texte verändert und bearbeitet haben?

Gar nicht! Und das, obwohl er ja selbst in den 70ern Liedtexte – oft auch politische – geschrieben hat und poetische, auch jazzige Hits gelandet hat. Er hat mich sogar ermutigt, seine Texte zu poetisieren, damit man sie singen kann. Ich hatte mir „Accra“ in verschiedensten Sprachen gekauft – nicht nur auf Portugiesisch, sondern auch auf Spanisch, Französisch, Englisch und natürlich Deutsch. Nach fünf weiteren Monaten hatte ich auch die Musik dazu geschrieben – und mein Freund Volker Schlöndorff hat das Ganze dann für die Ruhrfestspiele inszeniert.

Als Theaterstück?

Nein, Volker hat nur eine ganz dezente, subtile Illustration geliefert.

Aber lenkt so etwas nicht doch von Klang und Text ab?

Nein, das sind große Hintergrundbilder, die still und schweigend ganz langsam wechseln.

„Die Schriften von Accra“ spielen vor 1000 Jahren beim Ersten Kreuzzug nach Jerusalem.

Deshalb sind die Bilder von antiken und mittelalterlichen Ruinen und offenen Landschaften auch im Orient aufgenommen: in Tunesien, wo Volker über viele Tage hinweg, Himmels- und Landschaftsbilder - auch bei Nacht gemacht hat mit Langzeitbelichtungen. Und das ist der Hintergrund zu der Musik und meinen Liedern, zu denen ich auch jeweils ein paar Zeilen sage. Es ist poetisch alles miteinander verwoben.

Wie darf man sich das vorstellen: Sie haben die Musik komponiert?

Ich habe Paolo gefragt, ob ich den populären Ivan Lins oder Freunde aus der brasilianischen Bossa-Nova-Szene fragen soll. Aber Paulo hat gesagt: Mach das allein! Viele Köche verderben den Brei! Ich hatte auch Erfahrung, hatte Charles Bukowski vertont und gerade mein Pablo-Neruda-Liebesgedicht-Projekt hinter mir. Und habe mich dann – als Abschluss einer poetischen Trilogie – allein rangetraut.

Welche musikalischen Referenzen haben dann die „9 Secrets“?

Unsere Zeit, meine Zeit und Prägung: von Debussy bis Miles Davis, Toni Mitchell bis Pink Floyd. Aber zum Leben erwacht das Ganze natürlich durch die fantastischen Musiker aus Tunesien, Palästina, Israel, Marokko und dem Libanon, die auch die alten, historischen Instrumente spielen, wie die Rebec oder die alten Gitarren, Schäferflöten. Bezugspunkt ist da die mediterrane Alte Welt. Und modern, sophisticated arrangiert wurde das Ganze vom New Yorker Jazzer Gil Goldstein.

Ist für Sie als langjährige New Yorkerin ein Konzert in Deutschland anders als zum Beispiel in England oder Spanien?

Ja, es ist ein Heimspiel und Heimkommen! Ich lebe ja auch in der Sprache – und da bleibt Deutsch meine Muttersprache, meine Erzählsprache, meine Herzensbindung. 

Samstag, 13. Oktober, 20.30 Uhr, Prinzregententheater: „The 9 Secrets – Eine poetische Symphonie“ von Ute Lemper, Paulo Coelho und Volker Schlöndorff, 43 - 95 Euro, Tel: 54 81 81 81, www.muenchenticket.de

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