Paul-McCartney-Boxset: Ein Beatle und eine ganze Band

Auf drei Alben spielte Paul McCartney alle Instrumente selbst: Sie sind jetzt in einem schönen Boxset erschienen.
Dominik Petzold
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Paul McCartney mit einem der vielen Instrumente, die er beherrscht.
Paul McCartney mit einem der vielen Instrumente, die er beherrscht. © Mary McCartney

Die Pop-Musik, wie wir sie kennen, wäre ohne Paul McCartney eine andere, das ist klar. Aber eine seiner vielen Pionierleistungen wird oft übersehen, und mit der hatten die Beatles gar nichts zu tun: Als Solokünstler gab McCartney entscheidende Impulse für Lo-Fi-Sound und Do-It-Yourself-Ästhetik.

Paul McCartney und das tiefe Loch nach dem Beatles-Aus

Sein Debütalbum "McCartney" nahm er nach der Trennung der Beatles mit rudimentären Mitteln auf. Als John Lennon intern seinen Ausstieg bei den Beatles verkündet hatte, so McCartney kürzlich in einem Radio-Interview, sei das gewesen, "als wenn jemand daherkommt und sagt: Die Fabrik wird geschlossen".

Er fiel in ein tiefes Loch. "Wie konnte irgendetwas, das ich nun machen würde, so gut sein wie die Beatles, diese sehr spezielle Kombination von Talenten?"

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Er entschied sich dann dafür, auf andere Talente gleich ganz zu verzichten und nahm alle Instrumente samt Schlagzeug allein im Wohnzimmer auf. Das Ergebnis hatte einen warmen Sound, klang aber auch ungeschliffen und kantig, im Hintergrund hörte man die Wohnzimmertüren quietschen. 1970 war das ein Schock für viele zeitgenössische Hörer, die "Abbey Road"-Perfektion gewöhnt waren.

Als sich Paul McCartney "wie ein verrückter Professor in seinem Labor" fühlte

Das Album "McCartney" hatte aber langfristig großen Einfluss auf Musikkreise fernab des Mainstreams. Und es enthielt die wunderbare Ballade "Junk", vor allem aber "Maybe I'm Amazed", einen seiner allergrößten Songs.

Zehn Jahre später schraubte McCartney wieder allein im Studio herum und experimentierte mit Synthesizer und Sequencer. Er fühlte sich "ein bisschen wie ein verrückter Professor in seinem Labor", wie er sagte. Er laborierte nur zum Spaß, doch als er für die Aufnahmen viel Zuspruch erhielt, brachte er sie als "McCartney II" heraus und nahm damit nach dem Ende der Wings seine Solo-Karriere wieder auf.

McCartneys Soloalbum war wieder Inspiration für viele andere

Die großartige Single "Coming Up" erreichte prompt Platz eins und bewegte John Lennon dazu, wieder - und tragischerweise ein letztes Mal - ins Studio zu gehen. Und auch sonst war McCartneys Soloalbum wieder Inspiration für viele andere - allerdings zeitversetzt: DJs entdeckten über 20 Jahre später die Proto-Elektronica-Songs wie "Temporary Secretary" und lockten damit auf die Tanzfläche.

Neues McCartney-Boxset von US-Maler Ed Ruscha gestaltet

Auf "Chaos And Creation In The Backyard" von 2005 hatte Paul fast alle Instrumente selbst gespielt, auf weiteren Alben spielte er auch einen Großteil davon, doch ein drittes pures Solo-Album entstand erst wieder während der Corona-Pandemie: Die Kontaktbeschränkungen trafen McCartney künstlerisch kein bisschen, da er ja alle Instrumente beherrscht. Also erklärte er den Lockdown zum "Rockdown", nahm "McCartney III" auf und konnte sich 2020 an positiven Kritiken und einem weiteren Nummer-eins-Hit erfreuen.

Diese drei Alben sind nun in einem schönen, vom US-Maler und Grafiker Ed Ruscha gestalteten Boxset erschienen: "McCartney I II III". Die Vinyl-Edition enthält die drei Alben im Original-Artwork, die ersten beiden wurden 2011 remastered. Und zu jeder Platte gibt es ein Fotoprint mit einem Porträt des Künstlers als junger Mann, als mittelalter Mann und als junggebliebener Spätsiebziger.


"McCartney I II III", als Boxset mit drei CDs oder drei LPs, bei Universal

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