Patricia Kelly: Die Zeit ist reif fürs große Solo

Patricia Kelly hat eine klare Vorstellung von ihrer Aufgabe als Künstlerin: Sie will mit ihrer Musik die Seele berühren, wie sie im Interview erklärt.
(kd/spot) |
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Die Kelly Family wurde auch deshalb zum Pop-Phänomen der 1990er, weil sie nie die Zügel aus der Hand gegeben hat: Von den Veröffentlichungen bis zur Pressearbeit blieb alles in der Familie. Als Musikerin, Komponistin und Managerin spielte Patricia Kelly (46) dabei eine wichtige Rolle. Nun meldet sie sich mit "Grace & Kelly" zurück und setzt die Tradition fort: Ihr "gefühlt erstes wirkliches Album" ist komplett in Eigenregie entstanden und wurde durch die Fans per Crowdfunding finanziert. Auch im Interview mit spot on news zeigt sich Kelly als Vollblutmusikerin, die sich kreativ nicht beschränken lassen will. Schließlich geht es ihr letztlich um das Wichtigste überhaupt: die Seele.

Sehen Sie Patricia Kellys aktuelles Musikvideo zu "They Cut Me Down" auf Clipfish

 

Bei Ihrem musikalischen Hintergrund überrascht es etwas, dass "Grace & Kelly" Ihr erstes komplett selbstkomponiertes Album ist. Warum so spät?
Patricia Kelly: Ich habe in all den Jahren komponiert und Tonnen von selbstgeschriebenen Liedern. Einige Live-Alben habe ich selbst produziert und CDs mit Kelly-Songs und Traditionals veröffentlicht. Aber "Grace & Kelly" ist gefühlt mein erstes wirkliches Album, weil das ganz ich bin, wie ich heute bin. Alles neu, neue Lieder. Warum so spät? Erst war ich mit der Kelly Family beschäftigt und fühlte mich dort glücklich, ich hatte kein Bedürfnis nach einem Solo-Album. Als es die offizielle Pause der Kelly Family gab, war mir klar, dass ich nicht aufhören konnte, Musik zu machen. So war ich quasi gezwungen, selber auf Tour zu gehen und Musik zu machen. Dies hat einen Reifungsprozess gebraucht.

 

Der ist jetzt abgeschlossen?
Kelly: Ich habe gewisse Anforderungen an mich selbst und Qualitätsansprüche. Bis jetzt fühlte ich mich nicht bereit für dieses Projekt. Parallel habe ich eine Familie gegründet, habe geheiratet und zwei Söhne auf die Welt gebracht. Das hat meine volle Aufmerksamkeit verlangt. Ich habe mein ganzes Herz und Seele in meine Familie gesteckt. Trotzdem habe ich immer Musik gemacht, damit ich mein Handwerk verbessere. Jetzt sind die Kinder aus dem Gröbsten raus, gehen beide aufs Gymnasium. Jetzt habe ich die Zeit, die Kraft und die Reife für dieses Projekt. Wie man so schön sagt: Everything has its time.

 

Warum haben Sie sich entschieden, das Album per Crowdfunding zu finanzieren?
Kelly: Ich bin erst den klassischen Weg gegangen und habe mit meinen Demos die Plattenfirmen angesprochen. Schnell habe ich verstanden, dass dort Geld eine wichtigere Rolle spielt, als Musik zu machen. Die Zeiten der 1970er Jahre, wo Musiker Musik nur aus Liebe zur Musik machten, sind leider überwiegend vorbei. Heute sitzen Geschäftsführer in den Leitungen der Plattenfirmen und es wird nicht nach Musik bewertet, sondern danach, wie viel man an welches Publikum verkaufen kann. Ich hatte finanziell lukrative Angebote auf dem Tisch, die ich abgelehnt habe. Ich wollte Musik machen, wie es mein Herz begehrt. Absolut unberührt von kommerziellen Absichten, von aktuellen Trends, wie zum Beispiel auf Deutsch zu singen und so weiter.

 

Waren Sie überrascht vom großen Zuspruch der Fans?
Kelly: Ja, ich war sehr überrascht, muss ich sagen. Ich fühle mich sehr geehrt, dass so viele Menschen mir vertrauen und mich unterstützen. Die Kelly-Fans haben mir durch die Unterstützung beim Crowdfunding das ermöglicht, das für mich ein Traum war: Just to make music.

 

Die Texte sind oft sehr persönlich. Hatten Sie auch mal Bedenken, Ihr Seelenleben auf diese Weise offenzulegen?
Kelly: Kunst lebt von Wahrhaftigkeit. Ich muss mich damit abfinden, dass mein Leben auch zum Teil in der Öffentlichkeit stattfindet. Sicherlich ein Spagat und nicht immer einfach. Bei Interviews überlege ich schon mal, was ich sage und was nicht, bei meinen Songs niemals. Ein Song ist für mich ein direkter, verlängerter Arm meiner Seele. Mein Job in der Gesellschaft ist es, als Künstlerin die Seele zu berühren. Und es ist die Seele, die dem Menschen einen Lebenssinn gibt und ihn vorantreibt. Wenn ein Künstler nicht frei und ohne Ketten sein kann, wer dann? Meine Aufgabe ist es, den Menschen zu zeigen, dass sie eine Einzigartigkeit und innerliche Freiheit besitzen, die ihnen niemand nehmen kann. Und wir sind viel mehr, als wir uns erdenken.

 

Das "Grace" im Titel bezieht sich auch auf die Gnade Gottes. Wie wichtig ist der Glaube in Ihrem täglichen Leben?
Kelly: Das ist die tragende Kraft meines Lebens, die Quelle des Guten in mir. Ich bin mir sicher, ohne meinen Glauben wäre ich heute nicht die Person, die ich bin. Für mich gibt es keine Trennung zwischen meinem täglichen Leben und meinem Glauben. Mein Leben besteht aus einzelnen Momenten im Alltag, mein Glaube durchdringt meine gesamte Person und mein Wesen.

 

Wie eng ist heute der Kontakt zu Ihren Geschwistern? Und wie stehen die Chancen für ein Comeback der Kelly Family?
Kelly: Ich bin dankbar, dass ich zu jedem auf irgendeine Weise Kontakt habe. Mit manchen Geschwistern verstehe ich mich sehr gut, sie sind meine engsten Freunde. Mit anderen verstehe ich mich okay und mit anderen ist es verbesserungswürdig. Es wäre ein Traum, eines Tages wieder mit den Geschwistern auf der Bühne zu sein.

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