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Panne im Münchner Herkulessaal: BR schickt Publikum nach Hause

Das zweite Konzert mit Herbert Blomstedt und dem BR-Symphonieorchester musste wegen eines technischen Problems ausfallen. Insider verwundert das nicht.
Robert Braunmüller
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Der Chor und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Herbert Blomstedt in der Aufführung von Mendelssohns "Lobgesang" am Freitag im ausverkauften Herkulessaal.
Der Chor und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Herbert Blomstedt in der Aufführung von Mendelssohns "Lobgesang" am Freitag im ausverkauften Herkulessaal. © Serverin Vogl/BR

Seit Jahren klagen Veranstalter über den maroden Zustand der Künstlergarderoben und der übrigen Räume hinter der Bühne des Herkulessaals. Und über den Unwillen der dem Finanzministerium unterstehenden Residenzverwaltung, daran auch nur minimal etwas zu ändern. Die wiederum hat bei Veranstaltern und Orchestermanagern nicht grundlos ein Image weit unterhalb der Münchner S-Bahn.

Eine größere Panne war nach Ansicht von Beobachtern nur eine Frage der Zeit. Am Samstag war sie da: Nach einem Stromausfall blinkte ein unabschaltbares Alarmlicht. Ein Konzert der Münchner Symphoniker am Nachmittag wurde beeinträchtigt, der Bayerische Rundfunk musste die 1300 Besucher der Wiederholung des mit viel Herzblut erarbeiteten Konzerts unter dem 97-jährigen Herbert Blomstedt nach Hause schicken.

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Ein Blick auf die Herrentoilette im Backstage-Bereich des Herkulessaals.
Ein Blick auf die Herrentoilette im Backstage-Bereich des Herkulessaals. © Anonym

Der Autor dieses Kommentars hat Interviews in einer Künstlergarderobe geführt, in der glühende Heizkörper nur durch das Öffnen des Fensters reguliert werden konnten. Auch in den Herrentoiletten des Publikumsbereichs ist dieses Phänomen zu beobachten. In einer der Toiletten im Backstagebereich lag monatelang ein von der Verwaltung unbemerktes Urinal auf dem Boden.

So sieht der Herkulessaal von außen aus.
So sieht der Herkulessaal von außen aus. © IMAGO/Depositphotos

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  • Sesemi am 14.01.2025 12:58 Uhr / Bewertung:

    Natürlich gehen nicht „alle“ in klassische Konzerte, aber das ist bei Fußballspielen nicht anders. Musiker, Fußballspieler und alle anderen Arbeitnehmer haben ja ein Anrecht auf einen funktionierenden und technisch sicheren Arbeitsplatz. Um den scheint sich die Schlösser- und Seenverwaltung mindestens im Fall Herkulessaal nicht ordentlich zu kümmern.
    Auch sonst ist es im Backstagebereich nicht annähernd so angenehm wie es die Fassade der Residenz vermuten läßt: in welchem Betrieb müssten Damen sich in der Herrenumkleide umziehen, weil die Damenumkleide nicht groß genug für alle ist?

    Gibt es eigentlich von der Schlösser- und Seenverwaltung eine Stellungnahme??

  • Claus am 14.01.2025 00:43 Uhr / Bewertung:

    Da hat sich ja der Herr Kulturredakteur mal so richtig aufgeregt – ich lach' mich schlapp ;)

    Inhaltlich natürlich vollkommen richtig, aber die absichtliche Vernachlässigung der staatlichen Kernaufgaben ist doch keineswegs auf den Herkulessaal beschränkt. Ich sag nur Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur, Stadtreinigung...

    Seit Monaten fährt z.B. abends ab 21:30 Uhr die S-Bahn nicht mehr ordentlich. Am Wochenende gerne mal überhaupt nicht. Das betrifft zehntausende Leute, nicht nur ein paar Hanseln handverlesenen Konzertpublikums. Die Leute kommen nicht oder nur mit viel Zeitverlust zur Arbeit bzw. wieder heim. Oder sie bleiben gleich zuhause, statt in der Stadt einzukaufen oder Essen zu gehen. Wie wär's damit, auch dafür mal so klar Stellung zu beziehen und die Verantwortlichen zu benennen? Mal den volkswirtschaftlichen Schaden zu beziffern, der dadurch entsteht?

  • Yeswecan am 13.01.2025 19:20 Uhr / Bewertung:

    Es ist sehr schade, dass das Konzert im Herkulessaal wegen technischer Mängel ausgefallen ist.Aber der weitaus größere Skandal ist doch die Stillegung des Gasteig-Kulturzentrums nach knapp 40 Jahren Laufzeit. Offenkundige Schlamperei und Vernachlässigung unter Führung der SPD-Stadtregierung hat das zu verantworten.Und sie haben das immer noch nicht auf die Reihe gebracht, eine Wiedereröffnung steht in den Sternen. Es mangelt wahrlich nicht am Geld, aber in eklatanter Weise an der Wertschätzung unseres kulturellen Erbes .Das verbindet SPD, CSU und Grüne allemal.

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