Paavo Järvi dirigiert das Orchester der Stadt

Paavo Järvi, Joshua Bell und die Münchner Phiharmoniker im Gasteig
Michael Bastian Weiß |
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Paavo Järvi, Joshua Bell und die Münchner Phiharmoniker im Gasteig

Dirigentische Routine ist etwas sehr hilfreiches. Sie sollte nur nicht an die Grenze zum Desinteresse stoßen. Genau dieser Gefährdung unterliegen Paavo Järvis Dirigate manchmal. Er ist ein versierter Dirigent, mit einer präzisen, schmucklosen Technik, der die Münchner Philharmoniker auch in diesem Konzert mit überlegener Sicherheit leitet.

So wird der erste Teil mit der spritzigen Ouvertüre zu Carl Nielsens Oper „Maskarade“ eingeleitet und der zweite Teil mit Igor Strawinskys „Scherzo fantastique“. Die Philharmoniker treten bei Nielsen frisch in Erscheinung und bei Strawinsky klangsinnlich. Besonders Dmitri Schostakowitschs Erste Symphonie f-moll wird zum Ereignis, gerade weil Järvi diesen Geniestreich eines 18-jährigen so ungerührt in den Raum der Philharmonie stellen lässt, dass sowohl seine rotzige Unverfrorenheit als auch die erschreckenden Visionen tiefen Eindruck hinterlassen. Im Vergleich zu den Berliner Philharmonikern am Tag zuvor zeigt sich übrigens besonders im Finale die konkurrenzlose Macht der philharmonischen Blechbläser.

Desinteresse

Diese umstandslose Attitüde ist freilich für Peter Tschaikowskys Violinkonzert nicht geeignet. Nicht das rasche Tempo ist hier das Problem, sondern, dass Järvi den Verlauf des Konzertes, zumal im Kopfsatz, nicht gliedert. Ohne Punkt und Komma marschiert die Musik vor sich hin. Selbst herausragende Momente wie die strahlende Ballsaalszene oder die anfeuernden Orchestereinwürfe vor der Kadenz können nicht plastisch werden, sie werden desinteressiert gleichgemacht. Die Philharmoniker klingen geschlossen, doch auch pauschal. Und ein ausgesuchter Effekt wie das laut akzentuierte Horn in der Canzonetta nutzt sich schnell ab und nervt dann nur.

Die rücksichtsarme Begleitung engt hier den Solisten ein. Und so ist Joshua Bell kein Vorwurf zu machen, wenn er sich nicht voll entfalten kann. Wer so getrieben wird, kann auch einmal einen Spitzenton zu tief intonieren oder einen Aufschwung in ein Glissando verwandeln. Zu loben ist der Amerikaner für seine glanzvolle hohe Lage, die das Hören immer dann zum Genuss macht, wenn der Solist frei ist.

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