Olli Schulz im Circus Krone

Der Sänger und Moderator über München, misslungene Witze und fehlenden Mut
Christian Pfaffinger |
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Der Sänger und Moderator über München, misslungene Witze und fehlenden Mut

Letztes Jahr war Olli Schulz viel im Studio – meistens allerdings in Fernsehstudios. Ob zusammen mit Jan Böhmermann oder in seiner eigenen Sendung „Schulz in the box“ war er dabei vor allem eins: witzig. Anfang dieses Jahres hat Schulz ein neues Album vorgelegt. Heuer ist er daher wieder häufiger als Musiker unterwegs und weniger im Fernsehtrubel.

AZ: Herr Schulz: Dieses Jahr touren Sie, ein Erholungsjahr nach viel TV-Zirkus?

OLLI SCHULZ: Das hab ich mir gewünscht, ist es aber nicht geworden. Weil immer was anderes zu tun ist. Entspannt wird es wohl erst, wenn man Rentner ist.

Warum passt Olli Schulz ins Zirkuszelt?

Wir haben wirklich tolle Konzerte gespielt dieses Jahr, jetzt versuchen wir uns noch mal selber mit ein paar tollen Locations zu belohnen. Und ich glaube, das kann was werden im Circus Krone. Ich war da als Kind mal, mit meiner Mutter, anderen Kindern und anderen Eltern. Das war ein magischer Zirkusabend, ein ganz verzauberter Moment.

Ihre beste Tour-Erinnerung an München?

Ich bin wahnsinnig gerne in München. Ich mag das Klima, die Atmosphäre der Stadt. Ich weiß aber, dass man sich auf München nie verlassen kann. Damit meine ich, dass ich in der Muffathalle einen fantastischen Abend gehabt habe, und ein anderes Mal im Feierwerk ist der Funke einfach nicht übergesprungen, dann gab es wieder einen magischen Abend im Ampere. Es ist immer sehr wechselhaft in München.

Wird es ein nachdenklicher oder ein heiterer Abend im Circus Krone?

Das hängt von meiner Tagesform ab. Ich habe zwar ein Programm, eine Playlist, aber jeder Abend ist von einem großen Stück Spontaneität geprägt. Da lass ich auch mein eigenes Gefühl, das ich den Tag über hatte, gerne noch mal raus. Ich habe gelernt, dass viele Leute das schätzen.

Sie sind genervt und die Zuschauer müssen es aushalten?

Es gibt ja dann diese Momente, wo das umschlägt, etwa in Essen. Da komme ich auf die Bühne und hab gemeint: Ich hab heute keine gute Laune. Dann brüllt einer aus dem Publikum: „Das macht nichts, du bist hier im Ruhrgebiet, das fällt nicht auf.“ Dann ist das Eis gebrochen.

Ihr aktuelles Album ist Ihr bisher musikalischstes Album. Gleichzeitig ist es aber auch ernster als bisherige, vor allem gegen Ende auch traurig. Wie kam das?

Ich habe das nicht forciert, es gab einfach Erlebnisse, aus denen dann solche Songs wurden. Ich mache das, was ich machen möchte, und nicht irgendwie extra vertrackte Texte.

Sie kommen aus Hamburg, auch aus einer Zeit, in der die Hamburger Schule groß wurde. Diese bedeutungsschwangere Schwere pflegen Sie ja nicht.

Nein, ich bin zwar ein großer Beobachter und Fan von vielen Bands der Hamburger Schule gewesen, aber das ganze Konstrukt darüber war mir dann doch deutlich zu aufgesetzt beziehungsweise zu anstrengend. Da wurde teilweise mehr gequatscht als Musik gemacht.

Im Song „Passt schon!“ rufen Sie: „Ich will eure Hunde sehen, schmeißt eure Hunde in die Luft!“ Musste sein?

Ja, das ist nur ein mittelguter Gag. Aber dieses Lied handelt ja davon, dass nicht immer alles perfekt sein muss. Ab und zu muss man sagen: Passt schon.

Sie sagen, es werde mit dem Alter immer schwieriger, sich für Musik zu begeistern. Das klingt sehr traurig.

Ja, aber es ist nun mal die Realität. Wenn man sich seit 30 Jahren mit populärer Musik beschäftigt, durchschaut man manche Mechanismen. Als man jung war, da hat einen das alles sehr ergriffen und geprägt. Jetzt arbeite ich im Moment nur 60er- und 70er-Platten auf: Bob Dylan, Neil Young. Und dann siehst du eine Band wie Kraftklub und 20 000 Leute drehen durch. Und du denkst dir, das ist wie vor zehn Jahren bei Franz Ferdinand, die es wiederum von den Talking Heads geklaut haben, die wiederum... – du erkennst die Zeitentwicklung von Musik.

Das klingt eigentlich recht spannend.

Ist es auch. Aber auf eine andere Art. Ich habe eine Begeisterung dafür, aber ich empfinde oft nichts, wenn ich das Radio anmache. Man wünscht sich junge Bands, die mal ein bisschen wütender sind und nicht nur über ein Lebensgefühl singen. Bilderbuch, Kraftklub, Wanda, das ist halt alles so hedonistischer Kult aber nichts, was eine Haltung zu unserer Zeit transportiert.

Schlimm?

Schon schlimm.

Braucht ein Interview ein Happy End?

Nein, Hauptsache der Konzertabend wird schön.

Olli Schulz „Feeling aus der Asche Teil 2“ , 3. 11., 20 Uhr, Circus Krone, Abendkasse ab 38 Euro

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