Oh Mann, schmalz mit!

Howard Carpendale singt in der Olympiahalle nicht nur aufgehübschte Hits, sondern spielt Luftpiano, stirbt mehrmals und zeigt sich als Männerversteher
von  Jasmin Menrad

Howard Carpendale singt in der Olympiahalle nicht nur aufgehübschte Hits, sondern spielt Luftpiano, stirbt mehrmals und zeigt sich als Männerverster

Frauenversteher Howard Carpendale beruhigt die Herren, die vereinzelt mit verschränkten Armen in den Sitzen hängen, gleich zu Beginn seines Konzerts: „Ihr denkt bestimmt, was mach’ ich hier? Vor einem Jahr hab’ ich meiner Frau versprochen, dass ich mitkomme – das Jahr ging so schnell vorbei. Jetzt ist herrliches Biergartenwetter und ich sitze beim Carpendale. Aber ich verspreche euch, es wird euch gefallen“, so der Männerversteher.

Die Oldies von Oldie Carpendale (68) können auch die Herren mitsingen: „Hello again“ oder das „Tür an Tür mit Alice“, bei dem der F-Satz vom Publikum gebrüllt wird. Howie haut aber nicht nur seine Hits raus, sondern auch das „Piano in der Nacht“ bei dem er nach der Luftgitarre auch noch gekonnt Luftpiano spielt. Oder das todtraurig „Du bist doch noch hier“, bei dem Carpendale so sehr mit seiner Musik fühlt, dass er mehrere Male fast den Bühnentod stirbt.

"Das schöne Mädchen" ist Sache der Fans

Für seine Fans singt er auch Lieder, die er selbst nicht mehr hören kann: „Ich frage euch, was für ein Gesicht soll ich machen, wenn ich so einen Text singe?“, fragt Carpendale und meint „Das schöne Mädchen von Seite Eins“, das im feinen Zusammenspiel mit seiner Elf-Herren-Band ein sehr heutiges „Funky Chicken“ mit Rap-Parts und Beatbox wird. Die Fans goutieren auch das, machen Lärm, als wäre die Olympiahalle voll. Doch am Samstag ist sie zur Hälfte abgehängt.

Kurz nach der Pause stürmen und stolpern die Fans wie Teenager zu „Samstagnacht“ nach vorne, schwenken Blumen und Liebesbriefe, recken ihm die Hände entgegen. Carpendale sucht den Kontakt, schüttelt Hände („kreisch“) und plaudert über seine Karriere („Inzwischen bin ich älter als viele Politiker, aber solange ich noch jünger bin als der Papst, singe ich“).

Selbst wenn der mitgeschleppte Ehemann Howard Carpendale nach dem zweistündigen Konzert immer noch für einen Schmalzbarden hält, so wird er sich an die sehr verrockte Band erinnern: An Frank Itt am Bass, der damit kokettiert, dass sich sein Kinn beim Kopfwackeln auf das Dreifache vergrößert, an Ismael Diallo am Saxophon, der den Blues hat, und an Carpendale, wie er alle Frauen um den Finger gewickelt hat.

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