Nobel samtig: Das neue Konzert-Video der Philharmoniker

Die Philharmoniker haben ein neues Konzert-Video im Netz: Valery Gergiev dirigiert Brahms, der Pianist Mao Fujita spielt Beethoven.
Michael Bastian Weiß |
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Valery Gergiev und der junge japanische Pianist Mao Fujita.
Münchner Philharmoniker Valery Gergiev und der junge japanische Pianist Mao Fujita.

Immer wieder muss man daran erinnern, dass das Erlebnis eines Konzertes durch nichts ersetzt werden kann. Aber man kann ja das Beste daraus machen und bei diesem vorproduzierten Video der Münchner Philharmoniker einmal eine Perspektive genießen, die man sonst selbst auf einem der guten Plätze der Philharmonie nicht einnehmen kann. Beim Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur von Ludwig van Beethoven ist der Zuschauer per Kamera ganz nah dran an den Händen des japanischen Pianisten Mao Fujita.

Aber auch per Mikrophon. So kann man selbst über den Umweg der Übertragung den besonderen Klavierton des 22jährigen genau studieren. Er schimmert nobel samtig. Fujita verzichtet auf markige Akzente, ja, sogar auf jede nach Außen wirkende Brillanz und fesselt allein durch die Akkuratesse seines Anschlags, durch die Subtilität, mit der er den Ton in Gesangsphrasen moduliert, die makellose Ebenmäßigkeit, mit der die einzelnen Töne der Skalen aufreiht wie Perlen. In dieser technisch perfekten Realisation, die doch nie kalt wirkt, bleibt nichts im Ungefähren. Fujita trifft jeden einzelnen Staccato- oder Non-legato-Punkt exakt auf den Kopf.

Eine fein abgestimmte Interpretation

Was Valery Gergiev zu einem so guten Begleiter macht, ist nicht nur, wie er einem Solisten bei unmerklichen Verzögerungen oder einem spontanen leichten Straffen folgt. Vielmehr nimmt Gergiev schon in der Orchestereinleitung das stets bedeutungsvolle freie Rubato-Spiel Fujitas voraus, sodass sich hier eine wirklich aufeinander abgestimmte Interpretation ergibt.

Die Symphonie Nr. 1 c-Moll von Johannes Brahms hatten die Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten auf ihrer Asien-Tournee vor zwei Jahren mehrmals gespielt.

Es war damals interessant zu beobachten, wie unmittelbar sich Gergievs jeweilige Tagesform auf das Orchester übertrug, sodass das Ergebnis nie planbar war, sondern immer von seinem jeweiligen Kräftehaushalt abhing. An diesem Abend wirkt der symphonische Körper mit seinen schweren Bewegungen müde, abgekämpft, aber auch friedvoll.

Das zielt an diesem Werk nicht vorbei, das von Brahms sicherlich nicht als sportliche Übung gedacht war. Und es zeigt, zu welcher unverbrüchlichen Einheit Gergiev und die Philharmoniker zusammengewachsen sind: Selten hört man einmal Pizzicati, die mit einem so minimalen gestischen Aufwand so wenig streuen.

Bis zum 19. Dezember kostenfrei auf www.mphil.de

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