Nigel Kennedy in der Philharmonie

Geiger Nigel Kennedy serviert in der Philharmonie Jazziges, Folklore und Häppchen aus der Klassik  
von  Volker Boser

Geiger Nigel Kennedy serviert in der Philharmonie Jazziges, Folklore und Häppchen aus der Klassik

Den Ärger über die Polizei in Bad Wörishofen, die vor drei Jahren in seinem Hotelzimmer nach Drogen suchte, hat er auf die Rückseite des Programmblattes drucken lassen. Doch nicht ohne den versöhnlichen Schlusssatz; „I will play for you with love and respect.“

Nigel Kennedy liebt sein Publikum. Auch dort, wo er sich abseits der Hauptstraße bewegt, ist er ein sympathischer Clown geblieben. Aber einer, der bei allem, was er macht, nie verbergen kann, welch ein ernstzunehmender Geiger hinter der lustigen Punk-Fassade steckt.

Vor vielen Jahren hat er das Violinkonzert seines englischen Landsmannes Edward Elgar aufgenommen. Die CD setzt noch immer Maßstäbe. In der Erinnerung geblieben ist auch eine grandiose Aufführung von Beethovens „Kreutzer“-Sonate mit der Pianistin Martha Argerich im Schweizerischen Verbier.

Doch Klassik scheint ihn momentan nicht zu interessieren. Sein neues Album „Recital“, das er nun „live“ mit einer kleinen Jazz-Combo in der Philharmonie präsentierte, enthält zwar auch Musik von Bach. Aber die wird als Unterhaltungs-Häppchen serviert, mit rauem Ton und nicht immer lupenreinen Doppelgriff-Abenteuern.

Dazu irische Folklore („Out in the Ocean“), eine Hommage an Dave Brubeck („Take Five“) und dann ein Bündel jener Songs, mit denen der Jazz-Pianist Fats Waller einst in den US-Bordellen der 1920er Jahre Furore machte. „How Can You Face Me Now?“, dezente Tanzmusik: Nigel Kennedy schüttelt sie im Stil des von ihm bewunderten Jazz-Violinisten Stéphane Grappelli herrlich lässig aus dem Ärmel.

Ein perfekter Entertainer ist Nigel Kennedy, ein wenig schrullig, aber einer, der eine Menge kann und der sich auch das Retour-Ticket zur Klassik clever aufgehoben hat. Dass sein Lieblingsverein Aston Villa einst vor 31 Jahren die ruhmreichen Münchner Bayern im Endspiel der Champions League mit 1:0 knapp besiegte, erwähnt er „en passant“ – wie sehr er sich noch immer darüber freut, war allerdings unübersehbar.

 

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