Neue Solo-Oboe der Philharmoniker: Verwöhnt durch Gesanglichkeit und Legato

Die Philharmoniker unter Susanna Mälkki mit Werken von Strauss, Webern und Sibelius.
Michael Bastian Weiß |
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Susanna Mälkki dirigiert die Münchner Philharmoniker.
Susanna Mälkki dirigiert die Münchner Philharmoniker. © Sebastian Widmann

München - Auf der Oboe einen hohen Ton im Pianissimo, praktisch im Nichts, anzusetzen und erst dann allmählich anschwellen zu lassen, ist ein Wagnis. Wer es eingeht, kann einen geradezu unwirklichen Effekt produzieren, eine Art Hauch aus einer anderen Welt.

Andrey Godik, dem frischgebackenen neuen Solo-Oboisten der Münchner Philharmoniker, gelingt dieser Coup natürlich. Selbst die unbeirrbaren Huster in der Isarphilharmonie werden ganz still. Überhaupt ist Godik, der von den Bamberger Symphonikern kommt, auf eine wohltuende Weise risikobereit.

Richard Strauss: melodiöses Oboen-Konzert

Das hat er mit seinem Lehrer François Leleux gemeinsam. Ansonsten unterscheidet die beiden viel: Während Leleux die feingliedrige Gestik schätzt, verwöhnt Godik im Oboenkonzert von Richard Strauss mit Gesanglichkeit und einem erlesenen Legato, in das er auch tänzerische Passagen taucht, die deswegen nicht weniger anspringend wirken.

Der Bläser-Belcantist und seine Dirigentin, Susanna Mälkki, haben für das späte Meisterwerk des Komponisten eine hübsche interpretatorische Idee: Zu Beginn setzt Godik wie improvisierend ein, während das kleine Orchester betont zögert, so, als ob die Streicher noch nicht so recht wüssten, wie sie die Oboe unterstützen können.

Ein unharmonisches Duo: Andrey Godik und Susanna Mälkki

So harmonisch dieser Anfang gemacht wird, so stark kontrastieren der Oboist und die Dirigentin sonst in ihren jeweiligen Musizierstilen. Über den gesteigerten Klangsinn Godiks verfügt Susanna Mälkki nicht. Man merkt der gebürtigen Finnin an, dass sie lange auf Neue Musik spezialisiert war. Ihre Schlagtechnik ist von signalartiger Deutlichkeit. Entsprechend sachlich realisiert sie die Orchesterstücke op. 6 von Anton Webern. Dass die so abstrakten, verstreuten Ereignisse einen mitteilbaren Sinn haben können, erfährt man bei ihr nicht.

Neuer musikalischer Stil in der Isarphilharmonie

Und wenn wir schon auf hohem Niveau meckern: Man merkt den Münchner Philharmonikern zwar nicht an, dass die Suite von vier Tondichtungen "Lemminkäinen" von Jean Sibelius seltenes Repertoire ist. Sie können sich auf die Führung Susanna Mälkkis verlassen und beeindrucken mit breitwandiger Monumentalität. Aber auch eine gewisse Statik macht sich breit, weil die Dirigentin noch keine Strategie gefunden hat, die langen Entwicklungen auf einen Zielpunkt hin auszurichten.

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Dafür zieht der berühmte "Schwan von Tuonela" melancholisch seine Kreise, berückend geblasen von Kai Rapsch, Andrey Godiks philharmonischem Kollegen am Englischhorn.

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