Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart

Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart in zwei Konzerten der musica viva des Bayerischen Rundfunks
Robert Braunmüller |
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Peter Dijkstra und der BR-Chor proben in St. Michael.
Astrid Ackermann Peter Dijkstra und der BR-Chor proben in St. Michael.

Vokalwerke der Renaissance werden in München ziemlich selten aufgeführt. Es ist nicht ohne Charme, dass man dafür in ein Nachtkonzert der musica viva gehen muss, die eigentlich dem Allerneuesten und seinen Traditionen gewidmet ist.

Und dazu gehören Thomas Tallis und Josquin Desprez tatsächlich. Die konzentrierte Ruhe von Morton Feldmans „Rothko Chapel“ und die in sich kreisenden 40 Stimmen von „Spem in alium“ sind Gegensätze, die sich auf einer höheren Ebene ergänzen.

Die hallige Akustik der Michaelskirche legte Feldmans Einzeltöne unter ein Vergrößerungsglas. Die Renaissance-Polyphonie der Motetten von Tallis und Josquin Desprez verschwamm dort ein wenig zu einem bloßen Klangrausch. Und der Ausschnitt aus Orlando di Lassos „Lamentationes Hieremiae Prophetae“ litt ein wenig unter der glatten Perfektion des BR-Chors unter Peter Dijkstra.

An diesen Ort hätte auch Rebecca Saunders „White“ gepasst: ein kurzes Stück für eine Trompete mit zwei Schalltrichtern, von denen der eine offene und der andere gestopfte, an Live-Elektronik erinnernde Klänge hervorbringt. Marco Blaauw spielte das Stück zwei Stunden davor zur Eröffnung des Konzerts im Herkulessaal.

Die Befragung des Neuen

Das „Concerto“ von Georghes Aphergis brachte danach das Akkordeon (Teodoro Anzellotti) mit seiner seriösen großen Schwester zusammen: der Orgel. Ein Werk mit großer klanglicher Dichte und Energie, wie alle Werke des Griechen. Wie in fast allen neueren Konzerten war der Solist Teil des großen Ganzen und trat als Individuum kaum hervor.

Zuletzt spielte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Emilio Pomárico mit gewohntem Engagement die Symphonie Nr. 1 des Einzelgängers Stefan Wolpe. Die drei Sätze des 1956 vollendeten Werks entwickeln lange kein besonderes Eigenleben, bis dann im Zentrum des Mittelsatzes viel Schlagzeug einsetzt. Eine sehr spröde, wenig differenzierte Musik, deren herber Reiz in der eigenen Kantigkeit besteht.

Trotzdem: Wo sollte man dieses Stück spielen, wenn nicht in der musica viva? Nach etwas holpernden Anfängen wirkt die Programmauswahl des künstlerischen Leiters Winrich Hopp recht schlüssig: Es ist besser, auch ältere Werke der Neuen Musik neu zu befragen und nachzuspielen, als hektisch eine Uraufführung nach der anderen herauszubringen. Und der Erfolg bestätigt Hopps Konzept eines Avantgarde-Museums (im besten Sinn): Die Konzerte sind so gut wie ausverkauft.

 

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