Münchner Unterfahrt: Jazz geht es wieder los

Die Unterfahrt hat den Lockdown gut überstanden und startet wieder mit vollem Live-Programm.
Ssirus W. Pakzad |
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Jim Black gastiert mit seinem Trio am 5. Juli in der Unterfahrt.
Jim Black gastiert mit seinem Trio am 5. Juli in der Unterfahrt. © Ssirus W. Pakzad

München - Nimm das, Viktor Orbán! Während die Allianz Arena beim Spiel Deutschland - Ungarn auf UEFA-Weisung neutral beleuchtet werden musste, illuminierte die Münchner Unterfahrt ihre Bühne beim Konzert des Vincent Meissner Trios mit Regenbogen-Farben.

Auch zuvor schon zeigte der Haidhauser Jazzclub, der seit dem 11. Juni wieder Publikum zulassen darf, Flagge und schrieb sich auf die Fahnen, die vielen Musiker, die mit dem ersten Lockdown plötzlich ohne Perspektive da standen, nicht im Stich zu lassen.

170-Streaming-Konzerte gab es im Haidhauser Jazzclub

"170 Streaming-Konzerte haben wir insgesamt gemacht. Bis in den April hinein hatten wir via Internet im Schnitt 250 - 400 Besucher, die kontinuierlich zugeschaut haben", sagt Michael Stückl, der Vorstand vom "Förderkreis Jazz & Malerei München e.V.", dem Verein also, der die Unterfahrt betreibt.

Und diese Online-Konzert-Nutzer haben fürs Zuschauen/ Zuhören kräftig gezahlt - auf freiwilliger Basis.

"Wir haben so deutlich mehr eingenommen, als wir über Eintrittsgelder hätten generieren können. So konnten wir den Musikern in der Zeit des Lockdowns sehr gute, weit überdurchschnittliche Gagen zahlen", sagt Stückl.

Auszeichnung beim 1. Deutschen Jazzpreis

Wohl auch wegen dieses Engagements ist das Lokal, das im Kulturzentrum Einstein eingebettet ist, beim 1. Deutschen Jazzpreis kürzlich mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden, "wahrscheinlich, weil wir im Sinne der Künstler das Beste getan haben."

Und das war gar nicht so leicht. "Man musste sich permanent auf neue Situationen einstellen. Unsere bisherige Routine funktionierte plötzlich nicht mehr. Es gab ständig neue Anforderungen. Dazu zählte, dass wir nie genau wussten, welche Tests die Musiker brauchten und ob sie ohne Tests oder Impfnachweise überhaupt in die Hotels kamen, die wir für sie gebucht hatten."

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Jazz-Highlights der nächsten Wochen

Auch wenn es nun so manche Erleichterung gibt, bleibt das Organisieren der Konzerte kein Zuckerschlecken.

Trotzdem spürt man, dass Stückl beim Zusammenstellen des Sommer- und Herbst-Programms vor Eifer glüht und mit sich mit seinem Enthusiasmus nicht bremsen lässt. Für die nächsten Wochen hat er manches Highlight im Angebot.

Kooperationen in Aussicht

Für den Gig eines Allstar-Quartetts mit Tastenmann Michael Wollny, Saxofonist Émile Parisien, Bassist Tim Lefebvre und Schlagzeuger Christian Lillinger weicht er sogar in die deutlich geräumigere Muffathalle aus (Sonntag um 20.30 Uhr).

"Wir werden sicher auch weiterhin einzelne Events in größeren Spielstätten durchführen - das haben wir ja schon früher gemacht und etwa die Kongresshalle bespielt. Ich denke auch über Kooperationen mit meinem Bruder Christian Stückl nach, denn das neue Volkstheater im Schlachthofviertel bietet sich irgendwie an."

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Diese Musiker stehen auf der Bühne

Im Club selbst begrüßt Michael Stückl den legendären amerikanischen Pianisten Fred Hersch (1. Juli, die Münchner Sängerin Alma Naidu (2. Juli), den Trompeter Joo Kraus (3. Juli), das Jim Black Trio (5. Juli), die Band "Ajoyo", die zwischen maghrebinischen Klängen, Jazz und Soul vermittelt (6. Juli), das Trio "Thumbscrew" um die Gitarristin Mary Halvorson (7. Juli, das Gespann Chris Hopkins (Piano)/ Scott Hamilton (Tenorsaxofon), den Schlagzeuger Alex Parzhuber, der in der neuen Reihe "Unheard" auftritt (22. Juli) und den brillanten polnischen Solo-Pianisten Dominik Wania (23. Juli).

Angst vor dem "Delta-Blues"

Bleibt nur zu hoffen, dass sich die neue Virus-Variante im Zaum halten lässt und bei Veranstaltern wie Michael Stückl keinen "Delta-Blues" auslöst.

Denn er Großes vor und für den Herbst schon viel gebucht: den Vibrafon-Shooting-Star Joel Ross etwa, den Oud-Virtuosen Rabih Abou-Khalil, den Trompeter Theo Croker und Weltklasse-Pianisten wie Myra Melford, Omer Klein, George Cables oder Harold López-Nussa.

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