Münchner Rundfunkorchester: Die Botschafter des Kulturauftrags

München - Die Planerinnen und Planer aller Orchester haben schwierige Zeiten mit fast wöchentlich umgeworfenen Projekten hinter und womöglich auch noch vor sich.
Ausgefallene Projekte werden nachgeholt
Das Münchner Rundfunkorchester wird in seiner kommenden Saison eine Reihe coronabedingt ausgefallener Projekte nachholen, so etwa Gioachino Rossinis konzertantem "Comte Ory" unter der musikalischen Leitung von Speranza Scappucci.
Der Zyklus mit Frühwerken von Giuseppe Verdi wird dafür unterbrochen. In der kommenden Spielzeit startet Chefdirigent Ivan Repusiæ einen Zyklus mit Werken des italienischen Verismo.
Er beginnt diese Reihe im vierten Sonntagskonzert mit Alfredo Catalanis "La Wally". Die konzertante Aufführung feiert zugleich das 70-jährige Bestehen des - neben dem Symphonieorchester - zweiten Orchesters des Bayerischen Rundfunks.
"Die Klangsprache der Werke aus dem Verismo stellt große Anforderungen an die Spielkultur. Ich freue mich darauf, zusammen mit dem Rundfunkorchester, das eine so herausragende Tradition im Bereich der Oper hat, die Fein- und Schönheiten dieser Werke zu erarbeiten", so der Chefdirigent in einer Mitteilung.
Im dritten Konzert der traditionell konzertanten Aufführungen von Bühnenwerken gewidmeten Sonntags-Reihe dirigiert Repusiæ die beiden Rachmaninow-Einakter "Aleko" und "Der geizige Ritter".
Die Saisoneröffnung im Prinzregententheater
Die Saison im Prinzregententheater eröffnet das Orchester die im KZ Theresienstadt entstandene Kammeroper "Der Kaiser von Atlantis" von Viktor Ullmann.
Auch die seit 15 Jahren etablierte Zusammenarbeit mit der Theaterakademie August Everding wird fortgeführt: mit Rossinis "L'occasione fa il fadro" (Leitung: Patrick Hahn) und Christian Josts "Die rote Laterne" im März 2022 unter der Leitung des Komponisten.
"Artist in Residence" ist der kroatische Pianist und Komponist Dejan Lazic. Er spielt "Mediterranes für Klavier und Orchester".
Geistliche Musik wird in das BR-Funkhaus verlegt
Die seit dem Jahr 2000 bestehende Reihe "Paradisi gloria" mit geistlicher Musik übersiedelt für die kommende Spielzeit von der Herz-Jesu-Kirche ins Studio 1 des BR-Funkhauses, um möglichen coronabedingten Einschränkungen bei Musik im Kirchenräumen auszuweichen.
Repusiæ wird in dieser Reihe den slowenischen Komponisten Damijan Moènik vorstellen und dessen Johannes-Passion gemeinsam mit dem Slowenischen Philharmonischen Chor zur deutschen Erstaufführung bringen.
Das schuljahrübergreifende Förderprogramm "Klasse Klassik - Bayerische Schulorchester musizieren mit dem Rundfunkorchester" soll nach der pandemiebedingten Absage des Abschlusskonzerts 2020 im kommenden Schuljahr wieder stattfinden.
Erarbeitet werden George Gershwins "Rhapsody in Blue" und Antonin Dvoøaks Symphonie "Aus der Neuen Welt". Die Leitung des Abschlusskonzerts Ende März 2022 hat Wayne Marshall.
Auch Gastspiele sind geplant
Neben den Abo-Reihen und Sonderkonzerten in München ist das Rundfunkorchester regelmäßig mit Gastspielen im Sendegebiet des BR, in Deutschland sowie in europäischen Nachbarstaaten zu hören.
Repusiæ und das Orchester gastieren im Goldenen Saal in Augsburg, im Aschaffenburger Schloss Johannisburg, im Residenzschloss Oettingen sowie im Neuen Schloss Schleißheim.
Es versteht sich dabei als "Botschafter des Kulturauftrags des Bayerischen Rundfunks", wie der Sender mitteilt. Vor 15 Jahren sollte das Rundfunkorchester bekanntlich noch eingespart werden.
Erst der öffentliche Protest verhinderte dies. Daher ist diese Formulierung für Leute mit Gedächtnis nicht ohne subtile Ironie.