Kritik

Münchner Kammerorchester: Vorwiegend heiter zwischen Klassik und Gegenwart

Clemens Schuldt verabschiedet sich vom Münchener Kammerorchester im Prinzregententheater.
von  Robert Braunmüller
Die Sopranistin Sarah Maria Sun mit dem Dirigenten Clemens Schuldt und dem Münchener Kammerorchester im Prinzregententheater.
Die Sopranistin Sarah Maria Sun mit dem Dirigenten Clemens Schuldt und dem Münchener Kammerorchester im Prinzregententheater. © Florian Ganslmeier

Schumanns Cello-Konzert kann leicht einmal Enttäuschungen bereiten. Der Tonfall ist vorwiegend heiter, was zum normalweise sonor melancholischen Solo-Instrument weniger passt. Außerdem ist der Cello-Part kammermusikalisch eng mit dem Orchester verwoben. In einem größeren Raum erreicht da oft nur ein schwummriges Ungefähr das Ohr, mit der Folge, dass sich rasch Langeweile ausbreitet.

Ausgewogene Besetzung macht alle Stimmen hörbar 

Beim Münchener Kammerorchester ist das anders. Die Besetzung ist eher klein, das Verhältnis von Bläsern und Streichern so ausgewogen, dass sich eine Durchhörbarkeit ganz natürlich einstellt. Heiterkeit liegt dem scheidenden Chefdirigenten Clemens Schuldt, und auch beim Solisten Kian Soltani ist der Lyrismus eine Stärke. Und so gelang im Prinzregententheater etwas Seltenes: eine begeisternde Aufführung dieser filigranen Musik.

Auch bei Ludwig van Beethovens schlanker Symphonie Nr. 4 spielten Schuldt und das Orchester ihre Stärken aus: Vitalität, Verve und einen hellen Klang. Beethoven im historisch informierten Stil war bereits eine Qualität des Orchesters und Schuldts Vorgänger Alexander Liebreich. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Spielkultur verfeinert.

Zeitgenössisches Stück wirkt teils belanglos

Auch weniger Selbstverständliches wie der verhaltene Anfang und die Ruhe des langsamen Satzes erklangen sehr differenziert und zurückhaltend. Und so geht das Orchester in bestem Zustand in die neue Ära mit den drei "Associated Conductors" Jörg Widmann, Enrico Onofri und Bas Wiegers.

Ein wenig ratlos ließ das zeitgenössische Stück zurück: "Vielleicht weiß es die Nachtigall" von Fabio Nieder. Die famose Stimmvirtuosin Sarah Maria Sun meisterte zwar die Verwandlung vom kehligen Folklorismus einer slowakischen Melodie in glatte Kunstmusik, doch die mit einem unökonomischen Riesenaufwand an Schlagwerk und Bläsern erzeugten dunklen Klangflächen zwischen ihren Soli wirkten ein wenig beziehungs- und belanglos. Aber weil der Rest des Abends so viel Substanz hatte und Sarah Maria Sun einfach hinreißend singt, trübte das den Eindruck nicht im Geringsten.

Das MKO widmet seine Nachtmusik in der Pinakothek der Moderne am 2. Juli um 22 Uhr der Komponistin Sofia Gubaidulina. Infos unter m-k-o.eu

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