Münchener Kammerorchester: Die Drei von der Musik-Tankstelle

Das Münchener Kammerorchester setzt ab der kommenden Saison auf ein Dirigenten-Trio.
Robert Braunmüller
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Der Komponist und Dirigent Jörg Widmann.
Der Komponist und Dirigent Jörg Widmann. © Florian Ganslmeier

Der bisherige Chefdirigent hat sich mit Beethoven und Schumann bereits verabschiedet. Clemens Schuldt dirigierte aber am vergangenen Samstag noch ein Porträtkonzert in der Pinakothek der Moderne und Mitte Juli ein gemeinsames Konzert mit einer Big Band in der Isarphilharmonie.

Auf einen Nachfolger verzichtet das Münchener Kammerorchester künftig: Es bekommt eine kollektive Führung mit drei "Associated Conductors", dem Geschäftsführer Florian Ganslmeier und einem künstlerischen Beirat.

Bei der Vorstellung der kommenden Saison war nur einer der drei Mitglieder der künftigen Dirigier-Sozietät anwesend: Jörg Widmann. Der versprühte dafür Begeisterung für drei über seine neue Aufgabe. Er wird Mendelssohn dirigieren, außerdem Beethovens Siebte, demnächst auch Mozart und Musik des späten Richard Strauss – immer in Verbindung mit eigenen Werken. Auch seinen nächsten runden Geburtstag wird der Komponist und Klarinettist mit dem Orchester feiern, mit dem er sich seinen Anfängen verbunden fühlt. Die herausragende Aufführung von Mendelssohns Reformationssymphonie vor einigen Jahren rechtfertigt den Versuch, auf ihn auch als Dirigent zu setzen.

Wiegers und Onofri komplettieren das Trio

Die anderen Mitglieder des Trios sind der Niederländer Bas Wiegers und der Italiener Enrico Onofri, einem ehemaligen Konzertmeister von "Il Giardino Armonico", der zuletzt sehr frisch und bemerkenswert Werke von Mozart dirigierte. Auch Wiegers war früher Geiger, beide orientieren sich in ihren Programmen am epochenübergreifenden Konzept des Orchesters.

Natürlich wissen die Musiker und ihr Geschäftsführer auch, dass drei Herren ein wenig unzeitgemäß wirken, wenn bei den Philharmonikern fünf Damen pro Saison am Pult stehen. Das Kammerorchester hat auf diesem Gebiet allerdings nichts nachzuholen: Es hat schon vor 15 Jahren mit Anu Tali zusammengearbeitet. Später kamen Marie Jacquot, Oksana Lyniv und andere. Dirigentinnen und ihre Agenturen konzentrieren sich derzeit karrierestrategisch auf Opernhäuser und symphonische Programme, was es für kleinere Ensembles schwieriger macht, Damen zu gewinnen.

Motto der kommenden Saison ist "Aufbruch"

Nicht ganz überraschend ist das Motto der kommenden Saison: "Aufbruch". Mozarts Posthornserenade unter Enrico Onofri eröffnet in Verbindung mit Luciano Berios "Folksongs" die Saison. Bas Wiegers kombiniert im zweiten Konzert Symphonien von Joseph Haydn mit Musik von Thomas Larcher und einer Uraufführung von Sara Glojnarić. An weiteren Abenden wird die Zusammenarbeit mit Solisten wie Christian Tetzlaff, Alexander Lonquich und Isabelle Faust weitergeführt.

Die vier Nachtmusiken in der Rotunde der Pinakothek der Moderne widmen sich Gloria Coates, Chaya Czernowin, Gražyna Bacewicz und Bryce Dessner. Neben drei Auftritten in Münchner Clubs gemeinsam mit Musikern der Münchner Philharmoniker wird auch die Reihe MKO Songbook mit Neuer Musik im Schwere Reiter fortgesetzt.

Beim traditionellen Aids-Konzert verordnet sich das Orchester eine Denkpause: Nach der Pandemie sei es schwierig, Künstler aufzutreiben, die ohne Gage auftreten wollen.

Bevor die neue Saison Mitte Oktober beginnt, geht sie in der Isarphilharmonie am 15. Juli mit einem Konzert zu Ende, die das Münchner Kammerorchester mit der Jazzrausch Bigband zusammenbringt. Gespielt werden Beethovens Siebte und Louis Andriessens Komposition "Workers Union", geschrieben "for any loud sounding group of instruments". Was ein großer Spaß werden könnte.


MKO meets Jazzrausch Big Band, 15. Juli, 20 Uhr, Karten von 20 bis 38 Euro bei Münchenticket

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