Münchener Freiheit: So lang man Träume noch leben kann
Die Münchener Band hat den Ausstieg des Gründungsmitglieds Stefan Zauner verdaut und tourt erfolgreich mit Tim Wilhelm
Ihre Hits wie "Tausendmal Du" oder "Ohne Dich" hat wohl jeder im Ohr. Die Münchener Freiheit orientierte sich an den Harmonien der Beatles, ihre Musik war komplexer als das, was heute unter dem Begriff Schlager wieder einen neuen Boom erfährt. Kurz nach dem 30-jährigen Bandjubiläum im Jahr 2010 stieg Sänger Stefan Zauner aus, doch die Verbliebenen Vier hatten keine Lust, die Münchener Freiheit zu beerdigen. "So lang man Träume noch leben kann" hiess schliesslich einer ihrer Hits. Seit zwei Jahren ist nun Tim Wilhelm Nesthäkchen, Sänger und Frontmann. Im Herbst hat die Band das neue Album "Mehr" veröffentlicht und tourt nun durch Deutschland - nächsten Samstag gibt es ein Heimspiel in der Tonhalle.
AZ: Herr Strobel, wie gross ist für Sie noch der Spass im Geschäft - nach über drei Jahrzehnten?
ARON STROBEL: Der Spass ist auf jeden Fall bei den Konzerten derselbe wie in den Anfangsjahren. Wir leben ja von der Resonanz, die wir bekommen, und die ist immer noch da. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber es macht mir auch immer noch Freude "Ohne Dich" zu spielen. Da geht es richtig ab. Da möchte ich live nicht drauf verzichten, auch wenn ich mir den Song zuhause nicht mehr anhöre.
Herr Wilhelm, Sie singen jetzt diesen Song, den die Fans der Münchener Freiheit Jahrzehnte von Stefan Zauner im Ohr haben. Hatten Sie anfangs Sorge, ob die Fans Sie akzeptieren?
TIM WILHELM: Echte Sorgen nie, eher ein bisschen gemischte Gefühle und natürlich Aufregung, als ich eingestiegen bin. Aber ich vertraute darauf, dass das Publikum teilt, worum es uns ging: nie um eine einzelne Person, sondern immer um die Band, die ich grossartig finde; wir wollten sie unbedingt weiterführen. Vor den Leistungen aller anderen aktuellen und früheren Mitglieder habe ich selbstverständlich sehr grossen Respekt. Für mich ist's eine Ehre und Freude, dabei sein zu können. Freundschaftlich und musikalisch verbunden sind wir uns ja schon sehr lange.
ARON STROBEL: Wir mussten nur herausfinden, ob es passt. Münchener Freiheit ist ja keine einfache Musik, auch wenn es für manche den Anschein hat. Es ist doch recht komplex von den Harmonien, es gibt schwierige Bögen zu singen. Tim hat das gepackt und er passt auch menschlich gut zu uns.
Wie eng ist denn so ein Bandleben?
TIM WILHELM: Wir, zum Beispiel Aron und ich, verbringen jedenfalls auch so viele Stunden miteinander, nicht nur auf der Bühne oder in den Studios.
ARON STROBEL: Ja, das tun wir. Aber ansonsten ist es nicht mehr so wie in den Siebzigern, dass man sich einen Bauernhof mietet und zusammen wohnt. Wir haben schon viel Freiraum, und deswegen Freude ich mich ja auch immer wieder ganz besonders darauf, wenn eine Tour losgeht.
Gibt es eine Bandhierarchie?
ARON STROBEL: Jeder von uns textet und komponiert, wir haben 30 Songs gemacht und dann demokratisch entschieden, welche 13 auf das neue Album "Mehr" gekommen sind.
Und dann haben Sie noch ein "Best of" beigefügt, alte Hits, nun gesungen von Tim Wilhelm.
ARON STROBEL: Das war mir schon lange ein Anliegen, dass Tim auch eine Identifikation mit den alten Songs bekommt.
TIM WILHELM: Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig, deshalb war ich sofort Feuer und Flamme. Schliesslich stehe ich nach jedem Konzert noch etwa eine Stunde am Merchandising-Verkaufs-Stand, höre mir an, was die Fans sagen und gebe Autogramme. Und sehr viele Leute wollten gerne ein Album mit den alten Hits, aber so, wie eben im Konzert gehört.
ARON STROBEL: Die Konzerte sind sehr erfolgreich. Seit März 2012 haben wir jetzt mit Tim über 70 Konzerte gemacht, die Akzeptanz ist da. Das zeigt aber auch, dass die Leute auf die Songs stehen, unabhängig von einer Person.
TIM WILHELM: Wir wollen uns aber nicht nur auf den alten Songs ausruhen, sondern, um Aron zu zitieren, die Münchener Freiheit auch weiter entwickeln.
Sie singen, texten und komponieren seit über drei Jahrzehnten Lieder, hauptsächlich Liebeslieder.
ARON STROBEL: Mir persönlich geht es nicht darum, ob das jetzt Liebeslieder sind. Mir geht es darum, dass man etwas schreibt, was Tim dann authentisch und nachvollziehbar für die Fans rüberbringt. Und Liebe ist schon zu 90 Prozent die Sprache der Popmusik. Übersetzen Sie mal Bryan Adams' Texte, das wäre mir manchmal schon fast zu seicht. Und wenn es um schwierigere Themen geht, dann ist vielleicht das Sachbuch die bessere Form. Wir hatten mal einen wirklich starken Song mit der Zeile: "Ihr kommt zu spät, das, was ihr seht, ist eine Erde, die gerade untergeht." Das fand keine Akzeptanz.
TIM WILHELM: Grundsätzlich ist uns wichtig, den Menschen mit unserer Musik in allererster Linie eine gute Zeit zu geben. Das gelingt uns auf den Konzerten auch.
Ihr Lieblingsliebeslied in der Popgeschichte?
ARON STROBEL: Das kann ich so nicht sagen, aber Sinead O'Connors Version von Princes "Nothing Compares 2U" ist schon eine ganz starke Nummer.
TIM WILHELM: Ich finde "Sweet Child o' Mine" von Guns N'Roses grossartig, schon wie der Song losgeht, mit diesem Gitarrenriff!
Die Münchener Freiheit spielt am 15. Februar um 20 Uhr in der Tonhalle (Kultfabrik), Karten: 39.95 Euro