München: Sarah Connor tritt in der Olympiahalle auf - AZ-Konzertkritik

München - Manchmal brauchen Künstler einen langen Atem, um sich endlich durchsetzen zu können. Und Glück sowieso. Manchmal aber auch den Mut, was ganz Neues anzufangen.
Seit Sarah Connor sich entschlossen hatte, auch auf Deutsch zu singen, geht es mit ihr kometenhaft aufwärts. Von der netten aber etwas farblosen Sängerin hin zur selbstsicheren und sensiblen Poetin. Ihr Album "Muttersprache" wurde bis jetzt über eine Million mal verkauft, "und das ist in Zeiten wie diesen", sagt die Sängerin stolz, "wo kaum jemand noch echte Tonträger kauft, sondern als nur aus dem Netz runterlädt, eine Sensation!"
Fans singen mit
Eigentlich logisch, dass ihr Konzert in der Olympiahalle so gut wie ausverkauft war. Der achtjährige Lucky hält mutig ein Schild in die Luft: "Sarah, ich will ein Selfie mit dir!" Aber dass sein Star ihn erhört und auf die Bühne bittet, damit hatte er nicht gerechnet. Und vorbei war's mit seinem Mut. Kaum einen Ton brachte er mehr raus. Und als die Sängerin ihren kleinen Fan bat, mal zu schätzen, wie viele Fans heute da sein, da stammelte er nur: "Viele. 180 oder so!" Nicht schlecht, freuten sich die übrigen 10.500 in der Halle.
Und die hatten wohl die Songs der quirligen Sängerin alle auswendig gelernt. Es geht um Freundschaft, um Glück und Unglück in der Liebe, und es geht auch um die generelle Einstellung zum Leben. Titel wie "Das Leben ist schön", "Deutsches Liebeslied", "Wie geht glücklich" und "Keiner ist wie du" sprechen für sich. Alle singen mit, voller Inbrunst.
Alle rocken mit
Und der Star des Abends, zuerst ganz schwarz in lässigem Leder, später dann mit karierter Bluse, gibt die unkomplizierte Freundin von nebenan. Aber auch die Dirigentin und Strippenzieherin. Und alle rocken auch mit, auch wenn die hervorragende große Band mal etwas Freilauf hat und richtig loslegt und auch ab und zu mal eine Coverversion präsentiert, von Michael Jackson oder Mother's Finest.
Einer der Höhepunkte des Abends: "Bonnie And Clyde" im Duett mit Hennig Wehland. Und natürlich "Da sein, immer für dich da sein" als riesiger Chor mit allen Anwesenden in der Halle, kurz vor der Zugabe.
Die Art, wie Sarah Connor ihre deutschen Titel arrangiert hat, zeigt eindeutig in Richtung Rock, auch bei den Balladen. Hin und wieder merkt man zwar ihre Soul- und Funk-Vergangenheit, doch nur noch in wenigen Momenten, besonders bei den Covers.
Und wenn sie ab und zu mal gefährlich nah an den Rändern des Schlagers rumschippert, so verzeiht man ihr. Weil sie sich neu erfunden hat, mit viel Mut und viel Können.