Mozart im Prinzregententheater: Gleißende Sonne

Das Münchener Kammerorchester mit viel Mozart und einer Uraufführung im Prinzregententheater.
von  Robert Braunmüller
Der Dirigent Clemens Schuldt bei einer Probe mit der litauischen Komponistin Juste Janulyte.
Der Dirigent Clemens Schuldt bei einer Probe mit der litauischen Komponistin Juste Janulyte. © Florian Ganslmeier

München - Draußen lacht die heitere Sonne, und drinnen, im dezent gekühlten und bestens gelüfteten Prinzregententheater gibt's geballt den sonnigsten aller Klassik-Komponisten: Mozart

Wenn der Wechsel zwischen Licht und Schatten fehlt

Erst in C-Dur und dann im noch helleren D-Dur. Das kann selbst hellste Gemüter nach einer Stunde ein wenig in Trübsinn versetzen, weil das fehlt, was Mozart selbst das "Chiaroscuro" genannt hat: den Wechsel zwischen Licht und Schatten, der das Strahlende erst so richtig aufpoliert.

Vom ursprünglich vorgesehenen Programm des Münchener Kammerorchesters hatte das Virus ein kontrastierendes Stück von Georg Katzer weggebissen. Der für Rafal Blechacz einspringende Pianist Francesco Piemontesi spielte das Konzert KV 503 als erfrischend geistvollen Dialog zwischen dem Klavier und dem anfangs heftig widersprechenden Orchester, ganz ohne symphonisches Auftrumpfen, dafür aber mit sehr viel Esprit.

Im Finale testet Dirigent Schuldt maximale Presto-Geschwindigkeit aus

Clemens Schuldt blickte in der langsamen Einleitung der Prager Symphonie kurz in die abgründige Sphäre von "Don Giovanni", um dann sofort sehr energisch auf gleißendem Sonnenschein zu bestehen.

Im Finale testete der Dirigent maximale Presto-Geschwindigkeit aus, bis hart an die Grenze, an der die Bläserfiguren in Richtung Undeutlichkeit zu verwischen drohten. Wer aber gleich am Satzanfang maximal aufdreht, dem bleibt bei den Wiederholungen und in der Coda keine Möglichkeit mehr für eine weitere Steigerung.

Janulyte beweist viel Klangsinn im Umgang mit dem Streichorchester

Am Beginn stand die Uraufführung eines Stücks für Streicher der litauischen Komponistin Juste Janulyte. Eine sanft irisierende Klangfläche steigerte sich in "Apnea" aus dem Nichts zu einem dynamischen Höhepunkt, um dann wieder in der Unhörbarkeit zu verschwinden. Irgendwo hinter den vielfach geteilten Streichern versteckte sich eine lang gezogene, sehr schöne Melodie.

Janulyte bewies eine Menge Klangsinn im Umgang mit einem Streichorchester. Allein, die Dramaturgie von "Apnea" ähnelte doch sehr dem Urbild aller Klangflächenkompositionen, die mit Streicher-Flagolett beginnen: Wagners "Lohengrin"-Vorspiel. Man kann das gewiss übernehmen. Aber muss man es wirklich?


Am 8. Juli spielt das MKO in der Sendlinger Himmelfahrtskirche um 18 und 20 Uhr ein Programm mit Werken von Mendelssohn und Jörg Widmann, das der Komponist selbst dirigiert. Infos unter www.m-k-o.eu.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.