Mit Überschwang
Mariss Janons mit Schostakowitsch, Schtschedrin und Beethoven im Herkulessaal
Das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester von Schostakowitsch ist ein echter Knaller. Martha Argerich hat es unlängst im Gasteig mit Sergej Nakariakov unvergleichlich brilliant präsentiert – und ganz anders, wie jetzt Yefim Bronfman mit Hannes Läubin unter der Leitung von Mariss Jansons im Herkulessaal: Wo Argerich mit federnder Virtuosität geglänzt hatte, blieb ihr russischer Kollege gelassen, kraftvoll, erdgebunden. Einmal mehr ein Beweis dafür, dass auch in der Musik nicht alle, aber viele Wege nach Rom führen.
Begonnen hatten die Rundfunk-Symphoniker mit Schtschedrins „Selbstportrait“, einer etwa zwanzig Minuten dauernden Klang-Collage, die nach fahlem Streicherbeginn und schmerzlichen Fortissimo-Ausbrüchen in einen traurigen Epilog mündet, der von Sehnsucht nach einer befriedeten Heimat träumt. Das wohl aufwühlendste Stück des Abends: Man spürte, dass es für Mariss Jansons und das Orchester eine Herzensangelegenheit war, dem anwesenden Komponisten und diesem überaus eindringlichen Werk zum Erfolg zu verhelfen.
In Beethovens „Eroica“ gab es zwar gelegentliche Irritationen bei den Bläsern, aber die energische Art, mit der Jansons das Geschehen vorantrieb, machte dann doch Eindruck. Überraschend war, wie flott das Adagio des Trauermarsches musiziert wurde. Da konnte sich gar keine Larmoyanz breit machen. Mit aller Entschiedenheit wies der überaus temperamentvoll agierende Maestro immer wieder darauf hin, wie viel jungendlicher Überschwang in jedem Takt der „Eroica“ steckt. Zu Recht. Sie ist schließlich kein Spätwerk, auch wenn sie bisweilen so zelebriert wird.